Brot gilt als Lockvogel. Im Kampf zwischen Gewerbe und Discounter will der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband (SBC) seine Mitglieder noch besser unterstützen.
HGZ: Urs Wellauer, auf Ihrem Schreibtisch liegen zahlreiche Dossiers. Welches liegt aktuell zu oberst?
Urs Wellauer: Der SBC ist noch so organisiert wie vor Jahren, als er fast doppelt so viele Mitglieder zählte. Deshalb ist die Reorganisation des Verbandes eines der wichtigsten Dossiers.
Wie soll der SBC nach der Reorganisation aufgestellt sein?
Von den rund 1400 Mitgliedern in 22 Sektionen arbeiten aktuell fast 400 in einer Kommission. Die Verwaltung des Vereins wird deshalb als schwerfällig wahrgenommen. Das wollen wir ändern. Der Verein, die Fachschule Richemont als Stiftung sowie die Liegenschaften- und Verlags-AG sollen unter einem Dach eine privatwirtschaftliche Struktur erhalten. Dies mit einem Verwaltungsrat als strategischem Organ und einer operativen Geschäftsleitung.
Wie weit fortgeschritten sind die Arbeiten?
Ich dachte, es gehe etwas schneller. Erste Entscheide wurden getroffen. So arbeitet der Verband im Bereich IT intensiver mit der Fachschule Richemont zusammen, ebenso in der Kommunikation. In den Regionen wird diskutiert. Das sind positive Zeichen. Am kommenden 20. Februar befindet der Zentralvorstand über die Zusammenführung der beiden strategischen Gremien Geschäftsleitung und Zentralvorstand zum Verwaltungsrat. Entschieden wird dann am Kongress im Juni. Es bleiben allerdings noch ein paar offene Fragen.
Welche?
Wir rechnen längerfristig mit 1000 Verbandsmitgliedern. Die Betriebe werden grösser. Grössere Betriebe haben andere Bedürfnisse. Unser Promotions-Shop war früher sehr erfolgreich. Heute bewerben grössere Betriebe ihre eigene Marke. Der Verband konzentriert sich auf nationale Aktionen wie die Demenz-Kampagne in Zusammenarbeit mit Pro Senectute. Da werden die Teilnehmenden ab dem 22. Januar ihren Kunden beim Kauf eines Kaffees zum Mitnehmen gestrickte Cup Holder abgeben, um für das Thema Demenz zu sensibilisieren.
Ebenfalls im nächsten Jahr findet wieder die Schweizer Fachmesse für Bäckerei-, Konditorei- und Confiseriebedarf FBK statt. Weshalb erstmals im März?
Die Terminfindung für eine Messe wird zunehmend schwierig. Europa wächst zusammen. Dank der Verschiebung in den Monat März können wir die zeitgleiche Austragung der internationalen Messen in Lyon und Rimini umgehen. In 2021 ist Ostern sehr früh. Deshalb wird die FBK erst im Juni stattfinden. Das ist aus unserer Sicht sogar ein Vorteil.
Weshalb?
Wir wollen die FBK zu einem Branchen-Treffpunkt weiterentwickeln. Denn viele Aussteller bespielen nur noch eine Messe und wählen dabei den attraktivsten Standort. Nachdem die FBK 2019 im gleichen Rahmen wie 2017 über die Bühne gehen wird, wollen wir 2021 eine Plattform für zahlreiche Bäckerevents bieten. Dazu gehören der Bäcker-Kongress und der Grand Prix. Zudem soll das FBK-Forum ausgebaut werden. Wir erhoffen uns eine noch bessere Unterstützung dieser Anlässe, wenn Aussteller, Sponsoren und Partner gleichzeitig vor Ort sind.
Steht die FBK 2019 unter einem speziellen Thema?
Nein, die Messe als solche nicht. Im FBK-Forum wird es vom 17. bis 20. März Fachvorträge zu aktuellen Themen wie alte Getreidesorten, Zucker in der Konditorei, Foodpairing und Detailhandel geben. «Ran an den Kunden» ist ein extrem wichtiges Thema. Gerade im Kampf mit Discountern und Grossverteilern müssen gewerbliche Bäcker-Confiseure vermehrt mit ihren Kunden kommunizieren und ihnen erklären, was sie machen. Diesbezüglich freue ich mich auf das Rendez-vous vom FBK-Montag, dem 18. März. Da kann ich bereits die Querdenkerin Cordelia Hagi ankündigen. Sie wird verrückte Ideen zu Verkauf und Marketing aufzeigen.
(Interview Gabriel Tinguely)
Urs Wellauer, 53, ist seit 2017 Direktor des SBC. Er führte eine Konditorei-Confiserie mit Café in Amriswil und war zudem Präsident des Schweizerischen Konditor-Confiseurmeister-Verbands (SKCV). Seit 2008 ist er für den SBC tätig, erst als Leiter Politik und Kommunikation und ab 2012 als Vizedirektor.