«All unsere Betriebe haben eine Seele»

Sebastian Metry ist neuer Delegierter für die Schweiz und Liechtenstein bei «Relais & Châteaux». Er legt den Fokus auf die Kulinarik.

Sebastian Metry legt auch im Chalet Hotel Schönegg in Zermatt viel Wert auf exzellente Kulinarik und herzliches Gastgebertum. (ZVG)

HGZ: Sebastian Metry, Sie lösen Jan Stiller als Delegierten für die Schweiz und Liechtenstein ab – was nehmen Sie von ihm mit?

SEBASTIAN METRY: Unter Jan Stiller ist «Relais & Châteaux» dynamischer geworden und das Marketing in den verschiedenen Märkten wurde verstärkt. Diesen sehr erfolgreichen Weg möchte ich weitergehen. Zudem will ich mehr auf die Problemstellungen der einzelnen Häuser eingehen und die Küche vermehrt ins Zentrum rücken – denn diese ist das Herzstück aller Betriebe von «Relais & Châteaux».

Wieso braucht es eine Vereinigung wie «Relais & Châteaux»?

Die Vereinigung hilft Betrieben, mehr Sichtbarkeit auf dem Markt zu erhalten. Eine Mitgliedschaft bei uns ist ein Gütesiegel – keine andere Vereinigung verfügt beispielsweise über mehr Michelin-Sterne. Zudem bieten wir sehr viele Services und Tools, um den Alltag zu erleichtern. Unter anderem vermitteln wir Mitarbeitende zwischen den Betrieben, beispielsweise wenn diese in verschiedenen Saisons geöffnet haben.

Was zeichnet die Betriebe aus?

Unsere Hotels haben eine Seele. Wir stehen für gelebte Gastfreundschaft, die man in Hotelketten oft vergeblich sucht. Unsere Gäste erwarten zudem eine einmalige Gastronomie, wie man sie vor allem in kleineren Betrieben findet.

2024 feierte «Relais & Châteaux» das 70-Jahr-Jubiläum. Verfolgt man heute noch dieselben Ziele wie damals?

Die Vereinigung startete 1954 mit acht kleinen Betrieben entlang der Route du Bonheur in Frankreich. Sie kauften gemeinsam Zeitungsannoncen, um ihre Betriebe zu bewerben. Mit der Zeit wurde die Vereinigung immer grösser und hat heute natürlich eine ganz andere Ausstrahlungskraft. Geblieben ist unter anderem der Fokus auf die Küche. Stark an Bedeutung gewonnen hat das Thema Nachhaltigkeit. Mit unserem neuen Sustainability-Tool können die Hotels ihren fossilen Fussabdruck messen und erhalten Tipps, wie sie diesen reduzieren können.

Was ist Ihre Vision für die Zukunft der Vereinigung?

«Relais & Châteaux» soll für Hoteliers eine Vereinigung sein, welche bestimmte Werte vorlebt. Sie soll Rückenwind geben und motivieren, in Qualität zu investieren, sich nicht auf dem Erfolg auszuruhen und immer besser zu werden.

Unter anderem wollen Sie erreichen, dass die Mitglieder ihr Netzwerk enger nutzen.

Genau, ich will den Zusammenhalt und den Austausch unter den Betrieben fördern. Wenn man eine Frage hat, ruft man doch am besten direkt einen Kollegen an und fragt, wie er das Problem in seinem Betrieb gelöst hat. Diesen Austausch können wir unter anderem mit verschiedenen Events fördern.

«Gastfreundschaft lässt sich nicht digitalisieren.»

Sie führen das Chalet Hotel Schönegg in Zermatt/VS in dritter Generation. Was sollen die Gäste spüren, wenn Sie Ihr Haus betreten?

Gastfreundschaft wird in Zermatt grossgeschrieben, das wollen auch wir verkörpern. Schon meine Mutter und mein Vater waren Gastgeber par excellence und standen jeden Tag im Betrieb. Gleichzeitig wollen wir uns weiterentwickeln und uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Wir haben sehr viel investiert und das Angebot ausgebaut. Im Restaurant gibt es zum Beispiel nur noch A-la-carte-Gerichte anstatt ein fixes Menü. Zudem haben wir in eine neue Terrasse investiert, die einen einmaligen Blick über Zermatt bietet. Und im letzten Herbst kam ein komplett neuer Spa-Bereich dazu, der sich auf 400 Quadratmetern über zwei Stockwerke erstreckt. So kommen die Gäste auch in der Nebensaison voll auf ihre Kosten.

Welche Trends beobachten Sie aktuell in der Hotellerie?

Der Hotellerie geht es derzeit sehr gut, gerade in Zermatt. Trotzdem muss man aufpassen, dass man sich nicht verzettelt – jeder Betrieb sollte seine Gästesegmente klug strukturieren. Der Fokus muss auf Gästen liegen, die mehrere Tage bleiben – nur das ist nachhaltig. Dabei helfen komplexere Angebote, die nicht nur ein Bett zum Schlafen, sondern auch exzellente Kulinarik, einen Spa-Bereich und mehr bieten. So muss der Gast länger bleiben, um alles geniessen zu können.

Wie wird die künstliche Intelligenz die Hotellerie verändern?

KI kann uns vor allem im administrativen Bereich unterstützen. Auch in der Küche wird es Vereinfachungen wie intelligente Herde und Öfen geben. Sogar Rezepte kann die KI inspirieren – aber die menschliche Kreativität und Gastfreundschaft wird sie nie ersetzen können. Ein authentisches, herzliches Lachen – das kann die künstliche Intelligenz nicht bieten. Gastfreundschaft lässt sich nicht digitalisieren.

(Angela Hüppi)


Mehr Informationen unter:

relaischateaux.com


Zur Person

Sebastian Metry führt gemeinsam mit seiner Partnerin Line Février das Chalet Hotel Schönegg in Zermatt/VS als Miteigentümer. Seit Anfang Jahr ist er der neue Delegierte für die Schweiz und Liechtenstein der Vereinigung Relais & Châteaux. Dem Zusammenschluss gehören 580 unabhängige Hotels und Restaurants weltweit an.