Den Spitzenplatz angepeilt, aber nicht erreicht. Die Schweizer Kaffeeszene kämpft um den Anschluss an die Weltspitze.
15 Minuten und ein grober Schnitzer – schon war der Traum vom grossen Triumph zerplatzt. Mathieu Theis belegte an der Barista-WM in Dublin den 50. Platz unter 61 Teilnehmern.
Riesig war die Freude bei Theis noch, als er Ende Februar in St. Gallen Schweizer Meister wurde. Er, der aus Marseille stammende Franzose, der die Kaffeekunst erst vor fünf Jahren entdeckte. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist er beruflich nicht als Barista, sondern als Ingenieur bei Siemens tätig.
In der irischen Hauptstadt wollte er nun zum grossen Coup ansetzen. Theis wollte sich nicht mit dem für Schweizer Teilnehmer fast schon reservierten Platz im (vorderen) Mittelfeld zufriedengeben. An seinen ambitionierten, zuweilen eigensinnigen Plänen zerbrach in der Vorbereitungsphase der Weltmeisterschaft gar die Zusammenarbeit mit seinem Team. Er wollte es allen zeigen – es kam anders.
Bei der Zubereitung seines Signature Drinks vergass Theis in der Hitze des Gefechts, den Knopf an der Kaffeemaschine zu drücken. «Ein dummer Fehler, der mich viele Punkte kostete», weiss Theis. Dass die Präsentation ansonsten sehr gut ankam und seine Kaffees hoch bewertet wurden, verkam zur Randnotiz.
Vom Ergebnis enttäuscht zeigt sich auch Theis' ehemaliger Trainer Philipp Henauer. Der Geschäftsführer von Henauer Kaffee war als Präsident der Swiss Speciality Coffee Association, welche die Schweizer Meisterschaften veranstaltet, in Dublin vor Ort.
Dass die Schweiz anstelle eines weiteren Schrittes in Richtung absolute Weltspitze einen herben Rückschlag erlitt, stimmt Henauer nachdenklich. «Wir sind am Aufarbeiten der Geschehnisse», so Henauer. «Ich kann jetzt schon sagen, dass wir für 2017 alles auf eine Karte setzen: Felix Hohlmann wurde in den letzten beiden Jahren Zweiter. Er hat das Zeug für einen Topplatz. Er wird sich unter professionellsten Bedingungen vorbereiten, dann liegt etwas Grosses drin.» Der enorme Aufwand von bis zu 70 Trainingsstunden pro Woche lohne sich: Wer Weltmeister werde, habe dank Sponsoring und Buchungen ausgesorgt.
Um an der WM 2017 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul teilnehmen zu dürfen, muss sich Hohlmann aber erst noch den Titel an den Schweizer Meisterschaften sichern. Diese finden vom 1. bis 3. Februar im Zürcher Kaufleuten statt.
Infos zu den Schweizer Kaffee-Meisterschaften finden Sie unter: <link http: www.swissscae.ch>www.swissscae.ch
(Benny Epstein)