Eine Weinregion findet ihre eigene Essenz

Lange für günstigen Fasswein bekannt, besticht die Region Jumilla in Spanien heute mit einer neu gefundenen Identität und einer besonderen Rebsorte.

Sie ist eine urtypische spanische Rebsorte und der Stolz der Winzerinnen und Winzer in Jumilla: Monastrell, auch bekannt als Mourvèdre oder Mataró. Monastrell gedeiht in den kargen, kalkhaltigen Böden der Region. Die Wurzeln der Pflanzen graben sich  tief in den Boden ein.

Obwohl die Sommertage in Jumilla gerne über 40 Grad heiss werden und es in der Region im Südosten Spaniens weniger als 300 Millimeter pro Jahr regnet, braucht die klimaresistente Sorte in aller Regel keine zusätzliche Bewässerung und wächst als Buschrebe. «Das wenige Wasser das wir haben, brauchen wir für die Oliven- und Mandelbäume der Region und für die nicht heimische Rebsorte wie Cabernet Sauvignon», erklärt Esther González de Paz, Kommunikationsverantwortliche bei der Regulierungsbehörde für die geschützte Ursprungsbezeichnung Jumilla.

Die Monastrell-Reben gedeihen im heissen, trockenen Klima von Südostspanien mit über 3000 Sonnenstunden im Jahr prächtig. In kälteren Regionen könnten deren Trauben derweil nur schlecht reifen. (Bilder zvg)

Über 70 Prozent der gesamten Rebbaufläche von 22 000 Hektaren sind in Jumilla mit Monastrell bepflanzt. Neben den Reben gedeihen unter den kargen Bedingungen wilder Rosmarin, Thymian und Espartogras. «Daraus haben die Einheimischen früher Schuhe, Teppiche und vieles mehr hergestellt», so González de Paz.

Bekannt für Fasswein-Export

Die jüngste Geschichte der Monastrell und der Weinregion Jumilla ist eine bewegte: Während der Reblausplage Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die Sorte, die sich gegen den Schädling resistent zeigte, einen Boom. Die Produzenten in der Region Jumilla exportierten bis 1975 Fasswein nach ganz Europa, nur die wenigsten verkauften Flaschenweine.

Während die Monastrell-Rebe sich gegen die Reblaus resistent zeigt, ist sie anfällig für Falschen und Echten Mehltau.

Zur Wiederentdeckung von Jumilla-Wein trug unter anderem die Familie Juan Gil bei. 1998 begann Miguel Gil, aus der vierten Generation der in ganz Spanien tätigen Wein-Dynastie, in Jumilla ein neues Abenteuer. In den frühen 2000er-Jahren startete die Marke durch. Weine der Einstiegsklasse, wie eine der beliebtesten spanischen Marken Silver Label Monastrell, sprachen die breite Öffentlichkeit an, während Spitzenweine wie El Nido von der Presse und internationalen Kritikern gelobt wurden.

Ausdrucksstarke Weine

Heute stellen 1700 Winzerinnen und Winzer und 38 Weinkellereien unter der geschützten Ursprungsbezeichnung Jumilla eigene Weine her und haben sich ein neues Profil geschaffen. Viele sind stolz auf ihre wurzelechten, über 40-jährigen Monastrell-Reben.

Deren Trauben reifen spät und weisen eine dicke Schale auf. So entstehen ausdrucksstarke Weine mit intensiver Farbe und einer ausgeprägten Fruchtigkeit. Neben Aromen von roten und schwarzen Früchten spiegeln Monastrell-Weine auch die mediterranen Gewürze wie Rosmarin und Thymian wider, die in ihrer unmittelbaren Umgebung wachsen. Genauso die Mineralität des Kalkbodens. Am Gaumen sind sie ausgewogen, seidig und kräftig in der Textur.

(Alice Guldimann)


Jumilla

Die im Südosten Spaniens gelegene Weinregion erstreckt sich über zwei der südlichen Provinzen Spaniens: Kastilien-La Mancha, in der 60 Prozent der Weinberge liegen, und Murcia. Das Gebiet umfasst insgesamt 22 400 Hektaren. 29 Prozent der Weinproduktion geht in den Heimmarkt, 71 Prozent in den Export. Die Ursprungsbezeichnung Jumilla gibt es bereits seit 1966.


Mehr Informationen unter:

jumilla.wine