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Trinkgeld: nicht selbstverständlich

Die aktuelle Trinkgelddebatte beschäftigt auch Berufsverbandspräsident Christoph Muggli. Trinkgelder zu versteuern, findet er keine gute Idee.

Trinkgeld ist ein Dankeschön, findet Christoph Muggli. (Digitale Massarbeit)

Trinkgeld ist ein Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgt. Aktuell führen politische Vorstösse und Meinungsumfragen dazu, dass die Debatte erneut hochkocht. Christoph Muggli ist Präsident des Berufsverbands Service/ Restauration. Er erhält zahlreiche Rückmeldungen von Lernenden und Berufsleuten, was sie in Zusammenhang mit dem Thema beschäftigt.

«Trinkgeld ist nicht selbstverständlich», stellt er klar. Es sei eine Anerkennung und Wertschätzung für gute Arbeit. «Deshalb ist es vielen Berufsleuten auch unangenehm, wenn sie ihre Gäste mit vorgegebenen Prozentzahlen im Kartenterminal quasi zum Trinkgeldgeben nötigen müssen.» Viele erzählten, dass sie mit dieser Methode sogar weniger Trinkgeld erhalten würden.


«Trinkgeld ist ein Dankeschön für die Mitarbeitenden und kein Lohnbestandteil.»

Christoph Muggli, Berufsverbandspräsident


Geht es nach Knigge, erfolge das Trinkgeldgeben ohnehin bestenfalls in bar. Und zwar nicht einfach mit einem saloppen «passt so» oder zurückgelassen auf dem Tisch. «Sondern direkt in die Hand der Servicemitarbeitenden mit einem freundlichen Wort», erklärt Muggli.

Schlecht für die Branche wäre es seiner Meinung nach auch, wenn elektronisches Trinkgeld als Lohnbestandteil versteuert werden müsste. Dies ein aktueller Vorschlag des Bundesrates zur Finanzierung der 13. AHV-Rente. «Das Trinkgeld ist ein Dankeschön der Gäste für freundlichen Service und gutes Essen – kein Lohnbestandteil.» Es zu versteuern, wäre laut Muggli ein Fehler und würde falsche Anreize setzen.

«Ich als Servicemitarbeiter würde mich weniger um Trinkgeld bemühen, wenn ich dadurch in eine höhere Steuerklasse eingestuft würde und mehr zahlen müsste.» Versteuere man freundlichen und aufmerksamen Service, könne es gut sein, dass die Qualität nachlasse. «Für viele Mitarbeitende ist das Trinkgeld zudem ein Grund, weshalb sie überhaupt in der Branche arbeiten.»

Die Trinkgeld-Debatte sei wichtig. Sie dürfe aber nicht vom Ziel ablenken, gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche einzustehen. «Es ist wichtig, dass wir uns weiter-hin für höhere Löhne einsetzen, die zum Leben reichen – auch ohne Trinkgeld.»

(Alice Guldimann)


Zur Person

Christoph Muggli ist seit 2018 Präsident des Berufsverbands Service/Restauration. Der Hôtelier-Restaurateur HF/SHL arbeitet als Berufskundelehrer und Leitung Bereich Lernende an der Allgemeinen Berufsschule Zürich. Ausserdem ist er Chefexperte im Bereich Restauration.

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