Markus Lichtenstein, Geschäftsführer Smith an Smith, über sein schönstes und sein schlimmstes Champagner-Erlebnis. Und über die Vorfreude auf ein grosses Event.
Hotellerie Gastronomie Zeitung: Markus Lichtenstein, Sie sind bekennender Schaumwein-Freak. Wie muss ein guter Schaumwein sein?
Markus Lichtenstein: Ausgewogen und charaktervoll, mit einem eigenen Stil. Wie ein Wein. Die Perlage sollte nobel, der Körper komplex sein. Schaumweine werden viel zu wenig als Weine wahrgenommen.
Bei welchem Schaumwein schieben Sie das Glas lieber zur Seite?
Natürlich liebe ich Billecart-Salmon. Vor allem die Rosé. Beim Cuvée Elisabeth Salmon schlägt das Herz höher. Mein Geheimtipp sind aber die sehr lange auf der Hefe ausgebauten Cavas von Gramona. Der III Lustros mit Solera gereiften Weinen in der Dosage ist köstlich und geradezu intrigant.
Apropos Glas: Universalglas oder Tulpe?
Unbedingt ein gutes Weinglas mit genug Volumen nehmen.
Champagner oder Cava?
Beides! Das Wort «besser» hat in der Weinwelt nichts verloren. Immer offen bleiben für schöne Momente!
Welchen Schaumwein trinken Sie als Apéro? Welchen als Essbegleiter?
Frische, schlankere Schaumweine zu Beginn und gereiftere, körperreiche zum Essen. Schaumweine können sehr interessant reifen.
Von welchem Schaumwein kriegen Sie Kopfschmerzen und/oder Kater?
Das macht mehr die Menge aus. Champagner ist verführerisch, da kann man schon mal ein Glas zu viel erwischen.
Ihre beste Schaumwein-Erinnerung?
Ein sehr guter Freund von mir hat von seiner Grossmutter einen alten Champagner-Keller geerbt. Da waren sehr alte, hervorragend gereifte Bollinger R. D. Champagner darunter. Sehr emotionale Genuss-Erinnerungen. When Sherry meets Bubbles...
Ihr schlimmstes Schaumwein-Erlebnis?
An die will ich mich nicht erinnern.
Billecart Salmon, dessen Produkte Sie importieren, feiert sein 200-jähriges Bestehen mit einer grossen Feier auf dem Bürgenstock. Warum lohnt sich an jenem 9. November der Aufstieg auf den Bürgenstock?
Wir werden neben allen Top-Cuvées auch ein paar Magnums des Cuvée 200 öffnen. Ein grossartiger Multi Vintage Champagner von dem nur 1880 Magnums abgefüllt wurden. Ich hatte bereits das seltene Vergnügen und verspreche ein einzigartiges Erlebnis. Wer Smith and Smith ein wenig kennt, vermutet auch ein paar leckere Überraschungen – wir werden da niemand enttäuschen. Und der Bürgenstock tut natürlich das Seine dazu.
Antoine Billecart wird persönlich mitfeiern. Wie wichtig ist der Schweizer Markt für das Traditionshaus aus Mareui-sur-Aÿ?
Sehr wichtig. Antoine Billecart unterstützt uns, wo er kann. Dass wir am Zürich Film Filmfestival den Champagner des Vertrauen stellen dürfen, verdanken wir auch ihm. Er besucht uns regelmässig. Der persönliche Kontakt ist für ein familiäres Unternehmen ganz wichtig. Auch mengenmässig ist die Schweiz wichtig. Wir lieben hier gute Tropfen.
Champagner hat das Image des Gesöffs der Schönen und Reichen inne. Anstossen, Cüpli trinken. Zu Recht? Was tun Sie für den langen, steilen Weg, Champagner als qualitativ hochstehenden, spannenden Essbegleiter zu etablieren?
Da haben Sie Recht. Natürlich ist und bleibt Champagner ein sehr exklusives Getränk. Ein gewisser Preis liegt bei der Vinifikation, der langen Lagerung und auch bei der grossen Nachfrage. Im Moment erleben ja sogenannte Winzer-Champagner sehr im Trend. Sie sind oft eigenständige, komplexe und betörende Essensbegleiter und kontrastieren angenehm mit den «industriellen» Cüpli-Champagner der grossen Konzerne. Da ist alles auf dem richtigen Weg. Smith and Smith wird nächstes Jahr einen Amuse Bouche - Cava pairing Wettbewerb zusammen mit Gramona durchführen. Dabei müssen Koch und Sommelier zusammen den perfekten Match suchen. Da freue ich mich sehr darauf.
http://www.smithandsmith.ch/de/moment/200-jahre-feier/m!1059/
(Benny Epstein)