So unterstützt Hotelcard die Schweizer Hotellerie

Etwa ein Prozent der Schweizer ist Mitglied bei Hotelcard und profitiert von vergünstigten Hotelübernachtungen. Die Partnerhotels wiederum profitieren von den Hotelcard-Marketingaktivitäten. Wie das funktioniert und welche Zukunftspläne die Buchungsplattform hat, sagt Stefan Sächerl, Leiter Hotelkooperationen Hotelcard.

Stefan Sächerl ist Leiter Hotelkooperationen bei Hotelcard. (ZVG)

Herr Sächerl, wie funktioniert Hotelcard?

Hotelcard wurde vor zehn Jahren als das «Halbtax für Hotels» gegründet. Die ursprüngliche Idee dabei war es, Hotels eine Plattform anzubieten, über die sie ihre Auslastung in Randzeiten erhöhen können. Mittlerweile sind wir vom reinen «Halbtax» weggekommen und ermöglichen auch Hotelbuchungen mit 30 oder bloss 10 Prozent Rabatt. So möchten wir erreichen, dass unsere Partnerhotels auch ausserhalb der Randzeiten Zimmer über unser Buchungsportal anbieten. Davon profitieren sowohl unsere Mitglieder, insbesondere wenn sie weniger flexibel in Bezug auf Ihren Buchungszeitraum sind, aber auch die Hotels aufgrund einer höhere Auslastung. Unverändert geblieben ist, dass unsere Partnerhotels weder Gebühren noch Kommissionen bezahlen.

Keine Kommissionen? Wie finanziert sich denn die Hotelcard?

Hotelcard finanziert sich ausschliesslich über die Mitgliedsgebühren der Reisenden. Wir erwarten von den Hotels aber als Gegenleistung, dass sie unseren Mitgliedern an mindestens 50 Tagen im Jahr ein Zimmer mit 50 Prozent Rabatt anbieten, an weiteren Tagen 30 oder 10 Prozent Rabatt gewähren. Der Vorteil dabei ist, dass diese Preise nur unseren Mitgliedern zur Verfügung stehen und in keiner Online-Suche erscheinen.

Sie die Hotelcard-Mitglieder ausschliesslich inländische Reisende?

Das Gros unserer Mitglieder sind Schweizerinnen und Schweizer zwischen 40 und 70 Jahren, die häufig und gerne im eigenen Land Ferien machen. Etwa ein Prozent unserer Mitglieder wohnt im Ausland. In grenznahen Regionen sehen wir noch viel Potential zur Expansion. Hotelcard könnte helfen, das Image der «Hochpreisinsel» zu durchbrechen. Wenn ausländische Gäste erst einmal auf den Geschmack gekommen sind, in die Schweiz zu reisen werden sie sicher auch wiederkommen. Dies könnte den Schweizer Tourismus nachhaltig fördern.

Wie sieht es auf Seite des Hotelangebots mit Expansion aus?

Im Zuge einer Expansionsphase im Jahr 2016, verfügen wir in unserem Portfolio heute über knapp 170 Hotels im benachbarten Ausland. Wir fokussieren uns nun jedoch bewusst auf Schweizer Hotels und möchten unsere Mitglieder an Orte, beziehungsweise in Hotels bringen, welche sie vielleicht nicht entdeckt hätten. Wir unterstützen auf diese Weise aktiv den Schweizer Tourismus.

Die letzten Monate waren für die Hotels sehr schwierig. Wie ist Hotelcard mit der Corona-Krise umgegangen?

Wir hatten bereits vor der Krise damit begonnen, unser Geschäftsmodell grundlegend umzubauen. Unter neuer Führung und mit neuen Investoren an Bord wollte man das Modell sowohl für die Partnerhotels als auch für Mitglieder wieder attraktiver machen. Diese Investitionen in die Zukunft zahlten sich in der Krise sicherlich aus. Unsere Mitglieder hielten uns trotz Lockdown die Treue und seit Mai verzeichnen wir auch wieder einen deutlichen Anstieg an Neukunden. Die Buchungszahlen für Mai und Juni befinden sich weit über denen des Vorjahres, wenn auch nicht alle Partnerhotels gleichermaßen profitierten.

Nun geht es darum, das Vertrauen der Gäste wiederzugewinnen und sie zu Aufenthalten zu motivieren. Wie kann Hotelcard den Hotels dabei helfen, ihre Betten rasch wieder zu füllen?

Wir geben alles, um unsere Partnerhotels optimal zu vermarkten. Seit diesem Frühjahr arbeiten wir mit einer professionellen Reisebloggerin zusammen, welche unsere Hotels in einem zweiwöchentlichen Newsletter optimal in Szene setzt. Unsere Mitglieder schätzen diese Reisetipps. Die Öffnungsraten der Newsletter liegen zwischen 40- bis 50 Prozent. In den Suchresultaten unserer Website erscheinen diejenigen Hotels ganz oben, welche das Preisversprechen an die Mitglieder optimal einhalten und sich durch Qualität und Gastfreundschaft auszeichnen. Gerade unabhängige Hotels in weniger bekannten Regionen ziehen so einen enormen Nutzen aus unserer Marketingleistung.

Gibt es noch weitere Angebote/Dienstleistungen von Hotelcard, die den Hotels nützen?

Wir stellen jetzt auch eine Anbindung an den Channel Manager Hotel-Spider zur Verfügung, was den Verwaltungsaufwand für Partnerhotels minimiert und Fehler vermeidet. Gerade bei Last-Minute-Buchungen bringt dies enorme Vorteile. Schnittstellen zu weiteren Channel Managern sind in Arbeit, so dass möglichst viele der Hotels hiervon profitieren. In Zukunft planen wir unseren Mitgliedern auch Wertgutscheine für die Partnerhotels anzubieten, damit der Konsum von Zusatzleistungen wie Restaurantbesuchen oder Wellnessanwendungen vor Ort gesteigert wird. Eine wunderbare Geschenkidee und eine garantierte Umsatzsteigerung für die Hotels.

In den letzten Jahren boomte der Städtetourismus. Seit Corona zieht es die Gäste aber vermehrt in die alpinen Destinationen. Können Sie diese Beobachtung auch in Bezug auf die Hotelcard-Buchungen bestätigen?

Destination in den Bergen sind momentan sicher beliebter als Städtereisen. Wir versuchen hier ein wenig Gegensteuer zu geben, indem wir städtische Regionen speziell bewerben, beispielsweise mit einem Newsletter zu St. Gallen.

Was denken Sie: Wie lange dauert es, bis die Buchungszahlen wieder auf dem Stand vor Corona liegen?

Viele unserer Hotels verzeichnen heute höhere Buchungszahlen als vor der Coronakrise und ich bin überzeugt, dass dies keine Einzelfälle sind. Gerade alpine Hotels mit historischem Fokus auf Schweizer Gäste profitieren jetzt. Viele andere wiederum haben zu kämpfen und für sie ist die Krise existenzbedrohend. Der Voraussicht nach wird es sicher noch lange dauern, bis Seminare, Bankette und Geschäftsreisen wieder im vollen Umfang stattfinden und sich die Situation auf diese Weise wieder normalisiert.

Wie beeinflusst das veränderte Gästeaufkommen in den Städten und alpinen Destinationen die Arbeit von Hotelcard?

Wir versuchen unsere Mitglieder bewusst dorthin zu bringen, wo Verfügbarkeiten frei sind. Dies realisieren wir insbesondere durch die Anpassung der Suchresultate, welche die versteckten Perlen in den Fokus rückt. Auch bei der aktiven Vermarktung konzentrieren wir uns auf Hotels, die abseits der touristischen Zentren liegen, jedoch eine hervorragende Gastfreundschaft sowie wunderbares Ambiente bieten.

Hotelcard ist Sponsor des Berufsverbands Hotel Administration Management. Wie wichtig sind die Angestellten der Partnerhotels für Hotelcard und wie pflegen sie das Verhältnis zu ihnen?  

Jedes Hotel ist natürlich nur so gut, wie seine Mitarbeitenden, die eine herzliche Gastfreundschaft leben und dem Haus seine besondere Note verleihen. Deshalb pflegen wir durch engen Kontakt ein sehr partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Hotels. Hierdurch möchten wir unseren Mitgliedern in Bezug auf den Buchungsprozess die bestmögliche Qualität bieten. Als kleines Dankeschön erhält jedes Hotel zwei kostenfreie Company-Hotelcards. Damit können die Hotelangestellten zu günstigen Preisen schöne Ferien geniessen.

(Interview Riccarda Frei)