Ein Patent auf Brokkoli? Klingt absurd, ist nach geltendem Patentrecht aber möglich. Wieso das verheerend ist, zeigt die skv-Fachtagung. Sie findet neu im Oktober statt.
Beim Wort «Patent» denkt man an Erfindungen wie neue Technologien und Geräte, die uns das Leben erleichtern sollen. An Obst und Gemüse hingegen wohl kaum. Pflanzensorten und Tierrassen sind in Europa eigentlich auch nicht patentierbar. Seit den 90er-Jahren gibt es allerdings eine Richtlinie, die diesen Grundsatz aufweicht. «Pflanzen sind seither insofern patentierbar, als die patentierte Erfindung, also zum Beispiel eine bestimmte Resistenz, nicht auf eine Pflanzensorte beschränkt ist», sagt François Meienberg. Er ist Experte für Saatgutpolitik bei Pro Specie Rara, der Schweizerischen Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Er wird an der Fachtagung des Schweizer Kochverbands skv referieren. Während früher gentechnisch veränderte Pflanzen patentiert wurden, seien seither Hunderte Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen dazugekommen.
Besonders zu reden gab 2002 ein Patent auf Brokkoli mit einem erhöhten Gehalt an Glucosinolaten, welche gesundheitsförderlich sein sollen. «Seither wird am Europäischen Patentamt eine Grundsatzdiskussion über die Patentierbarkeit von konventionell gezüchteten Pflanzen und Tieren geführt», so Meienberg. Zwar herrsche mittlerweile auf politischer Ebene weitgehend Einigkeit, dass solche Pflanzen nicht patentierbar sein sollen. «Die juristische Situation ist aber nicht vollständig geklärt.»
Das Problem mit Patenten auf Saatgut: Anstatt Erfindungen zu schützen und einen Anreiz für Innovationen zu schaffen, bewirken sie das Gegenteil. «Das Problem ist, dass Züchter und Landwirte das patentierte Saatgut nicht mehr frei für die Weiterzucht verwenden können», so Meienberg. Dies im Gegensatz zu Sorten, die durch Sortenschutzrecht geschützt sind. «Deshalb wehren sich neben Landwirten und Umweltorganisationen mittlerweile auch die meisten Züchter gegen solche Patente.»
Patente fördern die Marktkonzentration: «Kleine und mittelständige Firmen, die sich keine Patente leisten können, werden vom Markt verdrängt.» Dies führe zu weniger Wettbewerb, erhöhten Preisen und einer kleineren Auswahl in der Gemüseabteilung. «Längerfristig ist sogar die Ernährungssicherheit gefährdet.» Um Saatgut-Patente künftig zu verhindern, engagiert sich Pro Specie Rara bei «No Patents on Seeds», einem europäischen Netzwerk patentkritischer NGOs.
(Angela Hüppi)
Montag, 11. Oktober 2021,
Fachhochschule Nordwestschweiz Olten,
9.00–17.30 Uhr
Anmeldung und Programm
www.hotelgastrounion.ch/skv
Presenting Partner
Pistor
Informationen
www.prospecierara.ch