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Jedes dritte Bier aus derselben Hand

Über die Jahre hat sich der Biermarkt zum Spielfeld weniger Giganten entwickelt, die ihre Muskeln spielen lassen und die Welt des Gerstensafts beherrschen. Ein Überblick.

Foto: Keystone

Der Biermarkt hat in den letzten 20 Jahren so manche Fusionen erlebt. Auch weil der Bierkonsum in vielen Ländern seit längerem nicht mehr wächst. Nun hat auch noch der grösste Bierbrauer der Welt, der belgische Konzern AB Inbev, für 100 Milliarden Franken den zweitgrössten Bierbrauer der Welt, die britische SABMiller, übernommen. Mit der geplanten Mega-Transaktion entsteht ein Konzern, der Marken wie Budweiser und Corona zusammenführt mit Pilsner Urquell und Fosters – und der somit fast jedes dritte Bier der Welt brauen wird. Gemeinsam haben die beiden Bierriesen einen Marktanteil von gut 30 Prozent und liegen weit vor den Konkurrenten Heineken und Carlsberg.

Wenigstens bleibt die Zahl der Biermarken, die das fusionierte Unternehmen im Portfolio führen wird, mit 210 weiterhin hoch. Allein in Australien sind es bei SABMiller heute 25. In Deutschland bietet AB Inbev immerhin neun verschiedene Marken an. In China haben sie gemeinsam 17 Biere im Angebot. Hinzu kommt das wachsende Angebot an Bieren aus Mikrobrauereien, die für etwas Abwechslung sorgen.

Wichtiger Grund für die Übernahme ist die geografische Komplementarität der beiden Gesellschaften. So ist SABMiller unter anderem in Afrika stark vertreten, wo AB Inbev kaum präsent ist. Der afrikanische Biermarkt gilt mit einem jährlichen Zuwachs von 6 Prozent als aussichtsreichster Wachstumsmarkt. SABMiller erzielt einen Drittel seines Umsatzes und Gewinns in Afrika. AB Inbev ist vor allem in Nord- und Lateinamerika stark, wo der Marktanteil jeweils bei rund 45 Prozent liegt. Zwar wächst der Markt auch in Lateinamerika, die grösste Dynamik spielt sich allerdings in Asien ab, wo mittlerweile mehr als doppelt so viel Bier getrunken wird. Und ausgerechnet dort ist AB Inbev bislang kaum präsent – ganz im Gegensatz zu SABMiller. Die Nummer zwei hat insbesondere in Indien und China die stärkere Position.

Es ist gut möglich, dass die am Bier-Deal beteiligten Investoren einen noch viel grösseren Konzern schmieden wollen. Jorge Paulo Lemann, ein Brasilianer mit Schweizer Pass, hat die Kontrolle über Burger King, Heinz und Kraft Foods erworben. Für sie könnte es Sinn ergeben, die Aktivitäten zu bündeln, könnten sich doch bei Chips und Ketchup, Bier und Softdrinks eine Menge Überschneidungen in Einkauf, Vertrieb, Marketing und Logistik ergeben. SABMiller füllt im übrigen auch Limonade für Coca-Cola ab, vor allem in Afrika, und ist damit der drittgrösste Partner des Softdrinkkonzerns. AB Inbev ist seinerseits einer von Pepsis grössten Abfüllern. Der fusionierte Konzern könnte künftig auch mit den beiden Erzrivalen Geschäfte machen.

Schweizer setzen auf Spezialbier

In der Schweiz dominieren trotz allem weiterhin die beiden Anbieter Heineken und Carlsberg. Carlsberg ist Marktführer mit einem Anteil von rund 45 Prozent. Das verdankt der Konzern der Übernahme von Feldschlösschen und damit Marken wie Anker, Cardinal, Gurten, Hürlimann, Löwenbräu oder Warteck. Zu Heineken mit rund 20 Prozent Marktanteil gehören etwa Calanda, Haldengut, Eichhof oder Ittinger Klosterbräu. Daneben wetteifern einige alteingesessene, vor allem lokal verankerte Brauereien um die Gunst der Biertrinker. Insgesamt gibt es in der Schweiz rund 500 registrierte Produzenten.

Die Anbieter haben aber seit langem mit Problemen zu kämpfen. Wie in anderen Industrieländern stagniert der Bierkonsum. Vom Detailhandel geht ein starker Margendruck aus. Auch für die Gastronomie, einem anderen wichtigen Absatzkanal, hat sich das Umfeld verschlechtert wegen des Rauchverbots und der Aufhebung der Untergrenze des Euro-Franken-Kurses. Importeure, die ihre Präsenz hierzulande ohnehin stark ausgeweitet haben, sind dadurch nochmals günstiger geworden, während der Detailhandel von einheimischen Produzenten einen Preisnachlass verlangte. Die Hersteller haben reagiert, indem sie vermehrt Spezialbiere lancierten. Mit solchen Produkten kann eine Brauerei mengenmässig noch wachsen. Bei den Konsumenten geniessen die Kleinbrauereien ohne Zweifel einen Sympathiebonus, der eher noch zunimmt, wenn es auf globaler Ebene immer weniger Anbieter gibt. Sobald die Kleinproduzenten allerdings expandieren wollen, tauchen im hart umkämpften Markt viele Hürden finanzieller Art auf.

Text: Nick Manouk