«Uns fehlt der Berufsnachwuchs», sagt Rolf Caviezel. Deshalb hat der Koch das Projekt «Kids, ab an den Herd!» gestartet.
Vor einer Woche im Restaurant Station 1 in Grenchen/SO: Zwölf Schulkinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren schütteln sich vor Lachen, als Rolf Caviezel eine Zwiebel hochhebt und fragt: «Ist das ein Apfel?» Wenig später wird es still im Raum, als der Koch ihnen «Grünes» zeigt. Niemand kennt Eisbergsalat, Kresse oder Rucola.
«Kids, ab an den Herd!» heisst das Projekt von skv-Mitglied Rolf Caviezel. Damit lädt er die Jungen zu sich ins Restaurant oder geht selbst in die Schulen. In zweieinhalb Stunden gibt’s ein bisschen Theorie und ganz viel Kochen.
Warum? «Ganz einfach», erklärt Caviezel, «unsere Kids werden dicker, das Fach Hauswirtschaft verschwindet oder befasst sich kaum mehr mit Kochen. Und uns fehlt der Kochnachwuchs.»
Vor einem Jahr habe er sich gesagt, das muss sich ändern. Im Frühjahr 2019 hat er deshalb «Kids, ab an den Herd!» ins Leben gerufen und bislang 15 Kurse in Grenchen, Studen, Baar und in der Ostschweiz durchgeführt. Jedes Kind zahlt fünf Franken. Selbst verdiene er als Koch und Veranstalter nichts, das wolle er auch nicht, betont Rolf Caviezel. Mittlerweile haben sich ihm Partner – darunter Hug, Pasta Premium, Jobline, Sbrinz Käse, Yourcareer und Pangas – angeschlossen, die sich materiell und finanziell am Projekt beteiligen. Die Firma Fors AG in Studen/BE stellt ihm sogar Räume für Kurse zur Verfügung.
An diesem Nachmittag in Grenchen kocht Rolf Caviezel mit den Kindern einen Dreigänger. Zum Auftakt gibt es einen Schwinger-Hörnli-Salat mit Melonenwürfeln an Honig-Senf-Sauce. Zum Hauptgang wird ein Rinds- und Sauerkraut-Hamburger zubereitet. Und zum Dessert steht eine in Randensaft gegarte Birne mit Zwetschgenglace auf dem Programm.
«Ich zwinge niemanden, alles zu essen. Aber ich schaffe es jedes Mal, dass alle von allem probieren», sagt Rolf Caviezel. Nach jedem Kurs drückt er den Teilnehmern ein Rezeptdossier für das Kochen zu Hause in die Hand. Cool fänden die Kids nicht nur das Kochen, sondern auch den Umgang mit Abfällen. Eierschalen zum Beispiel. Die werden gebrochen, pulverisiert und mit Mehl gebunden, bis zur Verblüffung der Kids Kreide entsteht.
(Jörg Ruppelt)
Mehr Informationen unter:
www.freestylecooking.ch