Mit Kaffee zur Inklusion

Das Programm Café Surprise des Vereins Surprise ermöglicht es Gästen, mit einer Tasse Kaffee etwas Gutes zu tun. Doch es muss nicht beim Kaffee bleiben.

Café Surprise ermöglicht es jenen, die nicht so viel Geld haben, trotzdem am sozialen Leben teilzunehmen. (Tobias Sutter)

Die Pandemie hat die Schweiz auf eine harte Probe gestellt. In einer Ende Oktober 2021 publizierten Umfrage der SRG gaben die Befragten an, ihr Umfeld in der zweiten Welle seltener als freundlich und solidarisch wahrgenommen zu haben. Dafür beobachteten sie Egoismus, Misstrauen und Aggressivität im zwischenmenschlichen Umgang. Hingegen war laut dem Spendenreport 2021 von Swissfundraising sowie der Stiftung Zewo die Spendenbereitschaft gross. Acht von zehn Haushalten spendeten für Hilfswerke. Dies, weil sie vom Anliegen der Hilfswerke überzeugt oder dankbar dafür waren, dass es ihnen gut geht oder sich mit ihrer Spende solidarisch zeigen wollten.

Ein Stück Lebensqualität

Eine einfache und für die meisten Menschen erschwingliche Möglichkeit, sich solidarisch zu zeigen, bietet das Programm Café Surprise. Dieses wurde 2014 vom Verein Surprise mit Geschäftssitz in Basel lanciert. Die Idee: Ein Gast bezahlt zwei Kaffees. Einen trinkt er oder sie, der andere wird später von jemandem getrunken, der sich ohne die Spende auswärts keinen Kaffee leisten und somit auch nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen könnte.

Wie viele Kaffees spendiert wurden und wie viele davon bereits getrunken worden sind, wird mit Strichen auf einer Tafel festgehalten. «Mitmachen ist ganz einfach: Cafés unterschreiben eine sehr niederschwellige Vereinbarung und erhalten dann Werbematerialien kostenlos zugeschickt. Wichtig ist, dass die teilnehmenden Betriebe als Café Surprise für Spenderinnen und Spender sowie potenzielle Kaffeetrinkende erkennbar sind», sagt Andreas Jahn, Leitung Café Surprise sowie Verantwortlicher Kommunikation und Marketing. Der Verein wiederum führt die Cafés auf seiner Website auf und macht regelmässig auf Facebook und in Inseraten im Surprise Strassenmagazin auf das Angebot aufmerksam. Dort werden alle Cafés namentlich aufgeführt.

Aktuell beteiligen sich 108 Betriebe am Programm, darunter nebst Gastronomiebetrieben ein Käsespezialitätengeschäft, drei Bioläden, ein Kiosk, ein Quartierzentrum und ein mobiler Marktstand. Der Kaffee eigne sich gut für das Konzept, da dieser oft konsumiert werde und günstig sei. Doch es müsse sich nicht auf Kaffee beschränken. «In Zug gibt ein Betrieb auch eine Café-Surprise-Suppe aus», sagt Andreas Jahn.

Die Anonymität schützen

Bereits seit über drei Jahren dabei ist auch das «Be You Café» in Frauenfeld/TG. «Das Angebot kommt sehr gut an, vor allem auf Spenderseite», sagt Geschäftsleiterin Linda Portmann. Die Liste sei meistens im Plus. Die Garantie dafür, dass ein spendierter Kaffee wirklich bei den Betroffenen ankommt, gibt das Lokal. Im «Be You Café» gibt es keine Quittung, und es wird auch nicht Buch geführt. Dies, um die Anonymität der Empfänger zu schützen.

Die Empfänger seien leider oft nicht so mutig, um nach einem Café Surprise zu fragen. Hier sei Feingefühl angesagt, erklärt Portmann. «Häufig erkenne ich in Gesprächen oder durch Gestik und Mimik, dass jemandem geholfen wäre, wenn er oder sie heute nicht bezahlen müsste.»

(Désirée Klarer)


Café Surprise

Café Surprise ist ein Projekt des Vereins Surprise, der seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz unterstützt. Am weitesten verbreitet ist Café Surprise in Basel und Bern (je 22 Betriebe). Darauf folgen Zürich (13 Betriebe) sowie Chur und Luzern (je 12 Betriebe).