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Wigl Day 2025: Die Berufsbildung der Zukunft braucht starke Kooperationen

Wie verändert KI die Berufsbildung? Wie können die Lernorte zusammenarbeiten, damit die Lernenden profitieren? Das und viel mehr war Thema am Wigl Day 2025.

  • Wigl feiert 40-jähriges Jubiläum, was den deiesjährigen Wigl Day für das Team noch besonderer machte. (Wigl/Livia Bühler)
  • Teilnehmende beim Lernatelier zum Thema «Drinks in Style».
  • Beim Mittagessen gab es Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken.

Geschäftsführerin Afra Hörtig-Wyss begrüsste am vergangenen Samstag zu einem ganz besonderen Wigl-Day. Der Verlag feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Was mit der Einführung von einheitlichen Lernunterlagen begann, ist heute eine digitale Lernplattform, die alle drei Lernorte vereint. Das Familienunternehmen wird in zweiter Generation geführt und wurde von Jörg Wyss gegründet. Afra Hörtig-Wyss hob seine Leistungen hervor: «Ohne ihn wären wir heute nicht hier.» Über 300 Berufsbildende, Fachlehrpersonen und ÜK-Leitende sowie Partner aus der Branche waren an die Berufsfachschule in Baden/AG gereist, um am Netzwerk- und Bildungsanlass teilzunehmen. Zu den Eventpartnern gehörte auch die Hotel & Gastro Union, die durch Zentralvorstands- und Geschäftsleitungsmitglieder vertreten war.


David Schmocker hielt am Wigl Day ein Inputreferat zum Thema künstliche Intelligenz in der Berufsbildung.


Eines der grossen Themen des Tages war die künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen. David Schmocker arbeitet an der Universität Zürich in der Abteilung Lehrentwicklung und unterrichtet an der Kantonsschule in Baden Psychologie und Pädagogik. Er zeigte auf, welche Auswirkungen KI auf den Lehrberuf hat und welche Chancen und Risiken sie mit sich bringt. «Lehrpersonen brauchen heute neben der pä-dagogischen und inhaltlichen Kompetenz auch digitale Kompetenz.» Sie sollten die Grenzen und Potenziale der KI kennen sowie die Auswirkungen auf ihren jeweiligen Fachbereich. «Es gibt noch wenige empirische Befunde dazu, wie sich KI auf Lernprozesse auswirkt», so Schmocker. Deshalb sei es eine Herausforderung, wie man KI sinnvoll in den Unterricht integriert.


«Wir Lehrer müssen keine Angst haben, von KI ersetzt zu werden.»

David Schmocker, Universität Zürich


Als weitere Herausforderungen führt er ethische und rechtliche Probleme auf wie den Schutz von Urheberrechten. KI könne auch soziale Ungleichheiten verstärken. «Nicht jeder kann sich eine Pro-Version von Chat-GPT mit zusätzlichen Funktionen leisten.» Doch es gebe genauso viele Chancen: So könne KI auch für mehr Chancengleichheit sorgen, indem sie Materialien für alle Zielgruppen zugänglich macht. «Sie ermöglicht individualisiertes Lernen und neue didaktische Möglichkeiten.» Es sei zum Beispiel auf einfache Weise möglich, Videos oder Podcasts zu generieren, um das Unterrichtsmaterial zu veranschaulichen. Für die Berufsschule zieht er zwei Schlüsse: «Wir müssen bei den Lernenden kritisches Denken und Autonomie fördern.» Zudem sei es unabdingbar, über die Systeme hinweg zusammenzuarbeiten und ein Verständnis für die Arbeit der anderen zu gewinnen.


Afra Hörtig-Wyss ist seit bald vier Jahren CEO des Wigl-Verlags. Sie führt das Familienunternehmen in zweiter Generation.


Diesem Sinne entsprach auch das restliche Programm des Wigl Days. Insgesamt zehn Lernateliers boten Einblicke in verschiedenste Bereiche. David Schmocker erklärte zum Beispiel anhand von konkreten Lerninhalten, wie Chat GPT für die Unterrichtsvorbereitung genutzt werden kann. Im Lernatelier von Andrea Waeber von der Hochschule für Berufsbildung ging es darum, wie eine bewusste Kooperation der Lernorte erfolgreich sein kann. Gerade bei praktischen Projektarbeiten biete sich eine Zusammenarbeit an. «Wir sind alle in der Verantwortung zu schauen, wo sich Synergien finden lassen», sagt Waeber.

Wie man Lernende im Betrieb bestmöglich fördern kann, zeigte Fabian Aegerter, Geschäftsführer des Restaurants Waldmannsburg in Dübendorf/ZH und Berufsfachlehrer im Bereich Restauration. «Bei uns gibt es nicht den einen Berufsbildner», erzählt er. «Alle Mitarbeitenden bilden bei uns auch aus.» Das mache die Rekrutierung zwar noch schwieriger, doch im Alltag habe es sich bewährt. Bei der Ausbildung der Lernenden setzt Aegerter auf drei Punkte: wertschätzende Begleitung, gezielte Förderung und den Aufbau von Vertrauen.

Dazu gehören ausführliches und sorgfältiges Feedback sowie die Förderung nach Interessen der Lernenden, zum Beispiel in Form von Praktika und Lernenden-Austausch. Abwechslung bieten auch Events wie Living Gastro, bei dem alle Mahlzeiten vor dem Gast zubereitet werden, oder eine Eventorganisation wie für das Mitarbeiterfest oder ein Catering.

In den weiteren Lernateliers konnten sich die Teilnehmenden unter anderem in digitalem Hotelmarketing, in der Wahrnehmung von Wein im Restaurant und über Spirituosen oder Nachhaltigkeit im Unterricht weiterbilden. Nach vielen Eindrücken und Networking endete der Anlass mit einem Ausblick – zum Beispiel auf einen möglichen Wigl-eigenen Chatbot. Es bleibt spannend, was sich bis zum nächsten Wigl Day alles verändern wird.

(Alice Guldimann)


Wigl Day

Alle zwei Jahre findet der Wigl Day statt – der Event bringt die Lernorte Betrieb, Berufsfachschule und überbetriebliche Kurse zusammen. Dieses Jahr fand der Event an der Berufsfachschule Baden/AG statt.

wigl.ch