Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Die Mutter aller Gastronmessen

1965 findet die Igeho in Basel zum ersten Mal statt. Seither prägt sie die Hotel- und Gastrobranche.

Lebensmittel attraktiv zu präsentieren war und ist ein Anliegen der Igeho.  (Staatsarchiv Basel-Stadt)

Man schreibt den 17. November 1965, als in Basel die erste Internationale Fachmesse für Gemeinschaftsverpflegung öffnet, initiiert von der Gemeinschaftsgastronomie. 20 Referenten äussern sich damals zu aktuellen Problemen in der Gemeinschaftsverpflegung. So hält etwa Referent Dr. J. C. Somogyi, Direktor des Institutes für Ernährungsforschung der Stiftung im Grünen in Rüschlikon/ZH, fest: «Das Problem einer ausgeglichenen, vollwertigen Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung bekommt eine ständig grössere Bedeutung, weil sich immer mehr Menschen auswärts verpflegen.» Die Hauszeitung der Union Helvetia (heute Hotel & Gastro Union) hält in ihrer Nachberichterstattung fest: «Die guten Besucherzahlen zeigen, wie die Messe einem wirklichen Bedürfnis entspricht.»

Die Gastronomie stösst dazu

Bei der Zweitauflage der Fachmesse im Jahr 1967 stösst die klassische Gastronomie und Hotellerie dazu. Es entsteht die bis heute gängige Abkürzung Igeho für Internationale Fachmesse für Gemeinschaftsverpflegung und Hotellerie. Im neuen Sektor Beherbergung werden die dringenden Probleme und deren Lösungen in der Hotellerie thematisiert. Zu diesem Zweck wird sogar ein Musterzimmer eingerichtet.

An der Messe ist zum ersten Mal die Arbeitnehmerorganisation Union Helvetia mit einem Stand dabei. Die zweite Messeausgabe findet auf doppelt so vielen Quadratmetern Fläche statt wie die Erstauflage. Eine grosse Kantine, eine Cafeteria, eine Grosswäscherei und ein Auslieferungslager einer Einkaufsgenossenschaft werden dafür nachgebaut.

Auch zwei Jahre später, als 1969 die Drittauflage der Igeho stattfindet, kommen wiederum mehr Aussteller und Gäste nach Basel. Neu ist der Sektor Hallenbad- und Schwimmbäderbau. Ein Gebiet, das in der Hotellerie damals von grosser Aktualität ist. Auch bei dieser dritten Auflage der Messe werden Referenten eingeladen. Allerdings stossen nicht alle Reden auf Begeisterung. Ein Redaktor der Zeitung Union Helvetia hält in seinem Bericht fest: «In den Referaten wurden zwar wichtige Informationen vermittelt. Hingegen war vieles bekannt und wurde in abgedroschener Form aufgewärmt.» Besonders kritisch äussert sich der Schreibende über das Referat von Emil Wartmann, damals Betreiber des Bahnhofbuffets in Basel. Mit dem Titel «Wird der Küchenchef überflüssig?» greife Wartmann die Köche direkt an. Er werbe für Vorgefertigtes statt des langen Kochens nach Rezept.


Die Igeho ist auch heute noch ein Ort der Trends und Inspirationen.


Mit Beginn der 1970er-Jahre wird die Igeho zum fixen Termin der Gastgewerbler. Dort treffen sie Berufskollegen und erfahren Neuheiten. So etwa 1971 an der Sonderschau «Industrielle Gastronomie», welche die Erleichterungen und neuen Möglichkeiten durch Convenience-Food aufzeigt. Im selben Jahr widmet sich die Sonderschau «Gastronorm» den damaligen, noch unbekannten Normierungsbestrebungen im Geräte- und Zubehörbau.

Doch die Igeho hat auch ihre Schattenseiten. Dies wird durch einen Bericht von Otto Ledermann von 1971 deutlich, der an der Basler Gewerbeschule Köche ausbildet. In seinem Nachbericht schreibt er: «Die Lehrlinge des Gastgewerbes hatten Gelegenheit, eine erstklassige, kulinarisch-gastronomische Schau kostenlos zu besuchen. Doch offenbar wussten nicht alle Lehrlinge, dies zu schätzen. Für viele Besucher war es ärgerlich anzusehen, wie sich junge Köche volllaufen liessen und sich pöbelhaft aufführten.» Mit solchem Verhalten wird ein Image geschaffen, mit dem die Messe bis heute zu kämpfen hat.

Die nachfolgenden Auflagen der Igeho-Messe sind durch stetes Wachstum gezeichnet. So ist in der Wochenzeitung Union Helvetia aus dem Jahr 1985 nachzulesen: «Die Fachmesse hat eine rasante Entwicklung hinter sich. Waren es beim ersten Mal noch 202 Aussteller, sind es heuer 666. Die Standfläche hat sich somit vervierfacht.»


Die goldenen Jahre der Igeho sind die 70er- und 80er-Jahre.


Bis Anfang der 1990er-Jahre geht es mit der Igeho steil bergauf. Die Messe ist mit ihren Verköstigungen in allen Bevölkerungsschichten beliebt und ist über Jahre mehr Publikums- als Fachmesse. Mit einer Erhöhung der Eintrittspreise von 25 auf 70 Franken versucht man, wieder vermehrt Berufsleute anzuziehen. Die Gastrobranche ist fortan wieder unter sich.

Doch nicht nur die Einschränkung auf das Fachpublikum, sondern auch das Aufkommen des Internets liess die Zahl der Besucher und Aussteller im Laufe der Jahre rasant schrumpfen. Im Jahr 2019 kommen noch 65 000 Besucher nach Basel. In diesem Jahr findet die Igeho-Messe zum sechzigsten Mal statt. Benjamin Eulau, Brand Director der Igeho, hofft, dass zwischen Samstag, 15., und Mittwoch, 19. November, rund 50 000 Berufsleute den Weg nach Basel finden.

(Ruth Marending)
 

Das sagen Brancheninsider zur Igeho:

Patrick Lobsiger; CEO Pistor AG
«Die Igeho ist für Pistor die ideale Plattform, um mit Gastronominnen und Gastronomen Kontakte zu knüpfen. Wir zeigen an der Messe, was wir können: nämlich den Alltag der Berufsleute mit einer breiten Produktpalette, smarten Dienstleistungen und unserer Bestellplattform Mercanto zu vereinfachen. Ich freue mich auf die Igeho und einen regen Austausch mit den Besuchern.» 

Pascal Krebs; Leiter Marketing und Beschaffung Transgourmet/Prodega
«60 Jahre im Doppelpack: Igeho und Prodega feiern beide Jubiläum! Seit 1965 sind wir im Herzen der Gastronomie und Igeho-Partner der ersten Stunde. Gemeinsam mit Transgourmet und Saviva dürfen sich unsere Kunden über mehr Sortiment, ein dichteres Logistiknetz und Nähe durch Regionalität freuen. Die ­perfekte Plattform für Austausch – von Profi zu Profi.»

Daniel Haldimann; Leitung Messen & Meisterschaften Hugentobler Schweizer Kochsysteme AG
«Entdecken, berühren, erfahren – gibt es einen besseren Ort als die Igeho, um das in ganz grossem Stil zu erle­-ben? Nein, und darum sind wir mit Hugentobler am grössten Branchenevent der Schweizer Gastronomie live vor Ort – auch im Jubiläumsjahr. Was unsere Besucher im November erwartet? Begegnung, Austausch und natürlich innovative Küchenkonzepte mit Leuchtkraft.»

Urs Loher; Vizedirektor Meiko (Suisse) AG
«Die Igeho ist der bedeutendste Treffpunkt der Branche und für uns eine wichtige Plattform zur Beziehungspflege. Der Austausch mit unseren Kunden, Partnern und neuen Kontakten steht im Mittelpunkt unserer Teilnahme. Als Aussteller der ersten Stunde – Meiko ist seit der ersten Durchführung dabei – ist das 60-Jahr-Jubiläum der Igeho auch für uns Grund zum Feiern.»

Stefan Jauk; Leitung Marketing und Kommunikation Pacovis AG
«Die Igeho bietet einen wichtigen Treffpunkt, an dem sich alle aus der Lebensmittelbranche austauschen. Ob Gastronom, Metzger, Bäcker, Käser oder Eishersteller, wir werden auch 2025 die stolzen Handwerker an unserem Stand zusammenbringen und eine Plattform für den Aus-tausch schaffen. Wir freuen uns auf unvergessliche Tage und wünschen der Messe alles Gute zum Jubiläum!»

Esther Lüscher; Präsidentin Hotel & Gastro Union
«Die Igeho ist für uns ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Zudem ist sie wichtig für die Sichtbar-keit unserer fünf Berufsverbände. Die Plattform ist ideal, um zu zeigen, wer wir sind und wofür wir einstehen. Lernende profitieren vom U21-Parcours und können in die Welt der Aussteller mit ihren Neuheiten ein­-tauchen. Danke, dass es die Igeho gibt und wir dabei sein können.»

Reto Hürlimann; Geschäftsführer Rational Schweiz AG
«Als langjähriger Aussteller freuen wir uns, die nächste Igeho mitzugestalten. Nach unseren eigenen Jubiläen – 50 Jahre Rational AG und 25 Jahre Rational Schweiz AG – feiern wir nun das 60-jährige Bestehen der Igeho. Wir freuen uns auf die Begegnungen mit den Besuchenden, um unsere intelligenten Kochsysteme, Innova-tionen und individuellen Services zu präsentieren.»

Sandra Roth; Leiterin Marketing Markus Hans Group
«Wir gratulieren zu 60 Jahren Igeho. Mit Berndorf Luzern sind wir seit der ersten Messe mit dabei – ein Zeichen, wie wichtig Live-Erlebnis, persön-licher Austausch und Branchennähe für uns sind. Auch dieses Jahr präsentieren wir unsere neuesten Produkte und zeigen die Trends im Table Top und in der Küche. Wir freuen uns auf zahlreiche tolle Begegnungen.»

Thomas Leu; Präsident SVG
«Die 30. Igeho steht vor der Tür und als Gründungsmitglied ist der SVG natürlich ganz besonders stolz auf dieses Jubiläum. Für uns als Verband ist die Präsenz an der bedeutendsten Schweizer Hospitality-Messe selbstverständlich. Hier passiert das, was für unsere Branche von so grosser Bedeutung ist: persönliche Begegnungen und der Austausch von Know-how, Ideen und Innovationen.»

Martin Stalder; Geschäftsführer Salvis AG
«Wir schätzen den persönlichen Kon-takt mit unseren Kunden, Geschäftspartnern und Besuchern der Igeho. Mit 60 Jahren Teilnahme am selben Standplatz ist es für uns einmal mehr eine Freude, unsere Passion für mass-geschneiderte Herde, energieeffiziente, langlebige Apparate und Geräte für die professionelle Küche zu präsentieren. Wir freuen uns auf den Austausch mit den Besuchern.»
 





Heiss begehrte Medaillen

Der Salon Culinaire Mondial gehörte zu den fünf wichtigsten, internationalen Kochkunst-Ausstellungen und war ein Besuchermagnet der Igeho in Basel. Nicht nur Köchinnen und Köche, sondern auch Berufsleute aus dem Service zeigten ihr Können. Ein historischer Rückblick auf ein bedeutendes Kapitel Schweizer Koch- und Servicegeschichte.
 

1977 ­– Kunst und Lumpenparade

23 Jahre nach der letzten internationalen Ausstellung, der Hospes in Bern, ist es wieder so weit: Die Schweiz empfängt die Kochwelt. Mehr als 1100 Köche sowie «Spezialisten der süssen Kunst» und Kellner aus 600 Betrieben und 22 Ländern pilgern an den ersten Salon Culinaire Mondial nach Basel. Dr. Frédéric Walthard, Generaldirektor der Schweizer Mustermesse, ist hocherfreut: «Die Igeho und der Salon gehören zum Gastgewerbe wie das Besteck zum Gedeck.» Als Secrétaire général des Salons fungiert der gelernte Koch, Kellner und studierte Marketingfachmann Curt Spörri. Im «Goldenen Buch des Salon 1977» würdigt er nicht nur die Leistungen der Teilnehmer – die Schweizer Kochnati gewinnt zweimal Gold –, sondern auch den Einfallsreichtum der Aussteller bei der Beschriftung ihrer Gerichte. Als Beispiele nennt er den «Hasenlauf Nello Celio», den «Schweinerücken Jimmy Carter» oder das «Rebhuhn in Lehm». Hingegen weniger geschickt seien laut Spörri so manche Köche beim Herrichten ihrer ­Tische. Vieles sehe meist nach einer Lumpenparade denn einer Dekoration aus.

Mitglieder der Koch­nati 1977: Max Wehrli, Peter Baermann, Maurice Stocker, Bernard ­Gothuey, Hans ­Lichtenberger

1987 ­– Viel Platz für Aussteller

Im Frühjahr 1984 äussert die Basler Mustermesse den Wunsch, an der Igeho 1987 einen zweiten Salon Culinaire Mondial durchführen zu wollen. Der Schweizerische Kochverband und der Servicepersonal-Verband machen sich an die Arbeit, um möglichst viele Teilnehmer nach Basel zu lotsen. Die Nettostandfläche wächst gegenüber 1977 um 4000 Quadratmeter und beträgt nunmehr 33 200 Quadratmeter – viel Platz für die Tische mit Tellern und Platten. 14 Kochnationalteams reisen an. Die Schweiz gewinnt die Gesamtwertung mit kalter Show und Drei-Gang-Menü im warmen Wettbewerb. Neben Kochartistik und Pâtisserie-Kunst gibt es neu einen Wettbewerb für die Gemeinschaftsgastronomie und Regionalteams. Martin Imhof, Service-Verbandschef, organisiert wie schon zehn Jahre zuvor die Tavolarama-Schau der gepflegten Tafelkunst. Den Ehrenpreis und Gold mit Félicitation gewinnt in dieser Hermann Lehner vom Kongresszentrum Muttenza in Muttenz/BL.

Mitglieder der Koch­nati 1987: Georges Knecht, Daniel ­Bumann, Kurt Hanselmann, Rolf Heiniger, Peter Walliser Isabelle ­Gerber-Geng, ­Armin Meier

1993 – Die Aufholjagd beginnt

600 Köchinnen und Köche aus 27 Ländern melden sich für den dritten Salon Culinaire Mondial an. Die Schweiz will den Gesamtsieg bei den Nationalmannschaften von 1987 wiederholen. Nach der kalten Show liegt das Team um Carlos Egli auf Platz drei. Es gibt zwar Gold, aber die Schauplatte «hinkt» qualitativ ­jenen der Teams aus Hongkong und den USA hinterher. Im warmen Programm blasen, oder besser gesagt, kochen die Eidgenossen zur Aufholjagd. Geschmacklich ist das Drei-Gang-Menü mit unter anderem einer Meeresfrüchte- und Süsswasserfisch-suppe sowie im Hauptgang einer Kombination aus Lammcarré, -chops und -würstchen top. Die Küchenjury vergibt zudem Höchstpunkte für Warenbestellung und Mise-en-place. So machen Carlos Egli und Co. das scheinbar Unmögliche doch noch möglich: Gesamtsieg vor den USA und Hongkong.

Mitglieder der Koch­nati 1993: Carlos Egli, Werner Hitz, Bruno Hurter, Werner ­Schumacher, Heinz Schättin, Gregor ­Zimmermann

1999 – erstmals acht Wettbewerbe

Der Wettbewerb der Nationalmannschaften heisst neu Grand Prix Gastronomique. Die Schweiz wird diesmal hinter Schweden und Singapur Dritte. Medaillen werden in insgesamt acht verschiedenen Wettbewerben vergeben. Erstmals tritt eine Schweizer Junioren-Kochnati an – noch nicht in einer eigenen Kategorie, sondern bei den Regionalmann­schaften. Für die jungen Wilden um Stefan Beer gibt es eine Gold- und eine Silbermedaille. In der neu ­geschaffenen Kategorie G für Militärköche treten ­neben den USA und Belgien auch Schweizer Armee­köche an. Deren kalte Show wird mit Silber und Gold belohnt. Im Wettbewerb der Regionalmannschaften siegt die Aargauer Kochgilde und ist in der Pole-­Position für die Nachfolge der Schweizer Kochnati. Der Schweizer Serviceverband organisiert den Wettbewerb Service Star 2000. Der Gewinner heisst José Cipriano Miguel und kommt vom Euro­airport Restaurant in Basel.

Mitglieder der Koch­nati 1999: Carlos Egli, Urs Messerli, Ruedi Lehmann, Urs Regli, Kurt Kühni, Gregor Zimmermann

2005 – Wieder ein dritter Platz

Singapur ist Anfang der 2000er-Jahre in der Kochkunst das Mass aller Dinge. So ist es nicht überraschend, dass das Nationalteam des Stadtstaats am fünften Salon den Gesamtsieg holt. Die Schweiz kommt in der Tabelle auf Platz drei. Im Wettbewerb der Regionalmannschaften treten erstmals acht europäische Teams gegeneinander an. Das Cercle-Team aus Bern gewinnt diese European Culinary Challenge und wird als nächste Schweizer Kochnati nominiert. Bei der ebenfalls für Teams organisierten Culinary Art Show gewinnen drei Schweizer Equipen Gold: die Aargauer Kochgilde, die Schweizer Koch-Jugend-Nationalmannschaft und die Armeeköche, die erstmals unter Swiss Armed Forces Culinary Team antreten. Einer der Armee-Teammitglieder ist der 27-jährige Reto Walther, heute Geschäftsführer des Schweizer Kochverbands. Und wieder findet eine Servicemeisterschaft statt. Den Sieg schnappt sich die 19-jährige Barbara Hildebrand vom Gasthaus zur Eintracht in Oberriet/SG. Platz zwei geht an Sandra Kohler vom Hotel Deuring in Bregenz (AT).

Mitglieder der Koch­nati 2005: Daniel Sennrich, Thomas Marti, Adrian Bader, Stephan Marolf, Daniel Lehmann, Rolf Mürner

2013 – Die letzte Kochkunst-Show

Es ist der erste internationale Auftritt für die neue Kochnati um Sascha Müller und wird zum Erfolgserlebnis: zweimal Gold und hinter Hongkong der zweite Platz im Zehnerfeld der Kochnationalmannschaften. Weil es immer noch keine eigene Kategorie für Junioren gibt, stellt die Schweizer Junioren-Kochnati bei den Regionalteams aus. Es gibt Gold – allerdings ausser Konkurrenz. In der Wertung des Regionalteamwettbewerbs brilliert einmal mehr die Aargauer Kochgilde. Platz drei geht an das Swiss Armed Forces Culinary Team, das mangels Armee-Konkurrenten wieder bei den Regionalmannschaften mitmischt. Wieder im Fokus: eine internationale Servicemeisterschaft mit 20 Berufsleuten. Den Sieg holt eine «Drittlehrjahr-Stiftin»: Sarah Stübi vom Gasthof Dörfli in Mühledorf/BE. Was die Gastrowelt noch nicht ahnt: Es ist der letzte Salon Culinaire Mondial. Aufgrund rückläufiger Igeho-Besucherzahlen und notwendig gewordener Investitionen, die «in keinem vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnis» stehen, stellt die Messe Basel AG den Salon Culinaire Mondial ein.

Mitglieder der Koch­nati 2013: Sascha Müller, Manuela Käslin, Heinz Vorhofer, Giuseppe ­Ferrante, Livio Scussel, Roman Okle, Thomas Bissegger, ­Thomas Kuster, Pascal Inauen, Jasmin Enzler, Balz Züger
 



Rückblick mit einem Zeitgenossen: «Wir hatten nicht mal ein Faxgerät»

Ohne ihn keinen Salon Culinaire Mondial: Norbert Schmidiger prägte von 1987 bis 2013 die Geschichte eines der wichtigsten internationalen Wettbewerbe.
 

Norbert Schmidiger (76) und Erinnerungsstücke aus 30 Jahren Salon Culinaire Mondial.  (Jakob Ineichen)

HGZ: Norbert Schmidiger, Sie waren selbst Koch-Einzelaussteller und haben mehrere Medaillen gewonnen. Die erste 1973 an der National Culinary Competition, vier Jahre später die zweite am Salon Culinaire Mondial. Welches Edelmetall?

Norbert Schmidiger: Es gab Bronze. 1977 arbeitete ich als eidg. dipl. Küchenchef im Motel Rex in Stans/NW und durfte als Einzelaussteller auf dem Tisch des Cercle Luzern meine Gerichte auf einer 2000 Franken teuren Silberplatte von Berndorf präsentieren. 

Dies obwohl Sie nicht einmal Cercle-Mitglied waren?

Ja, ich war zwar Küchenchef, hatte aber 1977 noch nicht die hohen Cercle-Weihen erhalten. Die kamen erst zwei Jahre später.

Alle Medaillengewinner werden im Goldenen Buch des Salon Culinaire Mondial 1977 erwähnt. Der Autor war damals Bruno Berner.

Richtig, das war unser langjähriger Präsident der Union Helvetia, der heutigen Hotel & Gastro Union. Er hatte schon über die Kochkunstausstellung Hospes 1954 in Bern ein Buch geschrieben. Sein Salon-Buch von 1977 entstand im Auftrag der Union Helvetia.

Hat es sich gut verkauft?

Nein. Mit 100 Franken war es sauteuer und ein Ladenhüter. Die Restposten haben wir später an einer Zagg-Messe für 40 Franken angeboten. Kam ein Interessent an unseren Stand und hatte nicht so viel Geld dabei, haben wir es ihm für 20 Franken verkauft.

Am zweiten Salon Culinaire Mondial 1987 waren Sie nicht mehr Aussteller, sondern Mitorganisator.

Ja, zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Sekretär des Schweizer Kochverbands und zusammen mit Curt Spörri und seiner Frau Adelheid für den Salon verantwortlich. Curt kannte ich schon seit Jahren. Die Zusammenarbeit mit ihm und seiner Frau klappte über Jahre immer hervorragend.

Wer war der Boss?

Ganz klar Curt Spörri. Er hatte ein Mandat der Messe, bei ihm liefen die Fäden zusammen. Er war der Kapitän, der mit seinem Team die Klippen umschiffte. Wir beide haben uns immer wieder mal angebellt, aber es ging stets um die Berufsleute und die Kochkunst.

Welche Erinnerungen haben Sie an den Salon 1987?

Der erste Salon zehn Jahre zuvor löste eine riesige Begeisterung unter den Berufsleuten aus, sodass der zweite 1987 zu einem grossen Fest mit rund 100 000 Besuchern wurde. Mit den modernen Teller- und Plattenpräsentationen setzte dieser Salon internationale Massstäbe. Organisatorisch war er aber eine riesige Herausforderung.

Inwiefern ?

Wir hatten damals nicht mal ein Faxgerät. Alles lief per Post, Anfragen und Rückmeldungen. Die Japaner schickten uns Unterlagen, die wir nicht wie heute rasch im Internet übersetzen lassen konnten. Die Übersetzungsbüros von damals hatten zum Teil grosse Mühe, die Namen der Gerichte ins Deutsche zu übersetzen. Ich war froh, dass die Mitarbeiter an der Réception des Hotels Montana in Luzern bei der Übersetzungsarbeit mitgeholfen haben.

Nach 1987 wurde der Salon Culinaire Mondial internationaler und immer bekannter.

Ja, er war schon bald eine der fünf wichtigsten Kochkunstausstellungen des Weltbunds der Köche WACS. Ich war dort lange als Finanzchef im Vorstand und habe aufs Geld geschaut. Im Weltbund habe ich zudem mit dafür gesorgt, dass ein Culinary-Gremium ins Leben gerufen wurde, um endlich Jury-Standards für die internationale Kochkunst einzuführen. ­Da-von hat dann auch der Salon in ­Basel profitiert.

Der Salon war in den 1990er-Jahren neben der Olympiade und der WM der drittwichtigste Wettbewerb. 1993 holte die Schweiz den Gesamtsieg. Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben? 

Die Kochnati um Carlos Egli lag nach der kalten Show auf dem dritten Rang und hat danach im warmen Wettbewerb so viele Punkte geholt, dass es doch noch mit dem Gesamtsieg klappte.

War das 1993er-Team die stärkste Schweizer Kochnati?

Eine der stärksten, ja. Mein ganz persönliches Topteam war die Equipe um Daniel Bumann und Georges Knecht.

Der Salon bot eine Bühne für alle. War Ihnen das wichtig?

Ja, ich hatte immer Freude an den  vielen Einzelausstellern und den Regionalteams.

Was macht Norbert ­Schmidiger heute?

Der Frau auf die Nerven gehen (lacht). Als Pensionär nehme ich es heute ruhig. Ab und an gehe ich an Anlässe des Union Circles. Und ich freue mich immer, wenn man mich an die Delegiertenversammlung der HGU einlädt.

(Jörg Ruppelt)


Zur Person

Der eidgenössisch diplomierte Küchenchef war von 1984 bis 2014 Sekretär, später Geschäftsführer des Koch­verbands. Über zwei Jahrzehnte vertrat er die Schweiz im Vorstand des WACS.



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Wir verlosen ein Exemplar:

joerg.ruppelt@hotellerie-gastronomie.ch