Sie kamen, sahen und siegten: Bettina Jenzer und Sandra Aebi von der Stiftung für Betagte in Münsingen dominierten den Swiss-Culinary-Cup-Final 2018. Dank Talent und einem Coach mit Kochnati-Erfahrung.
Kochen im Wandel der Zeit. Unter diesem Motto zeigten vergangene Woche sechs Finalistinnen und Finalisten am Wettkochen um den diesjährigen Swiss Culinary Cup ihr Können. Konkret waren zwei Gerichte gefragt, eines mit einer eigenen Schweizer Spezialität und ein Teller mit ovo-lacto-vegetabilen Komponenten. Die geschmacklich und optisch besten Kreationen zeigten zwei Frauen, zwei «Rohdiamanten», die ihr Talent noch nie zuvor an einem Wettbewerb unter Beweis gestellt hatten: Bettina Jenzer, die 27-jährige stellvertretende Bereichsleiterin Küche, und Sandra Aebi, 23-jährige Köchin. Beide arbeiten in der Stiftung für Betagte in Münsingen und wurden im Vorfeld des Finals von Ex-Nati-Koch Yanick Mumenthaler trainiert. Das sich während des Wettkochens herauskristallisierende Duell zweier Frauen entschied am Ende Bettina Jenzer für sich. Sie erreichte die Höchstpunktzahl mit einer raffinierten «Stockhorner Alpensoili»-Kreation, in deren Mittelpunkt Schweinebauch, Speck-Knusperfilet und Schmorpraline standen. Als Zweites richtete sie einen Teller an, auf dem die Topinambur-Knolle die Hauptrolle übernahm, geschmort, gefüllt mit Tatar derselben sowie Ziegenkäse, Topinambur-Staub und -pürée.
Mit diesen beiden Hauptgängen und einer nahezu einwandfreien Arbeit in der Küche hinterliess Bettina Jenzer bei der Jury den besten Eindruck. Am Ende hatte sie elf Punkte Vorsprung auf Mitstreiterin Sandra Aebi. Platz drei im Final erkochte sich der derzeit mit einem Michelin-Stern und 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnete Dominique Schrotter vom Restaurant La Riva in Lenzerheide/GR. Wie in den vergangenen Jahren teilen sich drei Finalisten den vierten Platz. Wer sie sind, was sie kochten und was Vorjahressieger Thomas Bissegger dazu sagte, lesen Sie in dieser Ausgabe.
Zwei Frauen zuoberst auf dem Podest – das kommt an Kochwettbewerben nicht allzu oft vor. Dass zwei Köchinnen aus ein und demselben Betrieb Gold und Silber gewinnen, ist ein Novum – zumindest in der 23-jährigen Geschichte des renommierten Swiss Culinary Cups. Siegerin Bettina Jenzer (27) ist stellvertretende Bereichsleiterin Küche, die Zweitplatzierte Sandra Aebi (23) Köchin. Beide arbeiten in der Stiftung für Betagte in Münsingen/BE. Zusammen meldeten sie sich für das Wettkochen vom Schweizer Kochverbands an und schafften aufgrund ihrer raffinierten Rezeptideen den Sprung unter die besten Sechs und damit in den Final. Dass sie in der Küche der Berufsfachschule Baden vergangene Woche derart dominierten, ist kein Zufall.
Zum einen sind die beiden, obwohl noch nie zuvor an einem Wettbewerb dabei, hochtalentiert. Das bescheinigte ihnen die Jury nach dem Wettkochen. Zum anderen wurden die beiden von einem Profi vorbereitet und instruiert, der weiss, wie man gewinnt: Ex-Nationalmannschaftskoch Yanick Mumenthaler, heute Küchenchef in der Münsinger Stiftung. Nicht nur die beiden Köchinnen ernteten an der Siegerehrung in der Trafohalle Baden Lob. Thomas Bissegger, Vorjahressieger und Beobachter am diesjährigen Final, zeigte sich auch von den vier weiteren Finalisten beeindruckt. «Es wurde mit sehr viel Herzblut und Kreativität gekocht», so der SCC-Sieger 2017.
Laut Jurychef Werner Schuhmacher waren die Punktabstände teilweise sehr knapp. Dominique Schrotter etwa lag nach der Beurteilung von Jury eins, die das Arbeiten und die Organisation benotete, zunächst auf Platz vier.
Nach der Wertung von Jury zwei, die den Geschmack der Komponenten auf dem Teller benotete, holte er dann auf. «Sein ‹Zürisee-Zander› hatte viel Eigengeschmack. Zusammen mit dem Sauvignon-Blanc-Schaum war das Gericht beeindruckend gut abgeschmeckt», so Werner Schuhmacher.
Auch wenn es für sie nicht zu einem Medaillenplatz reichte, beeindruckt zeigte sich die Jury ebenfalls von den Leistungen des Romands Ernest Bardhoku, von Tobias Jaberg aus Biel und Jürgen Sempach aus Bern. Sie alle kreierten ein Gericht zum Thema «Meine eigene Schweizer Spezialität» und einen Teller mit ovo-lacto-vegetabilen Komponenten.
Anhand der eingesandten Finalrezepte fertigte Vorjahressieger Thomas Bissegger für die Siegerehrung Zeichnungen an. Auf Basis der Komponenten auf den Tellern zog Bissegger Rückschlüsse auf die Charaktere der Finalisten. Deutungen, die während seiner Präsentation in der Trafohalle Baden für Schmunzeln bei den Kandidaten und im Publikum sorgten.
(Jörg Ruppelt)
Lust auf mehr Wettbewerbe? «Ich muss den Sieg erst einmal sacken lassen!»
Hotellerie Gastronomie Zeitung: Bettina Jenzer, beschreiben Sie uns den Moment, als Sie zur SCC-Siegerin gekürt worden sind?
Bettina Jenzer: Ehrlich gesagt hatte ich eine riesige Leere im Kopf. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, denn als ich nach dem Finalkochen die anderen Teller sah, dachte ich: «Wow, das ist alles so cool gekocht, das sieht so gut aus.» Wir Finalisten hatten eine tolle Zeit zusammen. Konkurrenzdenken kam eigentlich nie auf.
Und trotzdem kann nur einer oder eine gewinnen. Was, glauben Sie, gab am Ende den Ausschlag?
Ganz klar mein Chef Yanick Mumenthaler. Er hat eine grosse Wettbewerbserfahrung und hat mich und Sandra dahin geführt, wo wir jetzt stehen.
Welche Tipps hat Ihnen Yanick Mumenthaler mit auf den Weg gegeben?
Wertvoll waren seine organisatorischen Ratschläge. Das gab mir eine grosse Sicherheit im Final. Ausserdem halfen bei den Vorbereitungen seine Ruhe und Ehrlichkeit. Er hat wirklich einen grossen Anteil an meinem Sieg. Merci, Yanick (lacht)!
Wie ist das vor einem Final? Schläft man da ruhig?
Ich habe ein Glas Rotwein getrunken und bin dann rasch eingeschlafen. Allerdings wurde ich gegen drei Uhr wach. Wahrscheinlich, weil Vollmond war. Um fünf musste ich dann sowieso aufstehen.
Fit waren Sie ja, wie das Endergebnis zeigt. Macht der Sieg nun Lust auf mehr Wettbewerbe?
Der SCC war eine extrem gute Erfahrung für mich. Ich muss das alles erst einmal sacken lassen. Nächstes Jahr werde ich die Ausbildung zum Gastronomiekoch machen, dann habe ich einen grossen Garten daheim. Mal schauen.
Verraten Sie uns, was Sie mit der SCC-Prämie machen?
Von den 4000 Franken werde ich vielleicht Yanick etwas abgeben. Dann geht einiges für die Gastronomieprüfung und für den Garten drauf.