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Heilige Nächte im Hotel

Weihnachtsrummel und Lichtermeer oder Besinnlichkeit und Spiritualität? Das Fest der Liebe wird in Hotels auf ganz unterschiedliche Weise begangen. 

  • Erstrahlen die Weihnachtslichter im Kurpark des Grand Resorts Bad Ragaz zum ersten Mal in der Saison, wird das zelebriert. Die sogenannte Lichterfeier hat Tradition und ist Teil der weihnachtlichen  Dorfkultur. (Filipa Peixeiro)
  • Gelebte Religion und Spiritualität hat in Hotels verschiedene Gesichter. Blick in den Zen-Meditationsraum des Lassalle-Hauses. (Bilder ZVG)
  • Der Time-out-Raum in der Backpackers Villa Sonnenhof lädt zum Verweilen und Lesen ein. Im Buchregal stehen dazu Bibeln in verschiedenen Sprachen und Broschüren mit christlichen, inspirierenden Texten.

Ostern, Pfingsten, Weihnachten – religiöse Feiertage sind für viele Gastronomiebetriebe die umsatzstärksten Zeiten des Jahres. Zudem bieten die Feiertage Hotels und Restaurants gute Gelegenheiten, sich in einer Nische zu positionieren. 

Die einen, wie das Hotel Seeburg in Luzern, tun dies, indem sie sich als leuchtendes Weihnachtsmärchen inszenieren. Das «Casa Familia» in Zinnowitz auf der deutschen Insel Usedom hingegen hat sich auf Gäste spezialisiert, die dem ganzen Weihnachtskitsch entfliehen wollen.

Die Gastronomiebranche ist so vielfältig und kreativ, dass es für jedes Gästebedürfnis ein passendes Angebot gibt. Auch für Gäste, die Weihnachten bewusst als christlich religiöses Fest begehen oder die Zeit bis zum Jahreswechsel für ihre spirituelle Weiterentwicklung nutzen möchten. Das Lassalle-Haus in Bad Schönbrunn/ZG ist ein Ort, wo beides gleichzeitig möglich ist.

Christliches Fest und Zen-Rituale 

Das oberhalb der Stadt Zug gelegene Seminarhotel wird von Jesuiten-Patres geführt. Das Haus pflegt jedoch den interreligiösen Dialog. Neben den Patres arbeitet auch eine reformierte Pfarrerin im Lassalle-Haus. Zudem ist der Direktor Niklaus Brantschen nicht nur Jesuit, sondern gleichzeitig auch Zen-Meister. 

Und so finden das ganze Jahr über im Lassalle-Haus nicht nur öffentliche christliche Gottesdienste, Exerzitien und Kontemplationen, sondern auch Zen-Meditationen und Yogakurse statt. Zen-Rituale werden hier auch zum Jahreswechsel zelebriert. So wird das Jahr 2020 mit 108 Gongschlägen begrüsst.

Einheimische und Übernachtungsgäste können das ganze Jahr über einfach so zur Erholung ins Lassalle-Haus kommen oder an spirituellen Kursen teilnehmen. «An christlichen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern bieten wir immer besondere Kurse an. Nicht nur Bibeltexte, sondern ganz allgemein Literatur, Musik und Kunst inspirieren die Teilnehmenden und eröffnen ihnen neue Blickwinkel auf das jeweilige Fest», erklärt Sabrina Durante, die als Kommunikationsverantwortliche im Lassalle-Haus tätig ist.

Fastensuppe und Meditation für die Mitarbeitenden

Je nach Kurs werden mit den Teilnehmenden auch Bräuche anderer Religionen gefeiert. So haben das Judentum und der Islam ebenfalls Platz im Lassalle-Haus. Dennoch ist das Seminarhaus klar jesuitisch geprägt: mit schlichten Holzkreuzen und Bibeln in den funktionell eingerichteten Zimmern. Christliche Bescheidenheit und Achtsamkeit wird auch beim Essen geübt. Gekocht wird in der Regel vegetarisch. Nur zweimal in der Woche gibt es Fleisch und einmal Fisch. In der Fastenzeit haben die Mitarbeitenden ausserdem die Möglichkeit, im Team zu fasten. Die Küche bereitet in dieser Zeit für sie die Fastensuppe zu.

«Unser Haus legt grossen Wert auf interreligiösen Dialog.»
 

«Unser Motto ist ‹Stille bewegt›, und das möchten wir auch so leben.» Sabrina Durante nennt ein Beispiel, wie das Motto im Alltag umgesetzt wird: «Täglich findet um 12 Uhr eine kurze, fünfzehnminütige Mittagsmeditation statt, zu der alle Mitarbeitenden eingeladen sind.» Die Meditation werde nicht als Pause gerechnet. Sie erfolge während der Arbeitszeit.

125 Jahre christliche Hotels

Nach christlichen Werten geführt werden auch die gut 40 Häuser, die dem Verband Christlicher Hotels VCH angeschlossen sind. Zu ihnen gehören Herbergen, Apartment- und Seminarhäuser sowie Ferien- und Stadthotels.

Zusammen erwirtschaften die VCH-Hotels über eine halbe Million Logiernächte und einen Umsatz von rund 77 Millionen Franken. Sie beschäftigen etwa 850 Mitarbeitende. Der Verband Christlicher Hotels ist die wohl älteste Hotelmarketingkooperation der Schweiz. 2020 feiert der VCH sein 125-jähriges Bestehen. 

Eines dieser Mitglieder ist die Backpackers Villa Sonnenhof in Interlaken. Sie ist mehrfach als bestes Hostel der Schweiz preisgekrönt worden. «Wir sind überzeugt, christliche Leitlinien sind ideale Grundwerte, um gute Gastgeber zu sein», sagt David Bühler, der die Villa zusammen mit seiner Frau Marianne führt. 

Backpacker-Hostel mit Bibelzitat als Leitbild

Im Leitbild des Hostels ist unter anderem Folgendes festgehalten: «Wir leben unsere Gastfreundschaft im Sinne des Evangelisten Matthäus: ‹So wie ihr von den Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt sie auch›.» Dieser Leitsatz gilt auch für den Umgang mit den Mitarbeitenden.

«Wir sind überzeugt, christliche Leitlinien sind ideale Grundwerte, um gute Gastgeber zu sein.»
 

David Bühler erklärt: «Ganz praktisch bedeutet dies, dass wir auf die familiären Situationen unserer Mitarbeitenden Rücksicht nehmen und sie auch am Unternehmenserfolg beteiligen.»

Jeder Tag kann Weihnachten sein

Gegenüber den Gästen zeigt sich der christliche Ansatz der Backpackers Villa Sonnenhof in kulanten Annullierungsregelungen. Und einem Reklamationsmanagement, bei dem die Mitarbeitenden hohe Kompetenzen haben, um allfällige Probleme umgehend lösen zu können. «Wir sind überzeugt, dass christliche Leitlinien ideale Grundwerte sind, um gute Gastgeber zu sein», sagt David Bühler. Er fügt an: «Jeder Tag kann zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten werden, wenn wir die Erwartungen unserer Gäste durch unsere ehrliche und grosszügige Art übertreffen können.»

Weltenbummler kümmern sich nicht um die Feiertage

In der Backpackers Villa Sonnenhof logieren vorwiegend junge Weltenbummler. Denen sei es meist egal, welcher Wochen- oder Feiertag es gerade sei. Deshalb gibt es in der Villa keine besonderen Feiern an christlichen Festtagen. Hingegen werden die Freiwünsche der Mitarbeitenden nach Möglichkeit berücksichtigt, damit diese die Festtage mit ihren Familien verbringen können.

Obschon christliche Feiertage nicht explizit zelebriert werden, merken die Villa-Gäste, dass sie in einem VCH-Hotel logieren. «In unseren Gästezimmern haben wir ein ‹Time out›-Büchlein mit christlichen Inputs aufgelegt.» Reaktionen seitens der Gäste gebe es selten, doch ab und zu wolle jemand das Büchlein kaufen.

Nicht nur auf den Zimmern sind christliche Texte verfügbar. Der hell gestaltete Time-out-Raum lädt unter anderem zum Lesen ein. Dazu stehen hier Bibeln in vielen verschiedenen Sprachen zur Verfügung. David Bühler ist überzeugt: «Unsere arabischen Gäste haben kein Problem mit diesen christlichen Zeichen. Sie sind sich bewusst, dass sie in ein christlich geprägtes Land gereist sind. Zudem sind sie es von zu Hause gewohnt, dass Religion sichtbar sein darf.»

Alle Religionen respektieren, aber selber religiös neutral sein

In vielen Hotels sind das Christentum und andere Religionen unsichtbar, aber dennoch vorhanden. So gibt es Hotels, die nicht nur die Bibel, sondern auch den Koran in die Nachttischschublade legen. Oder sie haben im Zimmer dezent kleine Hinweise angebracht, die in Richtung Mekka weisen wie zum Beispiel ein Pfeilsymbol in der Schublade des Nachttischs.Religionsneutral verhält sich dagegen das Grand Resort Bad Ragaz. Jeder Gast, auch der konfessionslose, soll sich hier wohlfühlen. «Wir begegnen allen Religionen unserer Gäste und Mitarbeitenden gleichermassen respektvoll», sagt General Manager Marco R. Zanolari. «Manche Gäste entscheiden sich, ihre religiösen Feiertage bei uns zu verbringen. Wir gestalten die jeweiligen Feiern dann so für sie, wie sie diese gerne begehen möchten.»

Bei aller Neutralität, Weihnachten ist dennoch eine spezielle Zeit im Grand Resort. Nicht nur, dass die hauseigenen Floristinnen das Haus festlich schmücken und man an Heiligabend gemütlich mit den Gästen Weihnachtslieder singt. Das Resort spielt auch in der Weihnachtstradition des Dorfes eine wichtige Rolle. In Bad Ragaz wird die Adventszeit nämlich mit einer Lichterfeier eingeläutet. 

Diese findet in dem zum Resort gehörenden Kurpark statt. Hunderte von Menschen warten jeweils gespannt darauf, dass der Mammutbaum und der Park weihnachtlich erstrahlen. Das Hotel offeriert dazu Glühwein, Punsch und Guetzli.

(Riccarda Frei)


Weihnachtliche Fakten

Seit 2002
ruft das Bonifaziuswerk der deutschen Katholiken jedes Jahr die weihnachtsmannfreie Zone aus. Mit Aktionen soll der Vormarsch des erfundenen amerikanischen Santa Claus gestoppt und die Erinnerung an den Heiligen Nikolaus wachgehalten werden. Dieser war im dritten Jahrhundert  Bischof von Myra.


Im 16. Jahrhundert bekam der Heilige Nikolaus vom Christkind Konkurrenz. Es wurde von Martin Luther eingeführt, um die Heiligenverehrung einzudämmen.  


13 Trolle
besuchen nachts in Island die Kinder. Den artigen legen sie Geschenke in die Schuhe, den unartigen Kartoffeln. Die Trolle tragen Namen wie Türschlitzschnüffler, Rauchwursträuber und Schlafschreck.


4 von 10
Christbäumen in Schweizer Stuben stammen aus inländischer Produktion. Insgesamt werden jährlich rund 1,2 Millionen Bäume für 50 Millionen Franken gekauft.


Der teuerste Christbaum steht im Kempinski Hotel Bahía, Estepona, bei Marbella. Er ist mit Diamanten und Schmuck im Wert von 14 Millionen Euro behängt.


45 Meter
hoch ist der grösste künstliche Weihnachtsbaum der Welt. Er steht in Dortmund.