Eine schwächelnde Konjunktur und Handelskonflikte machen auch vor der Automobilindustrie nicht Halt. Wir wagen mit «Auto Schweiz»-Chef Andreas Burgener einen Blick in die Zukunft.
Die «Geneva International Motor Show» GIMS fiel dem Coronavirus zum Opfer. Genfer Hotels und Restaurants verlieren dadurch 250 Millionen Franken Umsatz. Und natürlich sind die Autofans unter den Gastronomen enttäuscht. Auch hatten die Organisatoren Massnahmen ergriffen, um die erste Automesse des Jahres noch attraktiver zu gestalten. So sagt Andreas Burgener, Direktor von Auto Schweiz, der Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure: «Der Stiftungsrat und das Team der ‹Geneva International Motor Show› haben sich Gedanken gemacht, wie man den Autosalon noch spannender gestalten kann. Gerne hätten wir die Projekte GIMS Discovery, GIMS VIP Day und GIMS Tech vorgestellt. Mit den Testfahrten von Modellen mit Alternativ-Antrieb im Rahmen von GIMS Discovery wollten wir die Leute von den Vorzügen dieser Systeme überzeugen.» Aber auch die anderen Projekte mit spannenden Vorträgen hochkarätiger Referenten und eine Start-Up-Messe hätten laut Burgener zur Belebung der Messe beigetragen.
Weiter führt der Experte aus, dass die Grosswetterlage auch ohne das Coronavirus bereits schwierig sei. Mit der sich eintrübenden Aussicht für die Weltwirtschaft, welche die Konjunkturforschungsstelle der ETH sehe, den Unsicherheiten im Handelskonflikt zwischen den USA und China oder dem Brexit herrsche eine grosse Unsicherheit im Weltmarkt. Davon könne sich auch die Autobranche nicht lösen.
Wegen des Coronavirus kann es gemäss «Auto Schweiz»-Direktor im schlimmsten Fall zu Lieferengpässen bei Batteriezellen aus Asien und somit zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Elektrofahrzeugen kommen. Folglich wären höhere CO2-Sanktionen für die Importeure zu erwarten, da die neuen, strengeren Ziele nur mit einem höheren Anteil dieser Modelle zu erreichen seien.
Zu den Chancen einer umweltfreundlicheren Elektromobilität meint Andreas Burgener: «Die Rahmenbedingungen werden laufend besser, auch wenn wir bei der Ladeinfrastruktur in Einstellhallen für Mietwohnungen noch einige Herausforderungen zu lösen haben.» In diesem und den kommenden Jahren würden spannende Produkte auf den Markt kommen, die den Einstieg in die Elektromobilität für immer mehr Menschen interessant machen werden. Auf die Frage, ob es den Verbrennungsmotor irgendwann nicht mehr gibt, meint Burgener: «Viele Automobilhersteller haben das Ziel, in zwei bis drei Jahrzehnten völlig klimaneutral zu sein.» Inwieweit der Verbrennungsmotor dabei eine Rolle spiele, werde man sehen. Sollten synthetische Treibstoffe in grosser Menge zu wirtschaftlichen Preisen hergestellt werden, könne sich Burgener eine klimaneutrale Automobilität gut vorstellen.
(Andrea Decker)