«Heiner’s Destillate» in Zug setzt auf aussergewöhnliche Kreationen wie Lemongrass Geist oder Speierling Wildfruchtbrand. Dafür wurde das Unternehmen jüngst in Berlin ausgezeichnet.
Mitten in der Corona-Krise haben sich manche Schweizer Destillerien entschieden, Desinfektionsmittel statt edle Brände herzustellen. Darauf angesprochen, schüttelt Thomas Heiner den Kopf: «Dieses Engagement ist löblich, kommt für uns aber nicht in Frage. Unsere Produkte sind qualitativ
zu hochwertig, um zu Desinfektionsmittel verarbeitet zu werden.» Dass er mit dieser Aussage womöglich aneckt, stört Heiner, der seine Destillerie in Zug gemeinsam mit seiner Frau Cordula betreibt, nicht: «Das hat für mich auch mit Berufsstolz zu tun. Ich bin ein Brenner, der Topqualität produziert, kein Apotheker.» Diese Qualität bestätigten die diesjährigen Craft Spirits Awards Berlin. Dort gewann die Destillerie in der Kategorie «Craft Distillery of the Year» den zweiten Platz, zudem wurden gleich 17 Produkte ausgezeichnet. Darunter insbesondere der Lemongrass Geist, der zum «Craft Spirit of the Year» gekürt wurde.
Seit 2010 betreibt Landwirt und Weintechnologe Thomas Heiner seine eigene Anlage. Bereits zuvor sammelte er mehrere Jahre Erfahrung als Brennmeister. «Es fasziniert mich, ein möglichst authentisches Produkt aus qualitativ hochwertigen Früchten herzustellen», sagt er. Dabei experimentiert er gerne und verwendet Früchte, die sonst selten zu Spirituosen verarbeitet werden – so beispielsweise auch Rosengewächse wie Wildkirsche, Wildapfel, Vogelbeere oder Schlehdorn. Einige Obstbrände lässt Heiner zusätzlich ein Jahr lang im Holzfass reifen, um den Geschmack abzurunden.
Die Früchte beziehen die Heiners wenn immer möglich aus der Schweiz, einzig einige Wildfrüchte importieren sie aus dem Ausland. «Mir ist es wichtig, den Zeitpunkt der Ernte je nach Zuckergehalt, Aroma und Wetterbericht selbst bestimmen zu können», sagt Thomas Heiner. «Dafür bezahle ich auch gerne einen höheren Preis.»
Die beliebtesten Produkte bei «Heiner’s Destillate» sind die Sorten Wildkirsche sowie der hauseigene Gin. «Leider sind die Schweizer noch nicht so experimentierfreudig, was Spirituosen anbelangt», sagt Thomas Heiner. Er hofft, dass deren Stellenwert hierzulande einmal ähnlich hoch sein wird wie in Österreich: «Auch der Standard ist bei unseren Nachbarn höher. Bei Auszeichnungen werden beispielsweise keine Produkte berücksichtigt, die zugesetzten Zucker enthalten. Craft-Produkte haben es dort einfacher, weil sie mehr geschätzt werden.» Dennoch habe in der Schweiz in den letzten Jahren eine Veränderung stattgefunden: «Spirituosen waren lange etwas in Verruf. Doch es gibt immer mehr Destillerien, die auf Qualität statt Quantität setzen – das merken auch die Kunden.»
(Angela Hüppi)