Nicole Manser und Rahel Hug ziehen ins Finale. Die Tessinerin Sara Fernandes musste kurzfristig absagen.
Heute fand in den Räumlichkeiten der Hotel und Gastro Formation in Weggis/LU der erste Teil des Halbfinales der Swiss Skills Championships 2020 der Hotellerie-Hauswirtschaft statt. Anders als in Bern, mussten sich die Kandidatinnen mit beengten Verhältnissen und einer sehr stillen Arbeitsatmosphäre arrangieren. Zudem trugen Zuschauerinnen und Zuschauer sowie alle Expertinnen Gesichtsmasken. «Die ganze Situation ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber immerhin können die Swiss Skills Championships 2020 so stattfinden. Und darauf kommt es schliesslich an», sagt Chefexpertin Martina Blättler.
Bei der ersten Aufgabe am Vormittag mussten die Kandidatinnen einen Textilbelag trockensaugen. Dabei achteten die Expertinnen unter anderem auf die Kabelführung und Ergonomie. Bei der zweiten Aufgabe mussten die drei Kandidatinnen Alexandra Messerli, Rahel Hug und Nicole Manser eine Kontrollreinigung durchführen und durften anschliessend das Zimmer nach ihrem Gusto einrichten. Einzige Vorgabe: Es musste entweder zum Überthema Disney oder zum Überthema Natur passen. Bettwäsche, Material und Dekoration mussten die Kandidatinnen selber mitbringen. Insgesamt wurden nur drei Zimmer dekoriert: Sara Fernandes, die eigentlich auch hätte antreten sollen, musste aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen.
Mit Vogelgezwischer das Publikum überzeugt
Alexandra Messerli vom Altersheim Turmhuus in Uetendorf/BE entschied sich für Mickey Mouse und legte Wert darauf, dass das Zimmer «nicht so kitschig wirkt». Bei der Wahl der Bettwäsche entschied sie sich für das Material Seersucker. «Ich habe mich für diese Bettwäsche entschieden, weil sie nicht gemangelt werden muss. Damit spart man Zeit und letztlich auch Geld», sagt sie. Auch Rahel Hug vom «Park Hotel Winterthur» entschied sich für das Überthema Disney und richtete das Zimmer im Stil von Mary Poppins ein. «Meine Mutter hat mich auf die Idee gebracht. Mary Poppins ist eine herzige Geschichte, die junge und ältere Generationen gleichermassen anspricht», begründet sie ihre Wahl.
Nicole Manser vom «Säntis - das Hotel» entschied sich als Einzige gegen das Überthema Disney und für Natur. Mit ihrem «Vogelzimmer», in welchem man dank einem kleinen Lautsprecher im Zimmer selbst die Vögel zwitschern hörte, vermochte sie nicht nur die Expertinnen sondern auch die Zuschauerinnen und Zuschauer zu überzeugen. Diese durften in einer anonymen Abstimmung jenes Zimmer wählen, das ihnen am besten gefiel. Die letzte Aufgabe am Morgen war das Bügeln einer Schürze, eines Herrenhemdes und einer Kochbluse auf Zeit. Alexandra Messerli war hiermit als erste fertig und klingelte. «Mit der Klingel wollten wir den Wettbewerb ein wenig verstärken, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob die Kandidatinnen die anderen überhaupt wahrgenommen haben», sagt Chefexpertin Martina Blättler.
Bodenbeläge mit Feuer erkennen
Für Laien nicht ganz so spannend, für die Kandidatinnen aber umso anspruchsvoller, ging es am Nachmittag weiter: Bodenbeläge erkennen. Rahel Hug griff dabei zum Feuerzeug: «Wenn es knisterst und nach Fondue riecht, ist es Wolle, wenn es schmilzt und nach verbranntem Plastik riecht, ist es synthetisch», erläutert sie. Die Bodenbeläge hätten fast identisch ausgesehen. «Das war mit Abstand die schwierigste Aufgabe», bestätigt auch Nicole Manser. Am meisten gefallen hat ihr die zweite Aufgabe am Nachmittag: Ein Anlassgespräch mit einem Gast führen, eine Menukarte schreiben sowie ein Mustergedeck für zwei Personen eindecken. Die letzte Aufgabe war das Herrichten der Couverture.
Sieg kam für beide überraschend
Um 15:30 Uhr zogen sich die Expertinnen zur Beratung zurück. Um 16:30 Uhr war es bereits so weit: Die Ränge wurden verkündet. Jean-Claude Schmocker, Leiter Bildungsmarketing Hotel & Gastro Formation, eröffnete die Rangverkündung und wandte sich mit folgenden Worten an die Kandidatinnen: «Ihr seid schon Gewinnerinnen. Ihr habt an den Swiss Skills Championships 2020 mitgemacht». Er rief den Anwesenden zudem in Erinnerung, dass Hotellerie-Hauswirtschaft jener Beruf sei, der in der Gastronomie am stärksten unterschätzt werde.
Tagessiegerin und erste Finalistin wurde Rahel Hug, die während des Tages sehr selbstsicher wirkte, aber «wirklich gar nicht damit gerechnet» hatte, zu gewinnen, wie sie sagt. Auch für Nicole Manser kam der Sieg überraschend. «Gehofft habe ich es natürlich, aber sicher war ich mir nicht, zum Beispiel, weil mir das Bügeln nicht so gut lief».
Bei einigen Aufgaben hatten die Kandidatinnen Zusatzaufgaben zu bewältigen. Ob diese für die vier Kandidatinnen vom Samstag, 12. September dieselben sein werden, wird sich zeigen.
(Désirée Klarer)