In Appenzell/AI wird seit Ende April mit speziell kreierten Lebensmitteln auf das Mittelalterspektakel vom 13. bis 15. Juni «gluschtig» gemacht.
Während die einen im Sommer halb nackt in der Badi die Sonne geniessen, steigen andere in mittelalterliche Gewandung, um vergangene Zeiten möglichst authentisch aufleben zu lassen. Auf der Website drachenhort.ch sind derzeit knapp 30 Mittelalterevents gelistet. Und auf der Plattform mirimor.ch sind es gar über 40 solcher Festivals und Märkte. Von Altstätten/ SG über Burgdorf/BE bis Le Landeron/NE und Saillon/VS: Fast jedes Wochenende können Interessierte in die Zeit vom 10. bis 15. Jahrhundert eintauchen und sie mit allen Sinnen erleben.
Dieses Jahr findet auch in Appenzell wieder ein Mittelalterspektakel statt. 2005 wurde dieser Event zum ersten Mal durchgeführt. Dann erneut 2010, 2013 und 2018. «Wir schauen jeweils weit voraus und wählen ein Jahr, in dem nicht bereits viel los ist», erklärt Marcel Wetter diesen unregelmässigen Durchführungszyklus. Der Metzger ist im Organisationskomitee für den Bereich Verpflegung verantwortlich. Hauptberuflich arbeitet er bei «Wetters Spezialitäten», mit Catering – der Metzgerei seiner Familie in Appenzell.
Um auf das diesjährige Mittelalterspektakel aufmerksam zu machen, hat das Organisationskomitee beschlossen, essbare Werbung zu kreieren. Wetters Spezialitäten hat dazu extra die Landsknecht-Trockenwurst ins Sortiment aufgenommen. Sie ist seit dem 26. April in den Filialen der Metzgerei erhältlich und kostet pro Stück 7.90 Franken. «Die Wurst wiegt frisch gestossen rund 285 bis 290 Gramm. Nach der Trocknung beträgt ihr Fertiggewicht noch 150 bis 160 Gramm», erklärt Marcel Wetter.
Das Rezept für die Wurst stammt von Marcel Wetters Grossvater. Dieser hat es selbst von seinem Onkel erhalten. Abgesehen davon, dass kein Salpeter verwendet wird, entspricht die Landsknecht-Trockenwurst genau der über Generationen überlieferten Rezeptur.
«Wir verwenden gut durchwachsenes Rindfleisch von älteren Tieren, damit es eher trockener ist», erklärt Marcel Wetter. Hinzu kommt gut abgehangener Nackenspeck, der so richtig kernig ist. «Am besten von Schweinen, welche mit Magermilch, Molke oder Buttermilch gefüttert worden sind.» Neben Muskat, Koriander, Knoblauch und schwarzem Pfeffer kommt noch ein Schweizer Landwein, der eine Note von reifen Brombeeren aufweist, in die Masse. Ergänzt wird das Ganze mit ein paar weiteren Zutaten, die jedoch ein gut gehütetes Familiengeheimnis bleiben.
Marcel Wetter, Metzger und OK-Verantwortlicher Verpflegung
Das Rohwurstbrät wird in einen echten Schweinedarm gestossen und abgebunden. Dann kommt die Phase der Umrötung respektive des Schwitzens. Anschliessend werden die Rohwürste stundenlang bei 28 Grad mit Fichten- und Buchenholz sowie verschiedenen Kräutern, die ebenfalls ein Familiengeheimnis sind, kalt geräuchert. Bis sie schnittfest sind, hängen die Landsknechtwürste in der Appenzeller Alpenluft.
«Die Kunden sind begeistert von dieser Trockenwurst. Das merken wir vor allem daran, dass sie online rege nachbestellt wird», sagt Marcel Wetter. Die Wurst enthält grobe Speckwürfeli. Trotzdem ist sie, im Vergleich zu feinen Rohwürsten, sehr bescheiden, was die Kalorienzahl angeht. Mit ihrem hohen Proteingehalt entspricht die Landsknecht-Trockenwurst zudem einem aktuellen Trend.
Die Bäckerei Drei Könige in Appenzell hat dieser Landsknecht-Trockenwurst mit ihrem Rootsherren-Brot den perfekten Begleiter zur Seite gestellt. Dieses Brot dient ebenfalls als kulinarische Werbung für das Mittelalterspektakel. Und auch bei diesem Rezept wurde auf möglichst grosse Authentizität geachtet. So prägen Roggen und Weizen, zwei Getreidearten, die auch im Mittelalter angebaut wurden, sowie ein kleiner Anteil von Sauerteig den Geschmack. Das Rootsherren-Brot wird exklusiv in der Bäckerei Drei Könige verkauft. Ein Laib zu 350 Gramm kostet fünf Franken.
Seit Mitte Mai ist auch ein Festbier erhältlich, welches die Brauerei Locher extra fürs Mittelalterspektakel Appenzell gebraut hat. Während die Wurst und das Brot ausschliesslich in den Läden ihrer Produzenten verkauft werden, ist das Festbier in den Restaurants in und um Appenzell erhältlich. Am Mittelalterspektakel selbst wird es ein spezielles Plättli geben mit Landsknecht-Trockenwurst, Ziegenkäse, Mutschli, Rettich und Rootsherren-Brot.
Marcel Wetter rechnet als Verpflegungsverantwortlicher des Mittelalterspektakels mit 1000 bis 1500 Besuchern pro Tag. Neben dem bereits erwähnten Plättli dürfen sich die Gäste unter anderem auf Spanferkel, Haxen, Hirschspiess, Buurewurst und Pouletschenkel vom Holzkohlegrill sowie auf Wildschweinpfeffer freuen. Trotz Festbier wird auch am Appenzeller Mittelalterspektakel der obligate Met (Honigwein) nicht fehlen.
(Riccarda Frei)
Vom 13. bis 15. Juni erhalten Interessierte auf dem Bleiche-Areal in Appenzell einen Einblick ins Leben der Menschen im Mittelalter. Handwerker, Marktleute, aber auch Magier, Gaukler und Musikanten machen Geschichte erlebbar. Dies mit viel Liebe zum Detail und dem Bemühen um Authentizität.