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Perlendes Aufschäumen wird zum leisen Prickeln

Die vom Erfolg verwöhnten Schaumweinproduzenten haben im Corona-Jahr kaum Gründe zum Feiern.

Über eine Milliarde Flaschen reifen in Kellern der Champagne. (Unsplash)

In den vergangenen Jahrzehnten kannte die Absatzkurve von Schaumwein nur eine Richtung: steil nach oben. Zu Beginn der Nuller-Jahre wurde in der Champagne die Erweiterung der Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) um 5000 Hektaren diskutiert. Damit wollten die führenden Champagnerhäuser die Nachfrage nach dem edlen Prickler befriedigen. 2008 vereitelte jedoch ein kurzfristiger Absatzeinbruch infolge der Finanzkrise dieses Vorhaben. Es blieb bei den seit 1927 gesetzlich festgelegten 34 300 Hektaren.

Nachdem 2019 eine Rekordmenge an Champagner und anderen Schaumweinen konsumiert worden war, folgte 2020 die Ernüchterung. Im Corona-Jahr gab es kaum Gründe zum Feiern. So ist beim spanischen Cava die Nachfrage um 80 Prozent eingebrochen. Italienische Schaumweinproduzenten büssten elf Prozent ein. Dies jedoch nur, weil sich der Verkauf von Prosecco auf dem Vorjahres-Rekordniveau halten konnte. Ein Minus von 30 Prozent mussten die Champagnerhäuser hinnehmen. Letzteres sorgte einmal mehr für Spannungen: Jedes Jahr versuchen die Champagnerhäuser, die Preise zu drücken, und die Traubenproduzenten wollen möglichst viel herausholen. Erinnerungen an die Ereignisse von vor 110 Jahren werden wach.

Unruhen in der Champagne

Bei den so genannten «Champagner-Unruhen» wehrten sich die Winzer 1911 gegen Macht und Machenschaften grosser Kellereien. Die wollten die Ernten der wegen viel Regen, Hagel und Mehltau schlechten Jahre 1907 bis 1910 kaum kaufen. Zudem stieg mit dem Brotpreis auch die Armut. Als Strassenkämpfe entflammten und ganze Dörfer loderten, musste gar die Armee für Ordnung sorgen.

Auch wenn die grossen Champagnerhäuser die Traubenpreise 2020 massiv drückten, wurden die Winzer mit 6.50 Euro pro Kilo immer noch fürstlich bezahlt. In weniger prestigeträchtigen Weinbaugebieten erhalten die Winzer oft nur 50 Euro-Cents für ein Kilo Trauben.

(Gabriel Tinguely)