Das Tierleid reduzieren und zugleich das Klima schützen, das ist die Mission der veganen Restaurantkette «Swing Kitchen» aus Österreich. Das Konzept geht auf.
Charly Schillinger wollte Mathematik studieren, doch seine Eltern nötigten ihn dazu, stattdessen eine gastgewerbliche Ausbildung zu absolvieren. Damals war er 15 Jahre alt. Fünf Jahre später verstarb sein Vater. «Ich habe damals zusammen mit der Mutter nicht nur das elterliche Gasthaus geerbt, sondern damit auch drei Schweine», so Schillinger. Als er diese schlachten sollte, brachte er dies nicht übers Herz. «Unsere Familie wurde quasi über Nacht zu Vegetariern. Seit 1988 gibt es bei uns kein Fleisch mehr.»
1995 lernte er seine heutige Frau Irene kennen, die es verstand, deftige Gerichte auch ohne tierische Produkte herzustellen. 1997 übernahm das Ehepaar den elterlichen Betrieb, stellte auf vegane Küche um und wurde prompt mit zwei goldenen Falstaff-Gabeln ausgezeichnet. «Wir wollten expandieren, doch auf diesem Niveau war das schwierig», sagt Charly Schillinger.
So sei die Idee entstanden, ein Konzept für die Systemgastronomie zu entwickeln, sagt Charly Schillinger. 2015 eröffnete die erste Filiale von «Swing Kitchen».
Charly Schillinger, Inhaber «Swing Kitchen», Wien (AT)
Mittlerweile hat die vegane Fast-Food-Kette elf Betriebe in den Städten Wien (AT), Graz (AT), Innsbruck (AT), Berlin (DE) und Bern, wobei drei davon von Franchisenehmern betrieben werden. Sechs weitere Betriebe befinden sich bereits in der Pipeline. «Ein Grund für unseren Erfolg ist sicher, dass wir vegane Küche anbieten, ohne dabei mit dem Finger auf andere zu zeigen», so Schillinger. Die Zahlen geben ihm recht. Rund 80 Prozent seiner Gäste sind keine Veganer. Je näher ein veganes Alternativprodukt dem Original komme, desto höher sei auch die Akzeptanz. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor nebst der Wirtschaftlichkeit des Konzepts seien zudem die Mitarbeitenden, welche die Werte von «Swing Kitchen» teilten.
Ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, zu seinen Mitarbeitenden Sorge zu tragen, ist Julia Angleitner. Sie arbeitete erst neben dem Studium in einer «Swing Kitchen»-Filiale in Wien, seit diesem Jahr ist sie als Expansion Manager damit befasst, die weltweite Expansion voranzutreiben.
Die Rückkehr zu «Swing Kitchen» sei ihr leicht gefallen. Zum einen, weil sie zu 100 Prozent hinter dem Konzept stehe; zum anderen, weil die Arbeitsbedingungen stimmten. «Der wertschätzende Umgang der Vorgesetzten mit den Mitarbeitenden und auch untereinander ist mir schon aufgefallen, als ich nur Gast war», sagt sie. Hinzu komme, dass das Ehepaar Schillinger den Mitarbeitenden Löhne zahle, die deutlich über dem Mindestlohn liegen. «Vor allem im Wissen, dass wir mit der Expansion nicht nur Tierleben retten, sondern auch Ressourcen schonen.»
(Désirée Klarer)
Die Entwicklung des «Swing Kitchen»-Konzeptes nahm vier Jahre in Anspruch. Das Resultat: klassische Fast-Food-Gerichte wie Burger und Nuggets, die ausschliesslich aus pflanzlichen Produkten bestehen.