Lebensmittelabfälle vermeiden, ökologische Reinigungsmittel verwenden oder Strom sparen, das setzen viele Hotel- und Gastronomiebetriebe um. Einige engagieren sich zudem auch ausserhalb ihrer vier Wände für die Biodiversität und den Umweltschutz. Auch vermeintlich kleine Massnahmen bewirken in vielerlei Hinsicht einiges.
Viele Betriebe achten zum einen aus Umweltschutzgründen, aber auch aus finanziellen Motiven darauf, dass möglichst wenig Lebensmittelabfälle anfallen. Bei den Reinigungsmitteln setzen sie ökologische ein und beim Stromverbrauch wählen sie beispielsweise Lichtquellen, die energiesparend sind. Auch die Massnahmen ausserhalb des Betriebes sind wichtig für den Umweltschutz. Wie man im Kleinen etwas für die Biodiversität tun kann, weiss der ehemalige Fussballtrainer Hanspeter Latour. Heute reist der Thuner als Botschafter für die Biodiversität durchs Land. Seit seiner Pensionierung verbringt er seine Zeit hauptsächlich in der Natur, seine zweite Leidenschaft neben dem Fussball. In seinem grossen, naturnahen Garten und in der übrigen Landschaft beobachtet er die Veränderungen in der Naturvielfalt. «Mein Wissen über Biodiversität hat keinen wissenschaftlichen Hintergrund. Aber es macht mir Freude, mich für die Natur einzusetzen», sagt der 78-jährige Berner Oberländer.
HANSPETER LATOUR: Gastbetriebe können ihre Aussenanlagen bewusst mit einheimischen Blumen, Stauden und Gehölzen bepflanzen. Viele davon lassen sich auch in Töpfen auf dem Fenstersims ziehen. Wichtig dabei ist, dass sie keinerlei giftige Streu- und Sprühmittel verwenden. Auch durch einen bewusst lokalen, umweltfreundlichen sowie zertifizierten Wareneinkauf kann der Biodiversität geholfen werden.
Mein Vater war Ornithologe und ein Naturkenner. Ich selbst unterhalte einen grossen Naturgarten, in dem ich darauf achte, dass sich möglichst viele verschiedene Lebewesen wohlfühlen. Ausserdem haben Zeitschriften, Bücher, Filme, Vorträge und Experten aus meinem Bekanntenkreis dazu beigetragen, dass ich mich so intensiv mit dem Thema beschäftige. In der Natur finde ich Bodenhaftung und Begeisterung. Beides hat mir bereits in meiner Zeit als Fussballtrainer geholfen.
Für Insekten ist es egal, wo sie die Blüten finden. Eigene einheimische Kräuter sind nicht nur in der Küche ein Gewinn. Sie dienen vielen Insekten als Nahrungsquelle. Bohnenkraut und Oregano sind beispielsweise richtige Bienenweiden. Ob mit einem Naturgarten oder einem insektenfreundlichen Topf Dill auf dem Balkon – alle können einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten.
Kleine Massnahmen dienen der Biodiversität im Siedlungsraum und tragen dadurch zum Wohlbefinden der Bewohner bei. Stellen Sie sich vor, wie traurig es wäre, wenn in einem Quartier den ganzen Sommer kein Schmetterling und keine Biene zu sehen wäre.
Hanspeter Latour, Naturfreund und ehemaliger Fussballtrainer
Golfplätze haben durch ihre Grösse und ihre Lage viel Potenzial für Biodiversität. Das hat man erkannt, und der Verband Swissgolf lässt die Anlagen bereits zertifizieren. Ob dabei eine Vernetzung zu natürlichen wertvollen Landschaften möglich sein könnte, um gefährdete Arten zu fördern, müsste allerdings gezielt erfolgen und langfristig überprüft werden. Ansonsten nützt die Zertifizierung mehr dem Image als der Natur.
Da gibt es verschiedene, zum Teil bereits angewandte Möglichkeiten. Glas- und Telleruntersätze und auch Servietten mit einheimischen Blumen und Tieren erinnern jeden Gast an die Vielfalt unserer wunderbaren Natur. Und im besten Fall schärft es den Blick auf Pflanzen und Tiere, die in nächster Umgebung leben.
Reine Steingärten ohne jegliche einheimische Bepflanzung finde ich ein Gräuel. Oder Rasenflächen, auf denen ganztägig ein Mähroboter herumfährt.
Städte und Landschaft haben sich dem Bevölkerungswachstum entsprechend verändert. Beton und Asphalt prägen die Städte. Die intensive Landwirtschaft erreicht wegen des Klimawandels die Voralpen. Tourismus und Sport sind längst in der Bergwelt angekommen. Die Schweiz ist in vielen Branchen bemerkenswert erfolgreich. Ich bin dankbar, hier leben zu dürfen. Fakt und bedauerlich ist aber auch, dass wir im Bereich der für die Natur geschützten Flächen im internationalen Vergleich schlecht dastehen. Das heisst, dass wir mit den wenigen für die Biodiversität noch intakten Flächen in unserem Land respektvoll und verantwortungsbewusst umgehen müssen.
(Daniela Oegerli)
Die Serie «Nachhaltigkeit» erscheint in loser Folge. An dieser Stelle wird über innovativen Umweltschutz in der Branche berichtet.
In «365 Tage Biodiversität» erzählt Hanspeter Latour von seinen Beobachtungen in Garten und Landschaft, die er das Jahr über macht. Dazu zeigt er seine vielen Bilder.
Weber Verlag
412 Seiten, gebunden
Februar 2024
ISBN 978-3-03818-381-5
Fr. 39.00
Das Hotel des Bains Kempinski St. Moritz spendete 10 000 Franken zum Schutz des Morteratsch-Gletschers im Engadin. Im Rahmen von Renovierungsarbeiten verkaufte das Hotel Einrichtungsstücke wie Massivholzmöbel, Designerleuchten und Accessoires. Gäste, Mitarbeitende und Einheimische konnten die exklusiven Stücke zu attraktiven Konditionen erwerben. Der Erlös ging an die Organisation Mortalive. Das Unternehmen, bestehend aus einem interdisziplinären Netzwerk aus Wissenschaft, Technik und lokalen Akteuren, entwickelt fortschrittliche Strategien, um den Gletscher langfristig zu schützen Die Spende unterstützt gezielt Schutzmassnahmen wie die künstliche Schneeproduktion ohne elektrischen Strom, um dessen Abschmelzen zu verlangsamen. Denn in wenigen Jahrzehnten hat er sich um mehr als drei Kilometer zurückgezogen.
kempinski.com
Guido Zurbrügg, Inhaber der Wirtschaft zum Haumesser in Gächlingen engagiert sich seit längerer Zeit für das Projekt «Around the Bodensee Clean-up». Dieses führt jeweils im September und Oktober verschiedene Aufräumaktionen rund um den Bodensee durch. Auch wenn das Restaurant nicht am Bodensee liegt, spendet der Gastronom seit 2023 ein Prozent der Einnahmen aus der Speisekarte an den Verein Ocean-Revolution, der das Projekt «Around the Bodensee Clean-up» ins Leben gerufen hat. «Ich bin ein Fan dieses Vereins und seines unermüdlichen Einsatzes für den Umweltschutz, den der Verein seit vielen Jahren leistet», sagt Zurbrügg. «Eine saubere Bodenseeregion kommt auch uns am Rhein zugute. Mittlerweile reicht das Projekt bis nach Diessenhofen/TG.» Er hoffe, dass sich dereinst noch mehr Gastronomen engagieren.
restaurant-haumesser.ch
Ende September fand im Rahmen des «World Clean-up Day» ein Anlass des «Around The Bodensee Clean-up» statt. An diesem Tag sammelten in Romanshorn/TG zahlreiche Menschen Abfall. Das Team von Thurgau Tourismus unterstützt diesen Anlass seit zwei Jahren im Rahmen seines Nachhaltigkeitsengagements und war ebenfalls mit helfenden Händen vor Ort. «Dank diesen Aufräumaktionen, bei denen seit 2016 rund 95 000 Liter Abfall rund um den Bodensee gesammelt wurden, bleibt die Region auch für den Tourismus attraktiv», sagt Barbara Lüscher, verantwortlich für die Nachhaltigkeit bei Thurgau Tourismus. Noemi Solombrino, Gründerin des Vereins Ocean-Revolution, organisiert seit neun Jahren solche Aktionen, neun Jahren solche Aktionen ist es wichtig, diese Initiative nicht nur finanziell, sondern auch persönlich mitzutragen.
thurgau-bodensee.ch
Das Hotel Alpengold in Davos organisiert jedes Jahr im Juni einen «Green Month». «Wir nutzen diesen grünen Monat für Weiterbildungen unserer Mitarbeitenden», erklärt Hoteldirektor Mario Gubi. Zum Beispiel habe das Team hinter dem Hotel neue Bäume gepflanzt und den Honig für seine Restaurants bezieht das Hotel bei einem benachbarten Imker. Damit die Bienen in nächster Nähe Blumen finden, lässt man die Wiese rund um den hoteleigenen Spielplatz stehen. «Wir verfügen auch über einen eigenen Garten, in dem wir die Zutaten für unser vegetarisches Restaurant Atelier Vert anpflanzen», ergänzt Mario Gubi. Auch diese Pflanzen dienen den Bienen als Nahrung. Ausserdem beteiligt sich ein Teil des Teams am Abfalleinsammeln, das die Davoser Bergbahnen dann durchführen, wenn der Schnee auf den Pisten geschmolzen ist.
alpengoldhotel.com
In Lenzerheide/GR engagiert sich das Hotel Schweizerhof in vielen Bereichen für den Umweltschutz. Dazu gehört die Unterstützung der Organisation My Climate, welche weltweit Umweltschutzprojekte vorantreibt. Für jede Übernachtung zahlen die Gäste einen Klimafranken, den das Unternehmen verdoppelt. Damit finanziert das Hotel unter anderem die Nachhaltigkeitswoche der Lernenden. Oder seit 2025 wird ein Projekt unterstützt, das die Vernetzung mit der nachhaltigen Landwirtschaft in der Schweiz stärkt. Das Förderprogramm für Hochstammbäume unterstützt landwirtschaftliche Betriebe bei der Pflanzung von Hochstamm-Obstbäumen. Die gepflanzten Bäume binden CO2 und wirken so als Kohlenstoffspeicher. Gleichzeitig leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität oder bieten Vögeln Nistplätze.
schweizerhof-lenzerheide.ch