Gütesiegel garantieren Qualität und Herkunft

In der globalisierten Welt werden Rückverfolgbarkeit und Transparenz für Konsumenten immer wichtiger.

Vor 40 Jahren führte die Europäische Union EU die geschützte Ursprungsbezeichnung, kurz g. U. für Lebensmittel ein. Dieses Gütesiegel dient Konsumentinnen und Konsumenten als Orientierungshilfe hinsichtlich Herkunft, Qualität und Sicherheit von Produkten. Hersteller können sich mit der Zertifizierung ihrer Erzeugnisse vor Nachahmung und Fälschung schützen. Zudem tragen die Produktionsmethoden zur Einzigartigkeit der jeweiligen Anbauregionen bei. Dies trifft auf alle drei Ambassadoren der Kampagne «Europa für alle Sinne» zu: Südtirol DOC Wein, Etna DOC Wein und Pecorino g. U.-Käse.

An den Hängen des Vulkans Ätna wachsen Reben bis auf 1000 Meter über Meer.

Sortenschutz erfordert Qualitätsstandards

Die Idee, sich vor Nachahmern zu schützen, ist nicht neu. So erlebte der Portwein nach dem Aufschwung einen Qualitätseinbruch. Aufgrund dessen initiierte der portugiesische Premierminister Marquês de Pombal 1765 eine Gesellschaft zur Garantie von Qualitätskriterien. Deren regionale Begrenzung und Regeln für die Herstellung gilt als frühe Art der regionalen Qualitätssiegel. 1935 wurde in Frankreich das Institut National des Appellations d’Origine INAO gegründet. Dieses wacht bis heute über die Appellations d’Origine AOC für Wein. 1963 folgte Italien mit der DOC. Die erste AOC für Schweizer Wein wurde 1988 in Genf eingeführt. Zukünftig soll das «C» für contrôlée durch das «P» für protégée ersetzt werden. Seit 2014 gibt es das EU-Gütesiegel für Lebensmittel.

In Südtirol und am Ätna gedeihen Reben bis auf 1000 Meter über Meer.

Mit einer Geschichte von über 2000 Jahren erhielt der Pecorino Romano als eines der ersten Lebensmittel den g. U.-Status. Auch wenn der Name des von Natur aus laktosefreien Hartkäses an Roma, die Hauptstadt Italiens, erinnert, wird er zu mehr als 95 Prozent auf der Insel Sardinien hergestellt. Die frische Schafmilch stammt von Tieren in freilebenden Herden, die auf ausgedehnten Wiesen grasen. Produzenten in 40 Käsereien drücken den Käsebruch in Schablonen mit einer g. U.-Markierung. Nach dem Salzen reift der Pecorino Romano 14 bis 30 Monate. Vom salzigeren Äusseren zum milderen Inneren wird er wie Sbrinz in Möckchen gestochen oder dient gerieben zum Würzen und Verfeinern von Gerichten.

Wo Norden schon Süden ist

Das nördlichste Weinbaugebiet Italiens, das Südtirol, hat viel mit dem südlichsten auf Sizilien gemeinsam. Während im Norden das Volk der Räter eine Weinbaukultur entwickelte, legten auf Sizilien die Griechen erste Rebgärten auf Terrassen an. In beiden Regionen haben die Römer den Weinbau vorangetrieben. In Südtirol und am Ätna gedeihen Reben bis auf 1000 Meter über Meer und beiderorts spielen heimische Sorten eine wichtige Rolle.

Der weisse Pecorino Romano g.U. wird zu 95 Prozent auf Sardinien hergestellt.

In Südtirol sind dies Gewürztraminer, Vernatsch und Lagrein. Insgesamt finden am Alpensüdfuss 20 Rebsorten ihr bevorzugtes Terroir, wo sich Porphyr, Quarz und Kalkgestein abwechseln. Abgesehen vom fruchtig verspielten Vernatsch bestechen die Weiss- und Rotweine mit einer intensiven, kräftigen, südalpinen Struktur. Seit 1975 existiert in Südtirol die DOC-Herkunftsbezeichnung. Unter dem Dach des Konsortiums Südtirol Wein vereinen sich zwölf Kellereigenossenschaften, 32 private Weingüter und 109 freie Weinbauern.

Die Natur in ihrem radikalsten Ausdruck

Bereits 1968 wurde die geschützte Ursprungsbezeichnung Etna DOC für Wein eingeführt. Doch bereits vorher wurde die Önologie der Ätna-Weine als «Insel auf der Insel» definiert. Die Eruptionen des Vulkans haben das Gebiet geformt und erfordern einen sehr arbeitsintensiven Weinbau. Viele der über 100-jährigen Rebstöcke sind als Buschreben an Stickel gebunden. Sie wurzeln in kiesigen, sandigen oder besser gesagt aschigen Böden, was den Weinen einen unverwechselbaren, mineralischen Geschmack verleiht. Dazu kommt, dass der Unterschied zwischen  Tag- und Nachttemperatur bis zu 25 Grad Celsius betragen kann.

Die Nord-, Ost- und Südhänge des Ätna sind in 133 Abgrenzungen, die Contrade, unterteilt. So ergeben die unterschiedlichen Böden und Mikroklimata sowie die Einflüsse der 441 Produzenten eine unendliche Weinvielfalt.

Die 5700 Hektaren, die in Südtirol mit Reben bestock sind, werden von 5000 Weinbauern betreut. (Bilder zvg)

Die weisse Sorte Carricante, oft in Assemblage mit Catarratto, ergibt blumige, zitrusfruchtige Weine mit lebendiger Säure. Rotweine aus der Hauptsorte Nerello Mascalese überzeugen mit rotbeeriger Frische und einem kräftigen Paket aus Gerbstoffen. Beide sind sie ideale Begleiter der mediterranen Küche.

(Gabriel Tinguely)


Gütesiegel

Die g. U. wird Lebensmitteln verliehen, deren besondere Eigenschaften hauptsächlich von dem Gebiet abhängen, in dem sie hergestellt werden. Die Produktions-, Verarbeitungs- und Zubereitungsschritte müssen in einem definierten geografischen Gebiet stattfinden. In der Schweiz stehen Produzenten die Bezeichnungen AOP und IGP zur Verfügung.


Mehr Informationen unter:

suedtirolwein.com

thewinesofetna.com

pecorinoromano.com