Tee aus Kaffeekirschen ist nicht nur nachhaltig und ermöglicht Kaffeebauern ein zusätzliches Einkommen – er eignet sich auch ideal als erfrischender Muntermacher mit fruchtigem Geschmack.
Cascara ist Spanisch und bedeutet so viel wie Hülle oder Schale. Seinen Namen hat der Cascara-Tee von der Fruchtschale und dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche, welche die Kaffeebohnen umschliessen. Oft bleibt dieses Nebenprodukt der Kaffeeproduktion ungenutzt – dabei eignet sich die getrocknete Pulpe der Kaffeekirschen perfekt, um als Tee zubereitet zu werden.
In Ländern wie dem Jemen, Bolivien oder Nicaragua wird Cascara schon lange als Tee aufgegossen, teils mit Honig und Ingwer versetzt, teils als eine Art Chai-Tee mit verschiedenen wärmenden Gewürzen und Milch zubereitet. Für die Herstellung des Tees werden die Kaffeekirschen entweder getrocknet oder gewaschen. Die natürliche Trocknung im Freien dauert zwei bis fünf Wochen, danach werden die Kaffeebohnen aus dem Fruchtfleisch herausgelöst. Bei der gewaschenen Aufbereitung wird die Pulpe mithilfe von Wasser in einer speziellen Maschine mechanisch von der Kaffeebohne entfernt.
Die Herstellungsmethode beeinflusst den Geschmack: «Gewaschene Kirschen ergeben einen fruchtigen Tee», erklärt Stephan Kühn, Ceo der Hafenrösterei Brüh in Vitznau/Lu. Kühn selbst präferiert die natürliche Methode, bei welcher die Kirschen im Ganzen auf Hochbetten in der Sonne getrocknet werden: «Diese Methode ist sicherer, da fast kein Risiko von Schädlingsbefall und Schimmel besteht.» Sie funktioniere besonders gut in Afrika, wo während der Trockenzeit kein Regen falle. «Dadurch wird der Geschmack des Tees intensiver und einzigartiger.
Besonders gut eignen sich für den Cascara-Tee gemäss Stephan Kühn die Arabica-Kaffeepflanzen. «Dies, weil sie eine feine Süsse und einzigartige Aromen bieten. Unser Cascara stammt ausschliesslich aus den Hochlandregionen Äthiopiens, dem Ursprungsort der Kaffeepflanze. Dort wachsen die Kaffeekirschen unter idealen Bedingungen und entwickeln ein intensives Aroma.»
Der Tee aus getrockneten Kaffeekirschen enthält eine ähnliche Menge Koffein wie Kaffee, die Wirkung ist jedoch anders. «Sie ist sanfter und hält im Vergleich zum schnellen Energieschub von Kaffee länger an», so Kühn. Gleichzeitig sei die Wirkung nicht so stark wie jene von Mate-Tee. «Es handelt sich um einen natürlichen Energiedrink.»
Der Geschmack von Cascara-Tee ist je nach Herkunft unterschiedlich – meist schmeckt er aber fruchtig, ein bisschen nach Kirsche und im Abgang nach der Rohbohne: «Er ist leicht süss und gleichzeitig etwas bitter. Man muss ihn einfach probieren», rät Stephan Kühn.
Der Tee kann sowohl heiss als auch kalt serviert werden. Wird er im Frühling oder Sommer als Erfrischungsgetränk zubereitet, giesst man ihn zuerst heiss auf und lässt ihn dann abkühlen. Für eine Tasse werden drei bis vier Gramm Cascara mit 90 Grad heissem Wasser übergossen. Kühn rät, den Tee mindestens sechs Minuten ziehen zu lassen. Je nach Geschmack könne man den Tee zudem mit Zitrone oder Honig verfeinern. Und noch ein Extratipp vom Experten: «Besonders intensiv wird der Geschmack, wenn man Cascara bereits ins Wasser gibt, bevor es erhitzt wird. Das entspricht der traditionellen Zubereitungsmethode in Äthiopien, bei der die Aromen langsam und intensiv freigesetzt werden.»
Stephan Kühn selbst trinkt Cascara am liebsten am Vormittag als Muntermacher sowie in der Eistee-Variante vor langen Autofahrten. Der Tee passe zu verschiedensten Gelegenheiten: «Insbesondere im Sommer ist er ein erfrischendes Getränk, das auch im gekühlten Zustand wieder andere Aromen freisetzt als das Heissgetränk.» Wieso also nicht für diesen Sommer eine etwas andere Eistee-Variante auf die Karte nehmen? Eine, die nicht nur fruchtig schmeckt und erfrischt, sondern in der Schweizer Gastronomie auch noch relativ wenig verbreitet ist und spannendes Storytelling bietet.
(Angela Hüppi)