Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

«Wir brauchen bis zu sechs Tonnen Pommes»

Giorgio Meli leitet seit einem Jahr die Gastronomie im Sportzentrum Zuchwil/SO.

Giorgio Meli (37) ist Vorstandsmitglied des Kochverbands. (Digitale Massarbeit)

HGZ: Giorgio Meli, die Gastronomie eines Sportzentrums stellt man sich einfach vor. Stimmt das?

Jein. Im Alltag bieten wir keine hohe Kochkunst an. Jedoch auf Wunsch bei besonderen Events schon. Einfach ist unser Verpflegungskonzept trotzdem nicht. Es ist eine Herausforderung, für das Sportzentrum mit seinen vielen Standbeinen zuständig zu sein.

Welche Standbeine gehören denn alle dazu?

Unser Zentrum hat ein Freibad, ein Hallenbad und eine Eishalle. Während im Sommer die Aussengastronomie im Fokus steht, ist im Winter der Betrieb in Hallenbad und Eishalle gefragt. Ich verantworte die Gastronomie auf dem gesamten Areal. Ein grosser Teil der Arbeit ist die Verpflegung der Gruppen, die übers ganze Jahr hinweg bei uns trainieren und in unseren Unterkünften nächtigen.

Welche Gruppen?

Wir sind ein beliebter Ort für die Durchführung von Trainingslagern. Zu uns kommen Vereine oder auch Spitzensportler. Für diese Gäste haben wir diverse Mehrbettzimmer und einzelne Hotelzimmer für die Trainer. Ähnliche Betriebe gibt es in der Schweiz nur etwa fünf. Das Sportzentrum Tägi in Wettingen/AG ist der nächstgelegene.

Wie sieht der Menüplan dieser Sportler aus?

Es gibt im Vorfeld keinen Menüplan, sondern die Vereine bestimmen die Preisklasse, die sie sich leisten können. Meistens haben sie nicht viel Budget. Wir bieten drei verschiedene Preisstufen.

Wie unterscheiden sich diese Preisklassen?

Sie unterscheiden sich in der Anzahl der Gänge. Die günstigste Variante hat einen Gang, die mittlere zwei und die dritte drei Gänge. Zusätzlich können Wünsche wie mehr oder anderes Fleisch berücksichtigt werden.

Und wenn vegetarische oder vegane Kost gewünscht ist?

Dann ersetzen wir die Fleischkomponente und passen auch das restliche Menü den Wünschen entsprechend an. Allerdings sind unsere sportlichen Gäste selten vegetarisch oder vegan unterwegs.

Von wie vielen Mahlzeiten im Gruppenbereich sprechen wir?

Als Anhaltspunkt dient eine Erhebung von Juli 2024, dem stärksten Monat bei uns. Damals kochten wir 7400 Mahlzeiten nur für die Gruppen. Dazu kommt der Badebereich mit 1000 Tagesgästen.

Sprechen wir über diese Tagesgäste. Im Selbstbedienungsrestaurant hängt ein Schild, dass man Gläser und Porzellangeschirr nicht mit an den Platz nehmen darf. Wie oft müssen Sie jemanden mahnen, nichts an den Liegeplatz oder ins Bad zu nehmen?

Täglich. Es ist wirklich unglaublich, wie wenig unserer Aufforderung nachgekommen wird. Auch wenn wir die Gäste darauf ansprechen, sind sie oft nicht einsichtig und verlangen einen Preisnachlass, wenn sie den Kaffee im Pappbecher mitnehmen sollen.


«Mögliche Scherben im Wasser zwingen uns, das Bad zu sperren.»


Was ist denn so schlimm, wenn man ein Glas mit in den Poolbereich nehmen würde?

Zerbricht ein Glas und fällt ins Wasser, müssen wir das Bad sperren. Damit sich keine Gäste verletzen, müssen wir die Scherben im Wasser absaugen. Im Hallenbad sind deshalb Glas und Porzellan grundsätzlich nicht erlaubt.

Und was wird im Badebereich am liebsten genossen?

Wie in jedem Bad sind Pommes frites auch bei uns der Topseller. Wir brauchen jedes Jahr bis zu sechs Tonnen. Doch bei uns gibt es weit mehr als diese frittierten Kartoffelschnitze. In diesem Monat beispielsweise stehen Zitronenravioli mit weissen Spargeln im Rohschinkenmantel oder Rind-Poulet-Cevapcici an Paprikasauce mit Bratkartoffeln auf dem Menüplan. Dabei achtet unser Chefkoch darauf, dass seine fünfköpfige Küchencrew immer wieder einzelne Komponenten selber herstellt.

Weshalb haben Sie sich für die Stelle im Sportzentrum interessiert?

Vor einem Jahr war die Zeit reif für etwas Neues. Ich habe an meinem alten Arbeitsort die Ausbildung als Leiter Gemeinschaftsgastronomie absolviert. Als ich die Stelle im Sportzentrum Zuchwil sah, fühlte ich mich sehr angesprochen. Ich bin im Nachbarort aufgewachsen habe vor 17 Jahren im Bad meine Frau kennengelernt. Noch heute wohnen wir nur wenige Kilometer von hier entfernt.

Wie haben Sie zum Kochberuf gefunden?

Meine Eltern waren beide in der Gastronomie tätig. Mein Vater arbeitete lange Jahre in einem Mitarbeiterrestaurant in Bern, wo ich ihn regelmässig besuchen durfte. Auch meine Mutter war als Servicefachfrau in einem anderen Berner Restaurant tätig. Die letzten Jahre vor ihrer Pensionierung hatten sie gemeinsam ein Restaurant in Bern gepachtet.

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

szzag.ch


Zur Person

Nach seiner Kochlehre in einem Solothurner Restaurant zog es Giorgio Meli in die Gastronomie von Bad Schinznach/AG und in die Klinik Wysshölzli in Herzogenbuchsee/ BE, wo er sich zum eidgenössischen Leiter Gemeinschaftsgastronomie weiterbildete.