Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Integration auf dem zweiten Bildungsweg

Seit 26 Jahren unterrichtet Hans Amberg in Zug Kochlernende. Seit 13 Jahren sitzen in seinem Klassenzimmer allerdings keine Jugendlichen mehr, sondern Erwachsene.

«Die Gesichter der Lernenden, die am Ende des Tages strahlen, weil sie etwas lernen durften, halten mich jung und dynamisch», sagt Hans Amberg. (ZVG)

Er ist eidgenössisch diplomierter Küchenchef und eidgenössisch diplomierter Berufsschullehrer. Nicht, dass ihm diese Titel etwas bedeuten würden. «Aber ohne die Titel kann ich meinen Beruf nicht ausüben und den liebe ich», sagt Hans Amberg (56). Er hat die klassische Karriereleiter erklommen: zuerst Koch, dann Küchenchef und schliesslich Berufsschullehrer.  «1999 habe ich meine Kochbluse an den Nagel gehängt. Seither unterrichte ich in Vollzeit». 

«Wir haben ein Ziel: die Prüfung zu bestehen.»
 

Fast zur gleichen Zeit hatte sich der fünfwöchige Basislehrgang Progresso etabliert. Dieser sollte jenen, die bis dato noch keine Ausbildung genossen hatten, eine Starthilfe bieten. Hans Amberg erinnert sich: «Das war schon zu Beginn eine gute Sache. Aber mich hat immer gestört, dass es nach dem Kurs keine direkten Weiterbildungsmöglichkeiten gab.»

Im Einsatz für das verkürzte EBA

Um das zu ändern, wandte sich Amberg an die Hotel & Gastro Formation Schweiz in Weggis. Gemeinsam erarbeiteten sie einen Vorschlag für eine verkürzte Version der beruflichen Grundbildung mit Berufsattest EBA. Vor 13 Jahren wurde der 14-monatige Lehrgang vom Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation schliesslich anerkannt. Seither unterrichtet Hans Amberg am Gewerblichindustriellen Bildungszentrum  Zug (GIBZ) diesen Lehrgang. Mit seinem Unterricht deckt er die gesamte Deutschschweiz ab. 

«Der Whatsapp- Chat nimmt den  Lernenden die Berührungsängste beim Deutsch.»
 

Das klingt nach vielen Lernenden, doch es sind nur 20 pro Jahr. «Nach Progresso trennt sich die Spreu vom Weizen», erläutert Hans Amberg. Viele kämen mit Progresso schon an ihre Grenzen. «Das ist aber auch kein Wunder, wenn jemand zum Beispiel nur sechs Jahre seines Lebens eine Schule besucht hat. Dann ist Progresso an sich schon eine starke Leistung», betont er. Jene, die sich trotz der Schwierigkeiten für die verkürzte Attestlehre entscheiden, seien dafür hochmotiviert. «Es ist ein bisschen so wie mit Patienten im Spital, die sich vor Eifer die Infusion selbst stecken», scherzt er. 

Die grösste Hürde, die es zu überwinden gelte, sei die deutsche Sprache. Unter anderem deshalb lässt er im Unterricht Handys zu. «Das hilft den Lernenden zum Beispiel beim Übersetzen von Fachwörtern.» Von den 260 Lernenden, die er bis dato unterrichtet hat, hat ein Drittel anschliessend eine Kochlehre gemacht. Hans Amberg präzisiert stolz: «Zwei sind gerade dabei, Küchenchef zu werden.»  

(Désirée Klarer)