Cristina Mathis und Matteo Previsdomini führen ihr Albergo Garni mit einem besonderen Konzept.
Matteo Previsdomini (44) und Cristina Mathis (45) besitzen seit Anfang 2024 die Casa Santo Stefano in Miglieglia/TI. (ZVG)
CRISTINA MATHIS: Das ist purer Zufall. Wir hatten beide das Bedürfnis, etwas ganz anderes aus unserem Leben zu machen. Auf der Suche nach einem neuen Wirkungsfeld sind wir auf die Casa Santo Stefano gestossen.
MATTEO PREVISDOMINI: Ich hörte zufällig, dass im Malcantone ein Betrieb zum Verkauf stehen würde. Als ich den Namen hörte, war ich mir sicher, ich weiss, um welchen es sich handelt. Ich bekundete unser Interesse. Erst im Nachhinein realisierte ich, dass es eine andere Casa war.
MATTEO PREVISDOMINI: Ja, unbedingt. Wir konnten uns von Beginn weg mit dem Konzept unserer Vorgänger identifizieren. Diese hatten drei alte Tessiner Häuser zu einer Einheit zusammengefügt, sie von Grund auf renoviert und als B & B betrieben. Anfänglich boten sie Seminare an, wechselten später aber zu Mind-Body-Spirit-Retreats. Das entsprach unserem Lebensstil. Denn wir leben selber immer bewusster, praktizieren Yoga, lieben die Natur und sind Vegetarier.
Matteo Previsdomini
MATTEO PREVISDOMINI: Mehr noch, wir bauen sie weiter aus. Wir streben ein holistisches, also ganzheitliches Erlebnis an.
CRISTINA MATHIS: Bei uns ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Modewort. Wir leben sie auch. Unsere Casa liegt am Fusse des Monte Lema. Es ist eine wunderschöne, naturbelassene und weitgehend unbekannte Region. Sie bietet viele Möglichkeiten für Ausflüge und Wanderungen. Mir als Floristin geht das Herz auf, wenn ich durch Wälder und Wiesen streife und die herrliche Pflanzenpracht sehe.
Cristina Mathis
MATTEO PREVISDOMINI: Die Casa selber wurde schon von unseren Vorgängern nachhaltig geführt. Unsere Zimmer sind einfach eingerichtet. Einen Fernseher gibt es nicht. Bei uns stehen der Mensch und die Erholung im Mittelpunkt.
CRISTINA MATHIS: Als Garni-Betrieb bieten wir dem Gast ein Frühstück an. Für Gruppen kochen wir jeden zweiten Abend ein vegetarisches Menü. Ansonsten empfehlen wir dem Gast eine Handvoll Restaurants. Allein in unserer 400-Seelen-Gemeinde gibt es zwei Restaurants.
MATTEO PREVISDOMINI: Es war eine schöne Zeit, doch sie entspricht nicht mehr unserer heutigen Lebenseinstellung.
CRISTINA MATHIS: Ich kümmere mich um das operative Geschäft, empfange die Gäste und bin für das Frühstück zuständig. Zudem bin ich für den Blumenschmuck verantwortlich. Dieser fällt natürlich nicht so üppig aus wie in der Fünf-Sterne-Hotellerie. Ich gestalte den Blumenschmuck im Haus schlicht, saisonal und zurückhaltend. Je nach Situation arrangiere ich Blumen oder Zweige aus der umliegenden Natur. Diese Einfachheit passt gut zu uns und wird von den Gästen geschätzt.
MATTEO PREVISDOMINI: Ich bin für das Organisatorische und unseren Auftritt nach aussen verantwortlich. Das Wichtigste sind dabei die Verhandlungen mit interessierten Retreats-Anbietern.
MATTEO PREVISDOMINI: Viele Anbieter von sanften Bewegungsformen suchen Räumlichkeiten, um Retreats anbieten zu können. Für diese Instruktoren haben wir das richtige Angebot. Uns als Hotel mit 18 Zimmern bringt das übers Jahr eine solide Grundauslastung. Denn sobald fürs Tessin schlechtes Wetter gemeldet ist, sagen die Gäste oftmals ihre Reise ab. Wer ein Retreat gebucht hat, fährt trotzdem.
(Ruth Marending)
Cristina Mathis Die Engadinerin ist gelernte Floristin und leitete 14 Jahre die Floristik im «Dolder Grand» in Zürich.
Matteo Previsdomini Der Puschlaver ist Koch, Pâtissier und diplomierter Hotelmanager NDS HF. Er war über zwölf Jahre in F&B-Führungsfunktionen, unter anderem im «Dolder Grand» und zuletzt als Gastronomieleiter bei Sprüngli in Zürich.