Bistros oder Cafés in Museen sind nicht nur spezielle Orte für die Gäste. Betreiberinnen und Betreiber müssen Ansprüchen aus diversen Richtungen gerecht werden.
Für viele Gäste sind Museums-Bistros spezielle Orte. Jedoch getrauen sich einige kaum, darin einzukehren, wenn sie dem Museum keinen Besuch abstatten. «Zu uns kommen viele Spazierende», erklärt Patrick Engler. Er ist Pächter im Café-Bistro Am Römerholz in Winterthur/ZH, welches zur Sammlung Oskar Reinhart gehört. Doch die Leute fragten jeweils zuerst, ob sie bei ihnen etwas trinken dürfen, auch wenn sie das Museum nicht besuchen. Normalerweise sind diese Restaurants öffentlich und für alle zugänglich. Und häufig befinden sich Museen in einer schönen Umgebung oder sind sogar von einem Park umgeben.
Viele Museums-Bistros richten ihre Öffnungszeiten nach denen der Museen. Diese schliessen oft am frühen Abend, daher ist das Angebot an Speisen in den Cafés überschaubar. Sie bieten ein Mittagsmenü, Quiches, Sandwiches, verschiedene Salate oder Kuchen an. «Wir haben zwei Mittagsmenüs in unserem Angebot, ein vegetarisches und eines mit Fleisch oder Fisch», sagt Patrick Engler.
Da die meisten Museen wechselnde Ausstellungen haben, passen die Betreiberinnen und Betreiber der Restaurants ihr Angebot dem jeweiligen Thema an. Beispielsweise fand von Januar bis Anfang Mai eine Ausstellung von Joan Miró im Zentrum Paul Klee in Bern statt. «In dieser Zeit setzten wir katalanische Spezialitäten auf die Karte», sagt Stefan Oppliger, der mit seiner Cateringfirma Eventmakers für die Restauration sowie die Anlässe zuständig ist.
«Unser Angebot ist eher französisch und ebenfalls von der ausgestellten Kunst inspiriert», erläutert Lukas Burkart, Restaurantleiter im Bistro Chez Jeannot im Museum Tinguely in Basel. So hätten sie beispielsweise Quiche oder Croque Monsieur auf der Karte. Da das Museum sehr familienfreundlich sei, richte man das Angebot vor allem sonntags auf Familien aus. «Zu den Kindermenüs offerieren wir unseren kleinen Gästen jeweils etwas zum Zeichnen, das einen Bezug zur Kunst hat.»
Auf den ersten Blick sind die Arbeitszeiten in den Museums-Cafés attraktiv. Doch führen viele Museums-Gastronomien nach Feierabend Anlässe durch. «Wir haben zehn Mitarbeitende für den regulären Betrieb des Bistros Chez Jeannot», sagt Lukas Burkart. Zudem führen sie am Abend diverse Anlässe durch. Dafür rekrutieren sie zusätzliche Mitarbeitende über einen Aushilfepool. Diese Anlässe sorgten auch dafür, dass der Betrieb am Abend lebt.
Auch das Zentrum Paul Klee ist ein beliebter Ort für Anlässe. Stefan Oppliger führt diese mit seinem Team der Cateringfirma Eventmakers durch. «Wir können auf zahlreiche Mitarbeitende zurückgreifen und sie da einsetzen, wo Bedarf herrscht.» Die Firma Eventmakers ist auch ausserhalb des Zentrums Paul Klee tätig. Daher sei die Mitarbeiterplanung eine zeitintensive Aufgabe.
Obwohl die Cafés den Museen angehören, sind sie selber für die Rentabilität des Betriebs verantwortlich. «Wir haben einen Leistungsauftrag vom Zentrum Paul Klee», sagt Stefan Oppliger. Zeiten, in denen es Schwankungen bei den Gästen gebe, seien zuweilen eine Herausforderung. «Während die Ausstellungen wechseln, finden weniger Leute den Weg zu uns.» Neben dem Zentrum Paul Klee betreiben er und sein Team das Restaurant Schöngrün, welches sich gleich neben dem Museum befindet. Das gleiche die schwankenden Frequenzen etwas aus.
Ebenfalls Schwankungen bei den Gästen verzeichnet das Alimentarium in Vevey/VD. Es ist kein Kunstmuseum, hat jedoch alle Aspekte, die sich um Lebensmittel drehen, zum Thema. «Wir hatten bis vor kurzem ein Restaurant, in dem wir ein Buffet mit warmen Gerichten anboten. Leider hat es nicht rentiert», erklärt Boris Wastiau, Direktor des Lebensmittelmuseums.
Obwohl das Alimentarium dem Lebensmittelgiganten Nestlé gehört, muss auch die Gastronomie rentabel sein. Die Schwankungen bei den Gästezahlen seien jedoch zu gross gewesen. Vor allem in der kalten Jahreszeit seien kaum Leute an den See gekommen, das habe den Umsatz im Restaurant geschmälert. Nun plant man ein Café, in welchem neben diversen Snacks und Getränken auch Bücher zum Thema Kulinarik zu finden sind. «Unsere Gäste können sich dann in einen bequemen Sessel setzen und in den Büchern schmökern.»
Der Besuch in einem Museums-Café ist gut für das Gemüt. Denn dass Kunst und Kulinarik eine positive Wirkung auf den Menschen haben, ist unbestritten. «Wenn man ein schönes oder auch ein beruhigendes Bild anschaut, wirkt sich das positiv auf das Befinden aus», sagt Urs Hartmann, Leiter im Institut für Humanistische Kunsttherapie in Zürich.
Wer etwas für sein psychisches Wohlbefinden tun wolle, mache sicher nichts falsch, wenn sie oder er sich mit Kunst umgebe. Natürlich spiele es eine Rolle, ob die Kunstwerke eine positive Ausstrahlung haben. Denn Kunst könne auch negative Gefühle auslösen. «Das Betrachten von Kunst wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus und die Kombination von Kulinarik und Kunst ist daher ideal. Ich denke, dass sich die beiden positiven Einflüsse dabei sogar multiplizieren», ergänzt Urs Hartmann.
(Daniela Oegerli)
Warum braucht ein Museum ein Café?
Ein Café macht das Museum zu einem Treffpunkt. Nachdem man eine Ausstellung besucht hat, kann man sich gemeinsam über das Gesehene austauschen. Zudem hat man als Gast die Möglichkeit, sich auch auf diese Weise mit Kunst zu umgeben. Am besten finde ich es, wenn das Café direkt in den Shop integriert ist.
Welches ist Ihr Lieblings-Museums-Café?
Das Café im Palais de Tokyo in Paris ist ein sehr spezieller Ort. Es scheint, als hätte es sich den Mantel des Museums angezogen. Das Café ist ausgezeichnet ins Museum integriert. Es ist flippig und ausgefallen, das gefällt mir ausserordentlich.
Finden Sie, dass sich Cafés in Museen von «herkömmlichen» Cafés unterscheiden?
Auf jeden Fall, die Atmosphäre ist speziell, vielleicht etwas elitär. Oft sind Gleichgesinnte anzutreffen. Sie teilen den Geschmack für diese Art von Kunst. Es sollte für alle ein Treffpunkt sein, nicht nur für die Museumsbesucherinnen und -besucher.
Besuchen Sie selber häufig die Cafés in den Museen?
Ich besuche aus beruflichen Gründen häufig Museen. Dabei schaue ich, wie die Kunst darin inszeniert ist und so kann ich mich inspirieren lassen. Für mich ist es interessant zu sehen, was im Raum passiert. Die Cafés besuche ich eher selten, weil sie oft sehr teuer sind. Da Künstlerinnen und Künstler meistens nicht über so viel Geld verfügen, können sie sich das Angebot kaum leisten. Zudem finde ich viele Cafés in Museen zu elitär.
Barbara Schroeder wurde 1965 in Kleve (DE) geboren und zog 1984 in die Gironde (FR). Sie studierte an der Universität Bordeaux sowie an der École d’enseignement supérieur d’art de Bordeaux. 2016 gewann sie mit einer Porzellaninstallation den ersten Preis für Skulptur am Kulturinstitut Bernard Magrez.
Das Café-Bistro Am Römerholz und das Bistro Chez Jeannot bieten für ihre Gäste verschiedene Picknick-Körbe an. Die Gäste können sich damit auf eine Decke in den angrenzenden Park setzen und die hausgemachten Gerichte geniessen. Die Bistros stellen den Gästen auch Decken, Kissen und Geschirr zur Verfügung. Die Körbe im Bistro Chez Jeannot beinhalten sogar einen kleinen Grill, auf dem die Gäste Grilladen zubereiten können
Sehr beliebt bei den Gästen der Museums-Cafés ist der Brunch. Das Alimentarium bietet beispielsweise ein Familienfrühstück am Sonntagmorgen an. Dieses richtet sich an Familien mit Kindern ab vier Jahren. Das Bistro Chez Jeannot bietet verschiedene Etageren-Brunchs an. Die Namen der Brunch-Angebote lehnen sich an die Namen der Kunstwerke von Jean Tinguely an.
Für Gäste, die lieber am Abend Kunst geniessen, bieten einige Museen einmal in der Woche verlängerte Öffnungszeiten und die Museums-Cafés ein spezielles Angebot an. Im Café-Bistro Am Römerholz in Winterthur können die Gäste mittwochabends einen Apéro und verschiedene Delikatessen geniessen. Das Bistro Chez Jeannot ist donnerstagabends länger geöffnet und bietet neben Apéros auch ein Dreigangmenü an.
Museums-Cafés sind auch beliebte Orte für Anlässe aller Art. Dies, weil sie abends oft geschlossen sind. Die Anlässe und Feiern generieren zwar zusätzlichen Umsatz, es müssen jedoch auch weitere Mitarbeitende engagiert werden. Die Firma Eventmakers, welche das Café im Zentrum Paul Klee führt, kann auf eigene Mitarbeitende zurückgreifen. Das Bistro Chez Jeannot im Tinguely Museum in Basel rekrutiert temporäre Mitarbeitende.