Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Sturm im Wasserglas

Die Gastkolumne von Rainer Hoffer, Pächter Rössli Illnau, Inhaber FOH Consulting, Vorstand Gastrofutura.

Die Boulevard-Medien nehmen aktuell das Thema Gratis-Hahnenwasser auf ihre Titelseiten. Und zeigen sich erstaunt, dass die Restaurants des Landes damit unterschiedlich umgehen. «20 Minuten» stellt fest, dass rechtlich jeder Gastronomiebetrieb selber entscheiden kann. Woher also die Aufregung? Selbst auf leeren Magen ist die Ausgangslage nüchtern. Die Konzepte unterscheiden sich – Gott sei Dank. In dem einem Restaurant holen sich die Gäste ihr Leitungswasser selbst beim Brunnen, füllen es in Becher und nehmen an einem einfachen Holztisch Platz. Im anderen Restaurant wird das Wasser in einem Glas serviert, der Gast sitzt am weiss gedeckten Tisch. Es ist offensichtlich, dass den Unternehmen unterschiedlich hohe Kosten entstehen. Es ist ein Unterschied, ob die zehnköpfige Touristengruppe ausschliesslich Hahnenwasser konsumiert oder ob Gäste beim opulenten Gala-Menü zum Wein für 125 Franken lieber Hahnenwasser trinken wollen. Gemäss Gastrosuisse ist das Hahnenwasser in rund zwei Dritteln aller Restaurants zur Gänze gratis. Aus meiner Sicht empfiehlt sich – wie so oft – ein guter Mix aus Augenmass und Gastfreundschaft. Wir im «Rössli Illnau» verrechnen das Hahnenwasser höchst selten, haben es aber in der Karte deklariert. Wir meinen: Wenn der Gast nichts anderes konsumiert, ist ihm auch klar, dass er für die Dienstleistung und die Reinigung des Glases bezahlen muss. Trinkt er einen Kaffee oder ein Glas Wein, ist das Wasser gratis. Unterm Strich muss jeder Betriebsleiter die zu seinem Kon-zept passende Lösung finden. Das nennt man unternehmerische Freiheit. Und: Mit den Einnahmen, auch aus dem Verkauf von Hahnenwasser, verdienen wir Gastronomen uns keine goldene Nase. Sondern wir sichern Arbeitsplätze.

(Rainer Hoffer)