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Jugendliche dort abholen, wo sie sind

Die Ausbildung PrA Hauswirtschaft gibt Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung die Möglichkeit, gewappnet in den ersten Arbeitsmarkt einzusteigen. 

In der «Hohenlinden» in Solothurn können Jugendliche im Bereich PrA Hauswirtschaft verschiedene Vertiefungsrichtungen wählen. (Yves Schüpbach)

Eine Lehrstelle zu finden ist eine Herausforderung. Besonders für jene Lernenden, die aufgrund einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung etwas länger brauchen. Sei es, um den Schulstoff zu verarbeiten oder praktische Arbeiten auszuführen. An diese Jugendlichen richtet sich die Ausbildung PrA-Hauswirtschaft. Diese gibt es in den unterschiedlichsten Bereichen. Darunter die Bereiche Gärtnerei, Bäckerei und Hauswirtschaft. 

Gleiche Dauer, mehr Struktur

Die Ausbildung dauert gleich lang wie die EBA-Lehrgänge, also zwei Jahre. Sie unterscheidet sich jedoch darin, dass die Jugendlichen enger begleitet werden. «Und sie erhalten am Ende der Ausbildung einen individuellen Kompetenznachweis», sagt Thomas Müller, Direktor von Steinhölzli Bildungswege in Liebefeld/BE. 

«Ich bin froh, gibt es die Ausbildung. Nicht arbeiten zu dürfen, macht krank.»


Das bedeutet, dass während der zwei Jahre kontinuierlich geschaut wird, was die Lernenden schon selbständig machen können und was nicht. «Es kann zum Beispiel sein, dass jemand eine einzelne Toilette blitzblank reinigen kann. Aber überfordert ist, wenn der Auftrag auf einmal ein Gebäude mit mehreren, unterschiedlichen Toiletten beinhaltet. Dann wird die oder der Auszubildende angeleitet», erläutert Müller. 

Nach der Lehre erhalten die Jugendlichen zudem ein Leistungsprofil. Angenommen, dieses  beträgt 30 Prozent, müssen Betriebe im ersten Arbeitsmarkt nur 30 Prozent Lohn zahlen, haben aber jemanden mit 100 Prozent Präsenzzeit im Haus.   

Frage nach Anschlusslösung

Bei der Stiftung Hohenlinden in Solothurn erhalten die Jugendlichen im Rahmen von Praktika bereits während der Lehrzeit die Möglichkeit, Erfahrung im ersten Arbeitsmarkt zu sammeln. 

«Wenn sich Lernende nach Abschluss der PrA-Ausbildung für den ersten Arbeitsmarkt eignen und wechseln möchten, beginnt der normale Bewerbungsprozess», sagt Sabrina Niederhauser, Bereichsleiterin Berufsbildung. 

Ob jemandem letztlich der komplette Wechsel in den ersten Arbeitsmarkt gelingt, hängt, wie bei EFZ- und EBA-Lernenden auch, von vielen verschiedenen Faktoren ab. Niederhauser  sagt: «Vielfach spielt auch ein Quäntchen Glück mit, wenn jemand eine Chance erhält.»


(Désirée Klarer)
 



PrA Hauswirtschaft


Die praktische Ausbildung PrA Hauswirtschaft richtet sich an Menschen mit Beeinträchtigung, die sich für eine hauswirtschaftliche Tätigkeit interessieren, aber die Voraussetzungen für eine berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) nicht erfüllen. Die Ausbildung geht zwei Jahre und wird von der IV finanziert. Je nach Eignung und/oder Interesse können die Jugendlichen danach das EBA Hauswirtschaft absolvieren oder direkt in den ersten Arbeitsmarkt einsteigen.