Mit 37 Jahren absolvierte Erich Werder noch eine Kochlehre. Ein Entscheid, der ihn nicht nur beruflich weiterbrachte.
Nach vielen Jahren in der Gastronomie entschied sich Erich Werder, gelernter Konditor-Confiseur, noch eine Kochlehre zu machen. (ZVG)
Als Erich Werder 2019 beschloss, eine Kochlehre zu machen, war die Küche für ihn bereits bekanntes Terrain: Er war gelernter Konditor-Confiseur und führte seit einigen Jahren einen eigenen Betrieb, zuletzt das Restaurant Rosengarten in Holzhäusern/ZG. «Ich hatte mehrere Köche angestellt und wollte meiner Aufgabe als Chef gerechter werden», erklärt er. Zudem wollte er seine berufliche Existenz auf sicherere Beine stellen: «In unserer Branche weiss man nie, was als Nächstes passiert. Daher wollte ich etwas in der Hand haben.»
Erich Werder, Chefkoch FA
Eigentlich wollte er die Lehre so schnell wie möglich absolvieren – doch am Gewerblich-industriellen Bildungszentrum Zug GIBZ riet man ihm davon ab. «Am Ende entschied ich mich für zwei Jahre – und das würde ich auch anderen Interessierten empfehlen. So hatte ich genug Zeit, die Inhalte zu verinnerlichen und im Betrieb umzusetzen», so Werder. Einen vollen Tag pro Woche investierte er für die Schule: «Das ist natürlich ein grosser Kostenfaktor. Ich hatte das Glück, dass meine Mitarbeitenden mich dabei voll unterstützten.»
Von vorne anfangen musste Erich Werder in der Schule natürlich nicht. Trotzdem hat er einiges gelernt. «Ich war vorher sehr chaotisch unterwegs, weil mir gewisse Strukturen und Prozessabläufe nicht klar waren. Heute arbeite ich viel koordinierter.» Und auch persönlich lernte er einiges: «Die Ausbildung hat mir geholfen, mich ständig selbst zu hinterfragen. Sie war auch eine Lebensschule.»
Die Kochlehre war für Erich Werder erst der Anfang. Gleich anschliessend machte er die Ausbildung zum Chefkoch und aktuell lässt er sich zum Küchenchef weiterbilden: «Ich wollte direkt weitermachen.» Das eigene Restaurant hatte er nach der Corona-Pandemie aufgegeben. Heute arbeitet Werder als Küchenchef im ZFV-Restaurant Food-Stoffi in Rotkreuz/ ZG: «So habe ich mehr Zeit für meine Familie.» Nebenbei ist er als Prüfungsexperte tätig und überzeugt, dass die Branche mit der seit 2024 neu strukturierten Kochlehre auf dem richtigen Weg ist: «Es ist wichtig, dass wir nie stehenbleiben. Der Beruf verändert sich und muss für Junge auch künftig attraktiv sein.»
(Angela Hüppi)
Als Erwachsener eine Lehre zu absolvieren, ist über die sogenannte Nachholbildung möglich. Dafür muss man je nach Beruf bis zu fünf Jahre Berufserfahrung in der Branche nachweisen. Die verkürzte Lehre dauert in der Regel zwei Jahre, die Prüfung kann aber auch direkt angetreten werden. Weitere Auskünfte erteilen das kantonale Amt für Berufsbildung oder die Berufsfachschulen.