Die Branche steckt den Kopf nicht in den Sand. Mit Berufsstolz und viel Kreativität trotzt sie der Krise. Viele positive Beispiele machen Mut.
Wenn die Gäste nicht mehr ins Restaurant kommen dürfen, geht das Restaurant zu den Gästen. Das war der erste Gedanke zahlreicher Gastgeber. Denn kaum hatte der Bundesrat am 17. März die verschärften Massnahmen verkündet, wurden Flyer und Plakate gedruckt und verteilt. «Wir sind noch da», titelt das «Landhaus» in Liebefeld/BE und bietet einen Lieferservice und Take-away an. «Trotz des Hammerschlags ist es nicht unsere Art, den Kopf in den Sand zu stecken. So suchten wir gemeinsam im Team nach neuen Lösungen», sagt Gastgeber Tom Christen. Die Gäste können online aus sechs Vorspeisen, neun Hauptgerichten und vier Desserts wählen. Abgerundet wird das Angebot durch vier passende Weine. «Um etwas echte «Landhaus»-Stimmung mit nach Hause zu bringen, servieren wir das Essen auf Porzellantellern, die wir anschliessend wieder abholen», ergänzt Tom Christen. Auch das Team vom Wirtshaus Zur Heimat in Ehrendingen/AG liefert Essen und feine Weine nach Hause. «Wir werden in unserem Webshop auch Gourmet-Päckli anbieten, oder ich gehe zu den Gästen, um sie mit exklusiven Zutaten zu bekochen», sagt Küchenchef Tim Munz.
In Biel/BE haben mehrere Firmen ihre Produktion eingestellt und weder Bedarf an Hotelzimmern noch an Gourmetmenüs. Deshalb nutzt Norman Hunziker von der Culinary Artist AG die Zeit, um vieles, das im Rummel der Eröffnung liegenblieb, aufzuarbeiten und abzuschliessen.
In Bern hat sich der Spezialist für Catering und Events, Mille Portails, mit einem Metzger, einem Gemüseproduzenten und einem Getränkehändler zusammengeschlossen. Sie liefern Rohprodukte, fertig gekochte Speisen und Getränke vor die Haustür.
Aus Uzwil/SG meldet das Hotel Uzwil, dass es seine Gastgeberrolle aufrechterhält. «Es ist wichtig, dass sich Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeitende, die in Spitälern und Praxen im Dauereinsatz sind, optimal erholen können», sagt Direktor René Meier. «Deshalb bieten wir ihnen Übernachtungen im Hotel Uzwil kostenlos an.» Zudem erledigen die Mitarbeitenden für die Hotelgäste die Wocheneinkäufe.
Das Lofthotel in Murg/SG bietet während der Ausnahmesituation wochenweise Loftzimmer zum Wohnen und Arbeiten an – inklusive WLAN, Parkplatz und Kaffee à discrétion.
Die Luzerner Zeitung hat online eine Liste mit Restaurants zusammengestellt, die Take-away-Lösungen oder Lieferdienste anbieten. Auch ein findiger Schweizer Entwickler bietet eine einfache Lösung für Gastronomen, um zumindest mittels Essensbestellung und Lieferservice im lokalen Umfeld über die Runden zu kommen. Mit pogastro.com bringt er die Take-away-Angebote kostenlos auf alle Handys von potenziellen Gästen im Umkreis des jeweiligen Restaurants.
Michèle Stocco-Dolder hat sich mit ihrem Bentobox-Lieferservice in Biel/BE auf Sushi spezialisiert. Am Samstag, 28. März, gibt sie auf lifeki.ch einen Online-Chirashi-Sushi-Kochkurs.
Weil auch Weindegustationen in einer Gruppe von mehr als fünf Personen nicht mehr gestattet sind, hatte Olivier Mounir eine süffisante Idee. Der Winzer aus Salgesch/VS lädt am Donnerstag, 2. April, ab 18 Uhr, auf rhodan.ch zu einer grossen Online-Verkostung ein. Damit diese kein trockener Monolog von Seiten des Winzers wird, kann das Degustationsset mit den sechs zu verkostenden Weine im Voraus bei der Cave du Rhodan bestellt werden.
Vier junge Schweizer haben die Plattform einanderhelfen.ch gegründet. Diese bringt hilfsbedürftige Menschen mit denjenigen zusammen, die helfen möchten. Dazu gehören Dienstleistungen wie Besorgungen erledigen, Gartenarbeiten, die Versorgung von Haustieren oder die Abfallentsorgung. Freiwillige registrieren sich dafür auf der Plattform und beschreiben, wie sie helfen möchten. Hilfesuchende können dann die Anzeigen einsehen und sich nach Bedarf melden.
(Gabriel Tinguely)
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