Mit dem sozialen Unternehmen «Direct Coffee» sorgen Marie und Michaël Tuil dafür, dass der Grossteil des Geldes bei jenen landet, die den Kaffee produzieren.
Marie und Michaël Tuil haben 2016 das soziale Kaffee-Unternehmen Direct Coffee gegründet. Dies, «um mit jeder Tasse Kaffee die Welt ein kleines bisschen besser zu machen», wie sie auf ihrer Webseite schreiben.
Auf ihrer Hochzeitsreise in Äthiopien sei ihnen die wunderbare Kaffeekultur des Landes aufgefallen. «Wir haben uns in das Land und die Leute verliebt und wollten mit unserer Arbeit gerne etwas Positives für sie bewegen», sagt Marie Tuil.
Den Kaffee kaufen die Tuils direkt von Kleinbauernfamilien, die ihn inmitten seines natürlichen Ökosystems, den Bergwäldern Äthiopiens, anbauen. Dank dieser Zusammenarbeit verdienen die Bauern mehr. Michaël Tuil erläutert: «Zwischenhändler leben von Preisaufschlägen. Da wir diese Zwischenhändler umgehen – und das sind im Kaffeehandel normalerweise sehr viele –, können wir den gleichen Preis, den wir dem letzten Zwischenhändler zahlen würden, direkt an den Bauern zahlen.» Hinzu komme, dass die Bauern heute mehr Verarbeitungsschritte übernehmen würden als früher. «Sie schälen die Kaffeekirschen, waschen und selektionieren sie. Sie bringen sie selbst auf die Qualität, die für den internationalen Handel geeignet ist», ergänzt Marie Tuil.
Die Frage, weshalb «Direct Coffee» die Bauern nicht in jenem Ausmass befähigt, bei welchem selbst ein Zwischenhändler wie «Direct Coffee» nicht mehr nötig wäre, beantwortet Marie Tuil so: «Damit der Kaffee frisch geröstet getrunken werden kann, muss man ihn hier in der Schweiz rösten.» Auch den Verkauf von Äthiopien aus stelle sie sich sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich vor. Sie sagt: «Es müsste eine Art Geschäftsführung in der Schweiz geben. Wir haben mit den Kleinbauern, mit denen wir zusammenarbeiten, einen guten Weg der Zusammenarbeit gefunden.»
Um Transparenz zu schaffen, bieten die beiden den Konsumentinnen und Konsumenten so genannte Kaffeereisen an. «Bei diesen Reisen können Wissbegierige mit uns nach Äthiopien kommen und die Kaffeebauern persönlich kennenlernen.» Im Moment seien die Reisen wegen der Pandemie ausgesetzt. Davor hätten sie eine einmalige Verbindung zwischen Kaffeetrinkern und Kaffeebauern ermöglicht, sagt Michaël Tuil.
Den Kaffee von «Direct Coffee» gibt es in gut 30 Restaurants der Schweiz. Für den Endkonsumenten falle der höhere Preis des Fair-Trade-Kaffees kaum ins Gewicht, sagt Marie Tuil: «Wenn man wie bei uns 25 Schweizer Franken pro Kilo zahlt anstatt, sagen wir, 12 Schweizer Franken für einen Billigkaffee, sind das für die acht Gramm Kaffee pro Tasse gerade mal zehn Rappen mehr. Deshalb wünschen wir uns, dass viel mehr Gastronomen sich für einen wirklich fairen Kaffee entscheiden.
(Désirée Klarer)
Marie Tuil ist ursprünglich Journalistin, ihr Mann Michaël Unternehmensberater. Ende 2015 hängten die beiden ihre Jobs an den Nagel. 2016 gründeten sie mit «Direct Coffee» ihr erstes, soziales Unternehmen. 2019 kam Solarbalkon.ch mit sehr leichten Solarpanels zum Einstecken hinzu. Ihr neuester Geschäftszweig ist «Haferdrinkkonzentrat.ch».