Der Schaumwein aus dem Rhônetal ist älter als Champagner und trifft mit seiner Art den Geschmack der Zeit.
In «The Grapes», dem Standardwerk über Rebsorten, wird Clairette als «eine altmodische Rebsorte» beschrieben, die «relativ einfache, knackige (säurebetonte), manchmal mineralische Weine hervorbringt». Im Süden Frankreichs gilt die weisse Clairette als Assemblage-Partnerin von Grenache Blanc. Manche Produzenten von Châteauneuf-du-Pape verwenden Clairette sogar, um ihren kräftigen Rotweinen Frische zu verleihen.
Das Tal der Drôme, die zwischen Valence und Montélimar in die Rhône mündet, ist heute das wichtigste Anbaugebiet von Clairette. Dort ist sie Hauptbestandteil der Schaumweine Clairette de Die, seit 1942 mit eigener AOC, und Crémant de Die, mit AOC seit 1993. Um die Stadt Die wurden schon im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung Reben angebaut und die Méthode Ancestrale Dioise ist vermutlich älter als die Méthode Traditionelle in der Champagne.
Nebst der Rebsorte Clairette sind für die Schaumweine Clairette de Die und Crémant de Die die Sorten Aligoté mit einem Anteil von 10 bis 40 Prozent und Muscat Blanc à petits grains mit 5 bis 10 Prozent zugelassen.
Die Reben von Die am Fusse des Vercors gedeihen auf 400 bis 700 Meter Höhe. Sie zählen zu den höchstgelegenen Rebbergen Frankreichs.
Zwei weitere AOC ergänzen diejenigen der Schaumweine: Coteaux de Die ist stillen Weissweinen nur aus Clairette-Trauben vorbehalten. Stille Weissweine aus Aligoté und Chardonnay sowie Rotweine aus Gamay, Pinot Noir und/oder Syrah tragen die AOC Châtillonen-Diois.
Crémant de Die steht für erfrischende, trockene Schaumweine, so wie sie gerne zum Aperitif genossen werden. Clairette de Die hingegen sind nicht ganz durchgegoren. Sie haben eine delikate, natürliche Restsüsse und ihr Alkoholgehalt liegt bei niedrigen sieben bis acht Volumenprozent. Das macht sie zu idealen Begleitern einer würzigen asiatischen Küche. Sie harmonieren auch mit gereiftem Käse und fruchtigen Desserts. Trotz Restsüsse kleben die Clairette de Die nicht am Gaumen. Mineralische Frische und fruchtbittere Noten lassen sie leicht und tänzerisch erscheinen.
Im Laufe der Zeit perfektionierten die Winzer und Genossenschaftskellereien ihre Produktionsmethoden. Für die Méthode Ancestrale Dioise wird der frisch gepresste Most heute vor der Gärung für 48 Stunden auf minus drei Grad Celsius abgekühlt. Darauf folgt die Gärung bei tiefen Temperaturen in Stahltanks. Erreicht der Most drei Volumenprozent Alkohol, wird abgefüllt. Der Rest der Gärung erfolgt in der Flasche. Nach mindestens vier Monaten auf den Feinhefen wird gerüttelt und degorgiert. Die Flaschen werden aufgefüllt und für den Versand verkorkt. Aufgrund ihrer Restsüsse benötigen Clairette de Die – anders als Champagner – keinen Liqueur de Dosage.
Crémant de Die wird wie Champagner mit der klassischen Flaschengärung hergestellt. Übrigens: Crémant ist die Bezeichnung für Schaumweine, die ausserhalb der Champagne nach dem Verfahren der klassischen Flaschengärung hergestellt werden.
Das zu Unrecht verstaubte Image von Clairette und Crémant wollen die Produzenten aus Die aufpolieren. Mit «La Clairette de Die en Cocktail» lancierten sie Rezepte, die ihren Schaumweinen eine noch fruchtigere Note verleihen. Zum Beispiel in Kombination mit Pfirsich, Zitrone oder Destillaten.
(Gabriel Tinguely)
Ergibt 15 cl
3 cl Bourbon Whiskey
3 cl Pfirsichlikör
3 cl Grapefruitsaft
1,5 cl Ingwersirup
4,5 cl Clairette de Die Tradition
Mit kandiertem Ingwer und/oder einem Zweiglein Rosmarin dekorieren.
Drei bis vier Eiswürfel in ein Kelchglas geben. Bourbon, Pfirsichlikör, Grapefruitsaft und Ingwersirup darübergiessen und umrühren. Mit Clairette de Die Tradition aufgiessen und kurz umrühren, ohne dass viel Kohlensäure freigesetzt wird. Dekorieren und rasch servieren.