Kochverband hilft in Thessaloniki

Eine Gemeinschaftsküche in Thessaloniki bietet Geflüchteten eine Chance für den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt. Der skv beteiligt sich am «Cuisine sans frontières»-Projekt.

  • Die Gemeinschaftsküche M-Eating Hub steht allen Menschen in Thessaloniki offen und soll den Zusammenhalt zwischen den Bevölkerungsgruppen stärken. (ZVG)
  • Christian Jakob, stellvertretender skv-Geschäftsführer, machte sich in Thessaloniki selbst ein Bild von der Situation.

Seit der Finanzkrise im Jahr 2010 sind die wirtschaftliche und die soziale Lage in Griechenland instabil. Die aktuelle Flüchtlingskrise bringt die Gesellschaft zusätzlich an ihre Grenzen. Die Flüchtlingscamps auf den Inseln und dem Festland sind komplett überfüllt. «Der Staat ist überfordert, die wenigen noch vor Ort tätigen privaten NGOs springen ein und decken die nötigsten Bedürfnisse ab», sagt Anna Hofmann über die aktuelle Lage. Die Geschäftsleiterin des gemeinnützigen Vereins Cuisine sans frontières fährt fort: «Viele Menschen in Thessaloniki leben unterhalb der Armutsgrenze und haben kaum Aussichten auf eine Arbeitsstelle. Manche können sich nicht einmal regelmässige Mahlzeiten leisten.» Diese prekäre Situation führe regelmässig zu Konflikten zwischen Einheimischen und Geflüchteten. Die Gemeinschaftsküche M-Eating Hub soll als gastgeberischer Ort allen Menschen in Thessaloniki offen stehen und so den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen stärken. Zudem wird eine gastronomische Grundausbildung angeboten, die einen Einstieg in die gastronomische Arbeitswelt ermöglichen soll.

Es gibt noch viel zu tun

Bei dieser Grundbildung kommt der Schweizer Kochverband skv ins Spiel. Er hat dafür den Rahmenlehrplan konzipiert. «Wir wollten das Projekt unterstützen, jedoch ohne Mitgliedsbeiträge einzusetzen», erklärt Christian Jakob, stellvertretender skv-Geschäftsführer. «Ein Beitrag in Form von Fachwissen erschien uns daher am sinnvollsten.» Zudem wurden Kochblusen für den Küchenchef und den Instruktor vor Ort zur Verfügung gestellt. Christian Jakob reiste auf eigene Kosten nach Thessaloniki, um sich vor Ort ein Bild des Projekts zu machen. «Dort gibt es noch viel zu tun, etwa hinsichtlich Strom- und Wasseranschlüsse», erzählt er.

Dennoch konnte der erste Kurs erfolgreich durchgeführt werden, und vier der Teilnehmenden haben bereits eine Arbeitsstelle in der Gastronomie gefunden. Der Kurs dauert sechs Wochen und vermittelt Grundkenntnisse im Umgang mit Lebensmitteln, Hygienestandards und Reinigungspraktiken. Aus den ersten Erfahrungen wurden bereits Anpassungen vorgenommen: «Wir hatten den Lehrplan ursprünglich so geschrieben, dass die Teilnehmenden anschliessend in Mitteleuropa arbeiten können. Wir haben aber festgestellt, dass dies nicht den Bedürfnissen entspricht und wir sie für den Einsatz vor Ort ausbilden müssen. Wenn wir von Dingen wie Induktionsherden oder klassischer Fond- und Saucenherstellung sprechen, nützt das daher wenig», so Christian Jakob.

«Wir unterstützen das Projekt mit unserem Fachwissen.»

Christian Jakob, stv. skv-Geschäftsführer


Für die künftigen Arbeitgeber sei neben dem Grundwissen wichtig, dass eine anerkannte Organisation wie der Schweizer Kochverband hinter der Ausbildung steht. «Das gibt Vertrauen in das Projekt und hilft bei der Platzierung der Teilnehmenden im Arbeitsmarkt», so Jakob. Er steht mit dem Referenten vor Ort in regelmässigem Austausch, um das Programm laufend an die Bedürfnisse der Teilnehmenden anzupassen.

(Angela Hüppi)


Cuisine sans frontières

Cuisine sans frontières (Csf) baut in Krisengebieten oder sozialen Konfliktsituationen gastronomische Treffpunkte und Ausbildungsstätten auf – immer in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner. Der gemeinnützige Verein wurde 2005 gegründet, verzeichnet aktuell 600 Mitglieder und finanziert sich durch Spenden, Mitglieder- und Stiftungsbeiträge sowie die Benefizveranstaltung Kitchen Battle.

www.cuisinesansfrontieres.ch