Ob Claudio Del Principe besser fotografiert oder kocht, ist unklar. Klar ist, dass sein neuestes Werk jeden Magen knurren lässt.
Zeit als wichtigste Zutat: Claudio Del Principe kocht in seinem Werk «A Casa» ein Jahr lang. Der Basler liebt Italiens Küche und dokumentiert seine Gerichte chronologisch. Die tollen, selbst geschossenen Fotografien, die Rezepte und die inspirierenden Texte widerspiegeln die Passion des Autors: Verwendet werden beste, saisonale Produkte, die schon beim Betrachten während des Einkaufens berauschend wirken.
Gekocht wird nicht mit Zauberei, sondern mit viel Liebe, Achtsamkeit, Langsamkeit. Die Reste von gestern werden heute verwendet. Die Arbeit wird vorausschauend in viele kleine Schritte geteilt.
Claudio Del Principe: Es wäre völlig sinnlos, jetzt nur eines zu nennen. Das Schöne ist ja, dass ich jeden Tag koche. Immer der Jahreszeit entsprechend und deshalb sehr abwechslungsreich. Jetzt gerade flippe ich aus, weil ich tolle Artischocken und Catalogna finde. Die esse ich mehrmals pro Woche. Ich kann es aber kaum erwarten, bis nächsten Monat die ersten Blutorangen kommen. Die kombiniere ich dann mit Puntarelle, den inneren Trieben der Catalogna, zu meinem liebsten Wintersalat.
Eine verflixt gute Frage. Mach ich beides täglich. Geht so Hand in Hand. Fotografieren hat den Vorteil, dass ich das Gekochte immer wieder genussvoll betrachten kann. Das macht dann wiederum Appetit aufs Kochen.
Ich will das, was ich tue, gut können. Wenn ich merke, dass ich etwas nicht lernen kann, verliere ich das Interesse. Ich habe zum Beispiel wenig Talent, um ein Musikinstrument einigermassen gut spielen zu können. Ich habe es mehrmals versucht und es dann ein wenig enttäuscht fallen gelassen.
Damit meine ich: keine Tricks, Abkürzungen, Aufgeblasenheit, Überheblichkeit, Übertreibung, Dogmatik, Missionierung. Entspannt und ehrlich kochen, bitteschön.
Wenn ich merke, dass jemand eine Leistungsschau abzieht und dabei ins Schwitzen kommt, wirds mir unangenehm. Passiert zum Glück selten. Ich habe Freude an einfachem Essen. Lieber weniger auftragen, dafür etwas Gutes. Dann hat man auch mehr Zeit, um gemeinsam zu reden, zu lachen und zu trinken. Wobei, die Reihenfolge ist, glaub ich, umgekehrt.
A casa – ob als Kochbuch, als Inspiration oder als Ode ans gute Essen – ein schönes Weihnachtsgeschenk!
(Benny Epstein)
«A Casa», Claudio Del Principe,
AT-Verlag, 2017, ISBN 978-3-03800-970-2, ab Fr. 40.70