Seit Jahren schreibt Martin Jenni über die Schweizer Gastronomie. Nach welchen Kriterien wählt er seine Betriebe aus?
Regelmässig stellt Martin Jenni in der «Sonntagszeitung» und in weiteren Printmedien Restaurants vor. Einmal geht es um die schönsten Gartenrestaurants, ein anderes Mal um Restaurants, die dem Sonntagsbraten eine Bühne bieten. Ein weiteres Mal geht es um die schönsten Lokale für die Adventszeit oder um alltagstaugliche Traditionshäuser.
Seit sechs Jahren veröffentlicht Martin Jenni im Beizen- und Einkaufsführer «Aufgegabelt» über 800 persönlich ausgewählte Adressen zum Einkehren, Einkaufen und Einschlafen. «Ich erstelle keinen Kriterienkatalog, sondern wähle Orte, die den einfachen Genuss, das kulinarische Schaf-fen und die unkomplizierte Gastfreundschaft pflegen.» Ergänzt werden die Adressen mit Bäckereien, Metzgereien, Märkten und Hofläden. Der Genussmensch Jenni verrät seine Lieblingswinzer und seine bevorzugten Weinkellereien sowie in jedem Kanton eine Übernachtungsmöglichkeit.
Martin Jenni, Journalist
Martin Jenni macht dabei kein Rating. «Das überlasse ich Gault-Millau mit der Punkteverteilung und Michelin mit der Sternenvergabe», sagt Jenni. Doch seit ein paar Jahren kürt er zusammen mit einer Jury in sechs Kategorien die besten Lokale. So fand kürzlich in seinem Zuhause, dem ehemaligen Gasthof Engel in Rodersdorf/SO, bei einem Mittagessen eine Ehrung der verschiedenen Gewinner statt. Als Beiz des Jahres wurde das «La Fourchette» in Basel ausgezeichnet. In der Kategorie Newcomer kam «Maria’s Esszimmer im Seetal» in Beinwil am See/AG zu Ehren. Für ihr Lebenswerk ist Annegreth’s Schützenstube in Schaffhausen belobigt worden. In der Kategorie «Die etwas andere Beiz» wurde das «La Maison du Prieur» in Romainmôtier/VD geehrt, in der Kategorie «Unter einem Dach» das Berghotel Zur Sau in Abländschen/BE und bei der Kategorie Einkaufskorb der Klosterhof in Zug.
Dass in seinem Daheim ein solches Mittagessen stattfindet, ist keine Seltenheit. Der 63-Jährige veranstaltet regelmässig verschiedene Anlässe im Rahmen der von ihm gegründeten Vereinigung für kulinarische und geistige Nahrung. «Bei meinen Veranstaltungen vermische ich, wie es der Vereinsname bereits verrät, jeweils Kulinarik mit kulturellen Elementen», verrät Jenni. Die gut 100 Mitglieder zahlen einen moderaten Jahresbeitrag, um an den Veranstaltungen teilnehmen zu können. Ein elitärer Club sei die Vereinigung für kulinarische und geistige Nahrung aber auf keinen Fall. «Bei uns steht der Genuss im Vordergrund, der geistige als auch der kulinarische.»
(Ruth Marending)