Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Aufruf zur Menschlichkeit

Der Flüchtling Omar Habibi hat im Coronasommer in einem Gastrobetrieb in Bern eine Lehre begonnen. Nun soll er ausgeschafft werden. Sein Vorgesetzter, Michel Gygax, wendet sich in einem Brief an die Öffentlichkeit.

Wird der Flüchtling Omar Habibi nach Afghanistan zurückgeschickt, kann er seine Kochlehre nicht beenden. (ZVG)

Liebe Politiker*innen, liebe Medienschaffende

Wir sind ein Berner Gastrounternehmen, das sechs Restaurants in Bern und Köniz, in möglichst nachhaltiger Weise, führt. Omar Habibi, Flüchtling aus Afghanistan, hat im Corona-Sommer bei uns seine Kochlehre begonnen. Wir sind der Meinung, dass Ausländer und Flüchtlinge in die Gesellschaft integriert werden müssen, um ein wertvolles Glied darin zu werden. Am einfachsten geht das über eine Arbeitsstelle oder eine Ausbildung. Dieser Bürger- und Unternehmerpflicht kommen wir regelmässig nach, indem wir Menschen in unseren Betrieben eine Chance geben, die in ihrem Leben nicht soviel Glück erfahren durften, wie wir uns das in der Schweiz gewohnt sind. Deshalb haben wir Omar die Kochlehrstelle gegeben. Er hat unser Vertrauen bereits im ersten halben Jahr mit tollem Einsatz, menschlicher Wärme und viel Lernwillen gerechtfertigt.

Mitte Dezember wurde leider, aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen, sein Asylrekurs abgelehnt. Ende Januar haben wir als Lehrbetrieb und Omar Habibi als Betroffener vom Amt für Bevölkerungsdienste (Mirgrationsdienst) des Kantons Bern die Vorladung zum Ausreisegespräch erhalten. Dazu das Verbot ihn weiter zu beschäftigen. Trotz gültigem Lehrvertrag soll er baldmöglichst in seine für ihn äusserst gefährliche Heimat Afghanistan zurück geschickt werden. Diese unmenschliche Vorgehensweise befremdet uns zutiefst. Die Schweiz mit ihrer humanitären Tradition und mit ihrem grossen Reichtum hat ein solch menschenverachtendes Vorgehen nicht nötig. Ich schäme mich dafür. Als Mensch und als Schweizer Bürger. Und als Gastrounternehmer in einer Branche, die unter grossem Fachkräftemangel und unter der Coronakrise leidet, kann ich eine solch kurzsichtige Politik nicht gutheissen.

Deshalb haben wir ein Gesuch zur Weiterführung des Lehrvertrages und eine Verwaltungsbeschwerde an das Amt für Bevölkerungsdienste eingereicht.

Ich bitte Sie alle, unseren Hilferuf nach Menschlichkeit zu erhören und uns und insbesondere Omar Habibi in seinen Möglichkeiten hier seine Ausbildung zu beenden, zu unterstützen. Auf medialem und politischem Weg. Regula Keller (Geschäftsführerin und Lehrlingsbetreuerin) und ich, sowie Marianne Windler (seine Gastmutter), Jürg Schneider (Mentor, Mitglied Aktionsgruppe Nothilfe, Petition «Eine Lehre, eine Zukunft») und Omar Habibi selbst, sind gerne für ein persönliches Gespräch bereit.

Danke!

Mit herzlichen Grüssen

Michel Gygax

(mm/dkl)