Karrieretipp: Vorsicht, wenn der Teamgeist herumspukt

Im Gastgewerbe ist der Erfolg immer das Ergebnis von Teamarbeit. Auf der Karriereleiter kann zu viel Teamgeist aber behindern.

«Anständig Karriere machen», Martin Wehrle, Orell Füssli Verlag ISBN 978-3-280-05460-4, Fr. 14.90. (ZVG)

Eine Kernkompetenz, die von Mitarbeitenden immer wieder gefordert wird, ist Teamfähigkeit. Zusammenarbeiten, am gleichen Strick ziehen, gemeinsam ein Ziel erreichen – das hört sich toll an. Und es ist tatsächlich etwas Wunderbares, in ein erfolgreiches, gut eingespieltes Team eingebettet zu sein, wo jeder für den anderen einsteht, ihn unterstützt und beflügelt. Doch oft ist dieser Idealzustand von Teamgeist nicht mehr als ein frommer Wunsch.

Wissen teilen, aber es nicht unter den Scheffel stellen

Meistens wird er aber gar nicht von den Mitgliedern eines Teams ausgesprochen, sondern von denen, die als Führungskraft über dem Team stehen. Während sie ein Chefgehalt beziehen und Machtworte sprechen, predigen sie den Teamgedanken. «Das ist etwa so glaubwürdig, als priese ein Millionär die kollektive Armut», sagt Martin Wehrle, Karriereberater und Buchautor. Seiner langjährigen Erfahrung als Führungskraft und Coach nach, machen nämlich nicht die teamfähigsten Mitarbeitenden Karriere. «Ritterschläge, Beförderungen und Gehaltserhöhungen treffen selten die Unauffälligen – und niemals das ganze Team.» Fast immer werden einzelne Teammitglieder, deren Namen für Erfolge stehen, aufs Podest gehoben. Andere, die zwar am Teamerfolg mitgearbeitet haben, bleiben auf der Strecke.

Balance finden zwischen Teamgeist und Einzelkämpfertum

Martin Wehrle ist nicht gegen Teamarbeit. Im Gegenteil. Er rät sogar: «Teilen Sie Ihr Wissen und bringen Sie die Gruppe mit Ihrer Leistung voran. Aber die Einzelleistung darf nicht wie Gemüse im Gruppeneintopf verschwinden; sie sollte sichtbar und mit Ihrem Namen verbunden bleiben.»

Diese Tipps helfen, im Team erfolgreich zu sein und trotzdem nicht übersehen zu werden:

  • Machen Sie publik, was Sie zu einem Erfolg beigetragen haben (Ideen, Lösungen, Taten).
  • Setzen Sie den Chef bei wichtigen Mails auf den Verteiler
  • Stellen Sie sicher, dass jeder in der Firma weiss, für welche Werte, Eigenschaften und Fähigkeiten Sie stehen. Im Team, wie auch als Einzelperson.
  • «Ihre persönliche Leistung – und nur die – ist der Massstab, wenn es um Ihr Gehalt und Ihre Karriere geht», sagt Martin Wehrle.
  • Apropos Gehalt. Auch dazu hat der Führungscoach eine pointierte Meinung: «Wer nie nach mehr Gehalt fragt, gerät in den Verdacht, keine Erhöhung verdient zu haben.» Im Gegensatz dazu stehen Teammitglieder, die dauernd mit einem Gehaltswunsch vor den Chef treten, im Ruf, aktiv und zupackend zu sein. Allerdings nur, wenn die Forderung nach einer Lohnerhöhung begründet ist. Dazu rät Martin Wehrle, sich folgende Fragen zu beantworten:
  • Was haben Sie persönlich zum Erfolg des Teams/des Betriebes beigetragen?
  • Wie haben Sie Einnahmen gebracht/Mehrumsatz gemacht, Ausgaben reduziert oder gar Kosten verhindert?
  • In welchen Punkten liegen Ihre Leistungen deutlich über denen Ihrer Teamkollegen und den Leistungen, die beim letzten Gehaltsgespräch als Basis definiert wurden?

Erstellen Sie eine Liste Ihrer persönlichen beruflichen Höhepunkte und verwenden Sie diese als Grundlage fürs nächste Lohnoder Bewerbungsgespräch.

(RIF)