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«Bier erlebt derzeit einen Imagewechsel»

Der Präsident des Schweizer Brauerei-Verbandes äussert sich zu den Entwicklungen im Biermarkt und der Lernendenförderung.

Der Direktor des SBV Marcel Kreber ist auch Generalsekretär beim Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten. (ZVG)

Marcel Kreber, der Schweizer Biermarkt ist im Braujahr 2018/19 um ein Prozent gewachsen. Was sind die Gründe dafür?
Marcel Kreber:
Zum einen verdanken wir den Zuwachs sicherlich den günstigen Wetterbedingungen. Zum anderen hat jedoch auch ein Imagewechsel stattgefunden. Bier hat sich vom Männer- und Arbeitergetränk zu einem trendigen Getränk gemausert, das zu jeder Gelegenheit passt.  

Und dennoch sucht man eine Bierkarte in vielen Restaurants vergebens ...
Das stimmt leider. Bis sich das Bier so etabliert hat wie der Wein, braucht es Zeit. Hier setze ich die Hoffnung in unsere Bier-Sommeliers und natürlich auch in die Gäste. Anstatt eine Stange zu bestellen, sollte immer nach der 
Bierauswahl gefragt werden.

Hemmen Bierlieferverträge die Vielfalt im Angebot? 
Nein, das denke ich nicht. Auch die grossen Brauereien bieten eine breite Vielfalt an Spezialitätenbieren an. Und ich bin sicher, diese wären bereit, das Vollsortiment zu liefern.

Eine Zeit lang war der Bierstil Indian Pale Ale (IPA) trendy. Wohin geht die Reise jetzt? 
Im Moment sind die Sauerbiere auf dem Vormarsch. Und wenn man sich Amerika anschaut auch Lagerbiere. Die neuen, jungen Brauer setzen vermehrt auf die alte Braukunst. Ein gutes Lagerbier von immer bester und gleichbleibender Qualität hinzubringen, das ist hohe Schule.

Häufig handelt es sich bei diesen Brauern auch in der Schweiz um Hobbybrauer. Wie steht es um den Nachwuchs?
Derzeit absolvieren nur fünfunddreissig junge Frauen und Männer die Lehre zum Lebensmitteltechnologen (Brauer). Das müssen wir ändern. 

Woran liegt das?
Der Beruf ist nicht sehr bekannt. Kommt hinzu, dass eine Brauerei über eine gewisse Infrastruktur verfügen muss, um Lernende ausbilden zu können. Dies ist nur in professionell und somit hauptberuflich geführten Brauereien der Fall. Schweizweit sind dies 25 von 1115 registrierten Brauereien.  

Was tut der Verband, um die Situation zu entschärfen?
Wir versuchen, die Brauereien untereinander zu koordinieren. So, dass ein Lernender Teile seiner Ausbildung in einer anderen Brauerei absolvieren kann. In Rheinfelden entsteht derzeit zudem eine Lernwerkstatt. Und wir müssen die Bekanntheit des Berufes steigern. Über die Medien, aber auch über Social Media. Die Förderung der Lernenden ist ein strategisches Ziel des Verbandes.

(Désirée Klarer)


Zur Person

Der Jurist Marcel Kreber ist seit 2008 unter anderem Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes. Ein Lieblingsbier hat er nicht, aber einen Getränkekühlschrank, in dem mindestens 30 verschiedene Biere zur Auswahl stehen.