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Die Schweiz brennt

Schweizer Brenner destillieren Edelbrände, die ausländischen Marken in Sachen Originalität und Purheit überlegen sind.

Jede Region hat ihre eigenen Früchte und Kräuter. Edelbrände sind damit unverwechselbar. (ZVG)

Am zweiten nationalen Anlass «Die Schweiz brennt» vom Samstag, 12. November, trafen Interessierte auf Hochprozentiges. Über 40 Brennereibetriebe öffneten ihre Türen und liessen das Publikum in ihre Brennkessel schauen. Und natürlich gab es an diesem Tag die edelsten Schweizer Brände und jede Menge kulinarische Köstlichkeiten zu verkosten. Treberwürste, Kirschnudeln, Braten aus dem Brennhafen, Whiskyfondue oder Schoggispezialitäten sind nur einige Beispiele aus dem breiten Angebot, das die Brenner bereithielten.

Seit Jahrhunderten werden in der Schweiz in gewerblichen Betrieben und auf Bauernhöfen Destillate gebrannt. Die Kultur des Brennens hat sich im Laufe der Zeit verändert. Was im Volksmund früher meist einfach nur Schnaps genannt wurde, ist in Tat und Wahrheit heute ein edles Kunstwerk – ein Edelbrand eben. Umso erstaunlicher ist es, dass dem nationalen Fruchtbrand von den Schweizer Konsumenten nicht die Beachtung geschenkt wird, den dieser verdienen würde. Im Gegenteil: Seit der Marktliberalisierung wurde der Schweizer Markt mit billigen ausländischen Produkten überschwemmt. Zahlreiche Traditionsbrennereien mussten schliessen, seltene Obstsorten sind gefährdet und, was nicht zu unterschätzen ist, ein Schweizer Kulturgut droht zu verschwinden. Die übriggebliebenen Brennereien bemühen sich um Topqualität, brennen sortenrein, stellen raffinierte Cuvées zusammen und werden international dafür prämiert. Bei der Vermarktung setzte man aber viel zu oft auf das Herkömmliche. Es besteht Handlungsbedarf, was mittlerweile von der Branche erkannt wurde. Gastronomen könnten die Brenner unterstützen, indem sie anstelle von Gin und Grappa einen sortenreinen Kirsch oder Berudge – ein Destillat aus roten Mirabelle- Pflaumen – servieren würden.

Ein Erlebnistag in Brennereien

Mit der Idee «Die Schweiz brennt» wollen die Verantwortlichen vom Schweizer Obstverband (Fachbereich Brennerei) und des Schweizerischen Spirituosenverbandes die Konsumenten für den kulturellen und kulinarischen Reichtum der Schweizer Edelbrände sensibilisieren. Tradition, Vielfalt, Feinheit und guter Geschmack spielen bei der Destillation eine entscheidende Rolle. So achten die Brenner auf die Qualität der Rohstoffe und die Sauberkeit bei der Verarbeitung von Früchten. Denn Fehltöne können bei klaren Destillaten weder entfernt noch durch Fassreifung oder Zuckerzugabe überdeckt werden.

Es sind gute Schweizer Werte wie die Präzision, welche die Edelbrände ausmachen. Es ist schlicht spannend, was sich aus heimischen Früchten produzieren lässt. Genau das wollten die Organisatoren am 12. November zeigen. Jede Region hat ihre eigenen Früchte und Kräuter und ist damit unverwechselbar. Es lohnt sich deshalb, nicht nur an einem Tag und nicht nur eine Brennerei zu besuchen. Denn nur wer verschiedene Brenner kennen lernt, kann sich ein Bild von den Unterschieden und der angebotenen Vielfalt machen.

(Gabriel Tinguely)