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«Blick» stellt Reinigungsfirmen an den Pranger – zu Recht?

Vergangene Woche titelt die Zeitung «Mit dem WC-Lumpen ins Zahnputzglas: Putzfrauen schlagen Alarm». Kann man die Lage in Hotels derart prekär pauschalisieren?

Viele Hotels lagern die Zimmerreinigung an externe Firmen aus, darunter auch Fünfsternehotels. (Unsplash)

Zehn Minuten pro Zimmer, neun Franken die Stunde – der «Blick» warf mit Zahlen um sich. Unter diesen Bedingungen sollen externe Reinigungskräfte in Hotels arbeiten. Fremdreinigungsfirmen würden sich einen bitteren Konkurrenzkampf liefern. Zu viele Anbieter buhlen um zu wenig Hotelaufträge. Das drücke den Preis. Zudem seien die Hotelmandate ein unberechenbares Geschäft: Die Auslastung variiere, die Buchungen seien nicht stabil, man setze auf Kurzfristigkeit und auch der Gast hinterlasse die Zimmer häufig in einem desolaten Zustand. 

Vier Reinigungskräfte kamen zu Wort – allesamt entrüstet über ihre ehemaligen Arbeitgeber, darunter auch Firmen, die Fünfsternehotels als Kunden haben. Sie lieferten Bilder von verwüsteten Zimmern, die es innerhalb weniger Minuten zu reinigen galt. Sie beschrieben die Arbeit mit zu aggressiven Mitteln auf unterschiedlichen Belägen oder die Praxis, ein und denselben Lappen für alle Flächen zu benutzen.  

Welches Bild vermittelt die Zeitung mit diesem Bericht? Kamen die beschriebenen Mängel lediglich von einzelnen, frustrierten Mitarbeitenden oder hat die Branche ein derart grosses Problem? «Schwarze Schafe», sagt Piera Dalla Via, Präsidentin des Berufsverbandes Hotellerie-Hauswirtschaft bvhh der Hotel & Gastro Union. Was können Hotelbetreiber tun, wenn Sie sich Preisdruck ausgesetzt fühlen? Dalla Via bezieht Stellung. 


«Hotels müssen langfristig denken»

Ungelernte Kräfte machen Fehler – das Hotel zahlt so unter Umständen sogar mehr. 

Fremdreinigungsfirma oder In-House-Housekeeping? Wie soll ein Hotelier entscheiden? Externe Firmen hätten laut Piera Dalla Via auch Vorteile Die Schilderungen der Angestellten aus dem «Blick»-Bericht könne man nicht als Regel bezeichnen. Die Ferien seien bei Fremdfirmen abgedeckt, man habe weniger Probleme mit Personalausfällen. Viele Bereiche würden in Hotels ausgelagert werden, ohne Probleme zu verursachen. Gegen externe Firmen spricht jedoch, dass sich Angestellte nicht mit dem Hotelbetrieb identifizieren könnten, es herrsche keine Vertrauensbasis. «Ich würde die Arbeit mit meinen eigenen Angestellten bevorzugen», sagt die Präsidentin des Berufsverbandes Hotellerie-Hauswirtschaft. «Ich kann sie schulen, ausbilden und sie fachlich weiterbringen.» Mit In-House-Mitarbeitenden könne man auf lange Sicht besser und effektiver arbeiten, was schliesslich auch Geld spare. 

Falsche Reinigung ist teuer

«Der Job wird unterschätzt, das ist das grösste Problem», bemerkt Dalla Via. Reinigung sei das eine, Werterhaltung jedoch das andere. «Verwendet man aggressive Reinigungsmittel bei Teppichen, Bodenbelägen oder Duschkabinen, muss das Hotel diese in ein paar Jahren ersetzen. Daran denken wenige.» Zeitdruck sei nur ein Argument für kurzfristig denkende Arbeitgeber. Stärkere Mittel mit kürzerer Einwirkzeit zu verwenden, schädige bei falscher Verwendung langfristig mehr. «Der Hotelier hat verloren, wenn er nach zwei Jahren die Böden austauschen muss», weiss Piera Dalla Via.

Es ginge darum, als Leitung der Hauswirtschaft stark zu argumentieren und sich richtig zu positionieren: «Macht man Fehler bei der Wäsche oder verwendet man Maschinen falsch, könnte der Hotelier im Endeffekt sogar mehr zahlen, als wenn er von Anfang an qualifizierte Personen eingestellt hätte», erklärt Piera Dalla Via, und doppelt nach, «im schlimmsten Fall laufen dem Hotel bei unhygienischen Anlagen gar die Gäste davon.» 

(Anna Shemyakova)


Profitgier killt Vertrauen

Kommentar von Riccarda Frei, Redaktorin

Jeden Sommer greifen Publikumsmedien ein Gastronomiethema auf. Heuer ist es «Mangelnde Sauberkeit in Hotelzimmern». Man könnte nun sagen: «Das sitzen wir aus.» Doch so einfach dürfen es sich die Hotellerie und Gastronomie nicht machen. Aus Profitgier wird von einigen schwarzen Schafen das Wichtigste beschädigt, das Hoteliers haben: das Vertrauen ihrer Gäste. Diese vertrauen darauf, dass Leib und Leben bei den professionellen Gastgebern in Sicherheit sind. Gäste dürfen erwarten, dass ihre Daten geschützt, ihr Essen bekömmlich und ihr Zimmer so sauber und gepflegt ist, dass sie sich beim Aufenthalt weder Infektionskrankheiten noch Parasiten einfangen. Dieses Vertrauen ist nun erschüttert. Schuld daran sind nicht die Journalisten. Die legen nur den Finger in die Wunde. Schuld sind Hotels und Reinigungsfirmen, die, um Kosten zu sparen, zu wenig Zeit zum Putzen lassen sowie falsches Material und ungelerntes Reinigungspersonal einsetzen. Wer so den Profit steigern will, verliert Gäste, Gesicht und Geld. Dabei lohnt es sich, ausgebildete Hauswirtschafts- und Reinigungsprofis zu engagieren. Sie sorgen für ein sicheres, wohnliches Umfeld und wissen das Inventar ökonomisch und ökologisch so zu pflegen, dass es trotz Beanspruchung lange hält. Das ist eine Investition, die Vertrauen schafft und rentiert. 


Aus- und Weiterbildungen in der Hauswirtschaft:

www.hotelgastrounion.ch/bvhh
www.hotelgastro.ch
www.mein-progresso.ch