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Darauf fahren Hoteliers und Restaurateure ab

Fahrzeuge bilden bei vielen Hotels und Restaurants einen beträchtlichen Kostenpunkt. Höchste Zeit also für eine Übersicht: Welche Autos wählen die Schweizer Betriebe und weshalb?

  • Im «Badrutt’s Palace» können sich die Gäste in einem der drei Rolls-Royce chauffieren lassen. (ZVG)
  • Im «Baur au Lac» wird auf Rolls-Royce gesetzt, seit die Pferdekutsche durch Motorwagen abgelöst wurde. (ZVG)

Ob Nutzfahrzeug oder Abholservice, Mittel zum Zweck oder Prestigeobjekt: Autos kosten Restaurateure und Hoteliers eine Stange Geld. Die Hotellerie Gastronomie Zeitung hat Schweizer Hotels und Restaurants nach deren Bedürfnissen, Regeln und Kosten in Zusammenhang mit den Fahrzeugen des Betriebs gefragt.

Obwohl der «Schweizerhof» in Lenzerheide/GR ein Vier-Sterne-Superior-Hotel ist, reicht dem Besitzerpaar Claudia und Andreas Züllig ein Fahrzeug. «Wir haben einen Mercedes-Hotelbus. Er ist mit Allradantrieb ausgestattet, das Preis-Leistungs-Verhältnis passt», erklärt Claudia Züllig. «Die 5000 Kilometer pro Jahr kosten uns 5000 Franken.» Mehr als ein Auto sei nicht nötig, da neunzig Prozent aller Gäste mit dem Privatauto und die übrigen Gäste mit dem Postauto kämen. Der Hotelbus werde vor allem für den Gästetransport innerorts genutzt, Sicherheit sei bei der Fahrzeugwahl zentral. Die Portiers und der technische Dienst sind befugt, sich ans Steuer zu setzen.

Garage in der Nähe des Betriebs

Dreimal höhere Kosten fallen beim Mövenpick-Hotel in Egerkingen an – verteilt auf drei Fahrzeuge. Der VW Caddy dient für den Warentransport, den VW Golf nutzen die Sales-Mitarbeiter und der Volvo XC 60 wird von der Direktion gefahren. Direktorin Ute Dirks achtet darauf, eine Garage in der Nähe zu berücksichtigen. Dass Gäste mit den Betriebsautos abgeholt werden, komme selten vor. Dies übernimmt ein externer Shuttle Service.

Nur einmal monatlich wird der Fahrservice im Restaurant Bären in Gonten/AI genutzt, obschon dieser explizit auf der Website angeboten wird. Auf Wunsch werden Gäste im Umkreis von zwanzig Kilometern mit dem Mercedes V-Klasse 250 d abgeholt. «Wir verrechnen dreissig bis achtzig Franken», sagt Lukas Koch, Leiter Hotellerie und Administration. Die 5000 bis 7000 Kilometer im Mercedes und in einem Land Rover verursachen jährlich Kosten zwischen 3000 und 4000 Franken. «Jeder Mitarbeiter mit Führerschein darf die Autos fahren, auf Anfrage auch privat.»

Bei den Betrieben der Pumpstation Gastro GmbH wird auf altgediente Automobile gesetzt, die laut Inhaber Michel Péclard «ihre Arbeit verrichten, egal wer von unserem Team damit herumkurvt.» Total seien es fünf Autos. «Nicht sehr chic, aber effizient und zurückhaltend. Welche Marken weiss ich jetzt ehrlicherweise gar nicht – das ist uns einfach nicht so wichtig. Wir punkten lieber mit Gastronomie als mit Gasgeberei.»

Mit dem Boot zum Restaurant

Das Herzstück der Autos sei der Land Rover Defender. Péclard: «Im Sommer schaukeln damit die Gäste vom Tschuggen in den Alpenblick hoch. Der Defender ist uns ein wenig wichtiger als die anderen Wagen, weil er halt direkt mit einem Angebot verbunden ist. Drum sieht der auch ziemlich cool aus, finde ich.» Am allerliebsten ist ihm aber das betriebseigene Boot auf dem Zürichsee. «Mit dem bieten wir einen Shuttle-Service für bis zu sechs Gäste von Meilen/Horgen nach Zürich an. So gleitet man herrlich über den See zum Fischer's Fritz, in den Kiosk Hafen Riesbach sowie bis ganz nah zum Coco beim Paradeplatz durch den Schanzengraben. Und natürlich bald ins Portofino und den Mönchhof. Gut möglich, dass wir die Flotte noch ausbauen.»

Dass zahlreiche angefragte Hotelbetriebe mit VW-Modellen ausgestattet sind, ist indes kein Zufall. Die Amag-Gruppe, die in der Schweiz Volkswagen vertreibt, ist «Preferred Partner» von Hotelleriesuisse. Mitglieder können VW-Nutzfahrzeuge je nach Modell mit einem Rabatt von vier bis 13 Prozent beziehen.

Wer nur ein Auto mieten will, macht dies als Hotelleriesuisse-Mitglied mit einem Preisabschlag von bis zu vierzig Prozent: Die Amag Services AG ist Lizenznehmerin von Europcar, bei der in der Schweiz an über achtzig Stationen bis zu 5500 Fahrzeuge zum Vermieten bereitstehen.

Traditionell im Rolls-Royce

In einer anderen Liga spielen manche Fünfsternebetriebe. «Unser Betrieb ist Rolls-Royce treu», sagt Hans Wiedemann, Hotelier im St. Moritzer «Badrutt’s Palace». «Wir haben drei Rolls-Royce und zwei Mercedes Viano. Die Fahrzeuge widerspiegeln die Atmosphäre und Tradition des Hauses.» Jährlich verursachen die Fahrzeuge Kosten von total bis zu 35 000 Franken. Nur geschulte Mitarbeiter fahren die Luxuskarossen.

Auch im Zürcher «Baur au Lac» steht ein Rolls-Royce vor dem Eingang. Direktor Wilhelm Luxem: «Seit die Pferdekutsche durch Motorwagen abgelöst wurde, gibt es im «Baur au Lac» den Rolls-Royce. Entsprungen ist diese Tradition aus der Leidenschaft bei der Besitzerfamilie, im Speziellen bei Hermann Kracht.» Wie viel der Unterhalt der Fahrzeuge – auch ein BMW 750, ein Mercedes Viano, ein Ford Transit und ein VW Caddy gehören dazu – kostet, gibt Luxem nicht preis.

Ebenfalls keine Kosten-Angaben macht Hans-Rudolf Rütti, Geschäftsführer des 7132 Hotels in Vals/GR. Stolze zwölf Fahrzeuge zählt der Betrieb: den Mercedes-Stern tragen vier Limousinen, drei Luxus-Minivans, ein Transporter und ein Personenwagen. Hinzu kommen ein VW Amarok und zwei VW-Busse. Rütti: «Diese Autos sind für unsere Bedürfnisse am besten geeignet.» Die Gäste werden aus der gesamten Schweiz abgeholt, sodass die Flotte total auf rund 200 000 Fahrkilometer pro Jahr kommt. «Wir holen täglich Gäste ab, manchmal sogar mehrere parallel.»

Kostenloser Helikopter-Flug

Doch beim «7132» geht der Service noch einen Schritt weiter – das Auto ist nicht spektakulär genug. Der Betrieb ist das einzige Schweizer Deluxe-Hotel, das über einen eigenen Helikopter verfügt. Mit dem Airbus EC 130 kann man sich schweizweit abholen lassen. Rütti: «Für Gäste unserer Suiten ist diese Dienstleistung vom und zum Wohnort kostenlos. Alle anderen Flüge werden entsprechend der Flugdauer verrechnet.»

Zahlt sich der Helikopter aus oder ist er mehr Prestige-Objekt? «Er ist ein effizientes, komfortables Transportmittel, das von unseren Gästen sehr geschätzt wird. Es können mehrere Einsätze pro Tag sein.» Dafür hat das Hotel drei Piloten unter Vertrag, einer besetzt gar eine Vollzeitstelle.

Auch in Zermatt kommt der Helikopter zum Einsatz. Wer sich von Zürich ins Fünf-Sterne-Design-Hotel The Omnia fliegen lassen will, bezahlt rund 6000 Franken. Hotelier Philippe Clarinval: «Einmal pro Woche kommt der Helikopter zum Einsatz.»

Air Zermatt hilft beim Hotelbau

Im Gegensatz zum «7132» in Vals besitzt «The Omnia» allerdings keinen eigenen Helikopter. Den Transport übernimmt die Air Zermatt. «Wir fliegen praktisch täglich für die Hotellerie», erzählt Gerold Biner, CEO und Pilot der Air Zermatt. Dank der engen Zusammenarbeit mit Zermatt Tourismus bietet das Helikopterunternehmen seine Dienste in allen Hotels an. Die Air Zermatt ist gleichermassen Abholservice und Nutzhelikopter. Biner: «Wir bauen auch Hotels inklusive Inventar ausserhalb des Dorfes und sind behilflich bei Umbauten.»

«The Chedi» bietet keine Flüge an. Das Fünf-Sterne-Deluxe-­Hotel in Andermatt/UR hat soeben eine exklusive Partnerschaft mit Audi unterzeichnet. Sie ist Teil der «Home of Quattro»-Idee, wie ­Audi-Mediensprecherin Katja Cramer erläutert: «Audi ist mit dem Allradantrieb Quattro schon seit Jahren in den Bergen präsent.» St. Moritz, Zermatt, Verbier, Laax, Andermatt und Davos heis­sen die «Home of Quattro»-Destinationen in der Schweiz. «Wir stellen die Mobilität für verschiedene Partner in den Destinationen sicher. Die dazu nötigen ­Fahrzeuge werden von Audi zur Verfügung gestellt.» Davon kann so manch ein Hotelier, dessen Fahrzeuge Jahr für Jahr mehrere tausend Franken kosten, nur träumen.

(Benny Epstein)