Die Magie alkoholfreier Drinks liegt im Zucker

Alkoholfreie Alternativen zu Gin, Whisky, Rum und Co erfreuen sich grosser Beliebtheit. Schmackhaft sind sie jedoch erst, wenn man sie gekonnt mischt.

  • Optisch sind alkoholfreie Cocktails mittlerweile kaum mehr von solchen mit Alkohol zu unterscheiden. (Unsplash)
  • Im August haben die «Rebels 0.0%»-Gründer Christof Tremp und Janick Planzer ihr Sortiment um eine alkoholfreie Spritz- und Amarettoalternative erweitert. (ZVG)

Kürzlich ging die siebte Ausgabe des Festivals «Food Zurich» über die Bühne. Zahlreiche Events lockten Jung und Alt, in die Welt der kulinarischen Genüsse abzutauchen. Einer davon, «Alkoholfreie Spirituosen-Alternativen im Vergleich», war innert Kürze ausgebucht. «Wir wurden fast ein bisschen überrannt und sind sehr erstaunt über die riesige Nachfrage», sagt Alexis Armbrüster. Der Leiter der Barfachschule Zürich führte durch den Abend, der vom Schweizer Schnaps-Forum organisiert worden war. «Die hohe Nachfrage zeigt, dass das Thema alkoholfreie Drinks hochaktuell ist», so Armbrüster.

Ein kulturelles Phänomen

Dass sich alkoholfreie Drinks derzeit solch grosser Beliebtheit erfreuen, ist laut Alexis Armbrüster Zeugnis eines kulturellen Phänomens. «Stichwort Mindful Drinking – das ist ein Thema. Es beschäftigt die Leute», sagt er. Die Leute wollten nicht mehr leiden, wenn sie sich tags zuvor einen feucht-fröhlichen Abend gemacht haben. «Hinzu kommt, dass sich das Trinkverhalten der Jungen massiv verändert hat. Sie trinken heute viel bewusster.» In seinem Betrieb Baradox in Zürich verzeichne er eine steigende Nachfrage nach alkoholfreien Drinks. «Dabei geht es nicht nur um Mocktails, sondern auch um Limonaden.» Und wie steht es um alkoholfreie Alternativen zu Gin, Whisky und Co «on the rocks»? Armbrüster schüttelt den Kopf. «Was man kauft, ist in 99 Prozent der Fälle Wasser mit naturidentischen Aromen. Also fast dasselbe wie Volvic mit Aroma, der Rest ist Marketing.» Komme hinzu, dass es pur nach nichts schmecke. «Damit es nach etwas schmeckt, braucht es einen Geschmacksträger. Die wichtigsten drei sind Alkohol, Zucker und Fett.» An der eigenen Bar hat Armbrüster ein paar selbst gemachte Sirupe. «Die haben zwar Kalorien, schmecken dafür aber auch nach etwas.»

Geheimzutat hausgemacht

Wenn Armbrüster auf alkoholfreie Alternativen zurückgreift, dann auf jene von «Rebels 0.0 %». Zum Mischen, versteht sich.

Gleich handhabt es auch Dirk Hany von der «Bar am Wasser» in Zürich. «Es ist ähnlich wie mit Planted: Nur für sich gestellt, schmeckt es nicht gut. Die Mischung macht es aus.» Und die Mischung – oder die Mischungen kommen an. «Früher waren zwei Prozent der Drinks, die über den Tresen gingen, alkoholfrei. Heute sind wir bei zehn Prozent.» Für alkoholfreie Drinks greift er nicht nur auf «Rebels 0.0 %» zurück, sondern kreiert auch alkoholfreie Essenzen. «Hauptsächlich solche auf Basis von Zitrusfrüchten. Was auch schon vorgekommen ist, sind Pfeffer-Essenzen, um Drinks eine gewisse Schärfe hinzuzufügen.» Bei den Zitrusfrüchten fungiere die Säure als Geschmacksträger. Die Schärfe wiederum spiegle die Sensation wider, die jener von Alkohol nachempfunden sei.

Ein weiterer Bartender, der ebenfalls gerne an neuen Wässerchen tüftelt, ist Oliver Moser, Chef de bar im «Alchemist» in Basel. Im alkoholfreien Bereich schaut Moser derzeit unter anderem gerade, was mit Fruchtessigen möglich ist. «Wir verwenden möglichst regionale Produkte. Ein Ziel ist, bald auf Limetten und Zitronen zu verzichten. Daher die Idee, mit Fruchtessigen als Säureträger zu experimentieren.» Darüber hinaus stellt Moser auch eigenes Kombucha her. Etwa aus Kräutertee oder aus Ahornsirup. Hinzu kommen diverse Shrubs. «Damit lassen sich kreative Drinks herstellen. Auch im alkoholfreien ­Bereich.»

(Désirée Klarer)


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