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Algorithmen statt Bauchgefühl

Gut bestellt ist halb gewonnen – modernste Technologie vereinfacht den Bestellprozess von Bäckereien und erhöht den Gesamtumsatz.

  • Nur backen, was auch verkauft wird – das ist die Vision von Meteolytix. (Unsplash)
  • Nils Passau war von Anfang an bei Meteolytix dabei, seit 2013 ist er Geschäftsführer des deutschen Unternehmens.

Bei schönem Wetter kaufen die Kunden mehr Salate, an Feiertagen weniger Sandwiches, im Winter mehr heisse Getränke. Wer eine Weile im Bäckergeschäft ist, kann erahnen, an welchen Tagen welche Produkte gut laufen. Meist bleibt es aber beim Bauchgefühl, welches keine präzise Grundlage für den Bestellvorgang ist. Heutzutage muss man sich aber nicht mehr nur auf das Gefühl verlassen. Immer mehr Firmen bieten Dienstleistungen an, welche den Bestellprozess aufgrund von Algorithmen automatisieren.

«Wir vermeiden Ausverkäufe und steigern so den Gesamtumsatz.»
 

So zum Beispiel das deutsche Unternehmen Meteolytix, welches sich auf die Bäckerbranche spezialisiert hat. «Mit dem Meteolytix- Bestellvorschlag bieten wir ein Produkt an, das einen optimalen, entspannten Bestellprozess ermöglicht», sagt Geschäftsführer Nils Passau. «Durch Vermeidung von Ausverkäufen werden Verkaufspotenziale ausgeschöpft und Retourenkosten verringert, was zu einem höheren Gesamtumsatz führt.» Um präzise Voraussagen tätigen zu können, braucht Meteolytix vor allem eines: möglichst viele Daten. Voraussetzung für den Erfolg des Systems sind daher mindestens zwei Jahre Verkaufs- und Bestellhistorie, ein bestehendes Warenwirtschaftssystem sowie standardisierte Prozesse.

Ein entscheidender Faktor für die Bestellprognose ist das Wetter. Daneben berücksichtigt das System aber viele weitere Faktoren wie beispielsweise den Verkaufsverlauf der letzten fünf Jahre, welcher in den heutigen digitalen Kassen bereits gespeichert ist. Diesen gleicht Meteolytix mit den Wetterprognosen der vergangenen fünf Jahren ab und berücksichtigt weitere Faktoren wie Wochen- und Feiertage, Ferien, Werbeaktionen, ob es Anfang oder Ende Monat ist sowie die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Faktoren.

Insgesamt werden mehr als 400 Einflüsse berücksichtigt – mit Erfolg. So sagt beispielsweise Bastian Reichartz, Geschäftsführer der Bäckerei Günther in Kiel/D: «Durch den Einsatz der Software konnte die Fehlerquote bei der Zukunftsprognose deutlich gesenkt werden. Somit kann ich mein Personal akkurater einsetzen und Mitarbeiter- sowie Kundenzufriedenheit erhöhen.» In einer wissenschaftlichen Untersuchung konnte eine preisbereinigte Umsatzsteigerung von drei Prozent festgestellt werden, dies bei einer gleichzeitigen Retourensenkung um etwa 21 Prozent. Und auch der Food Waste wurde erheblich reduziert, nämlich um rund 700 Kubikmeter (dies entspricht etwa 21 Seefrachtcontainern).

Aufgrund der Komplexität des Angebots will sich Nils Passau nicht festlegen, was die Meteolytix-Prognose für eine Bäckerei ungefähr kostet. Gemäss Olaf Deiniger, Autor von «Food Code», der das Unternehmen am diesjährigen Food Forum Ostschweiz vorstellte, ist sie aber als Einstiegsmodell bereits ab rund 100 Euro pro Monat zu haben – und somit auch für kleinere Unternehmen erschwinglich.

(Angela Hüppi)


Informationen

www.meteolytix.de