Der Freiburger Lucien Mosimann tritt als Symbolfigur des Bocuse d’Or zurück, bleibt aber in der Schweizer Akademie aktiv.
Kaum einer kennt und prägte die Schweizer Bocuse-d’Or-Geschichte so wie Lucien Mosimann. (ZVG)
Ich hatte mir schon länger Gedanken gemacht aufzuhören, wollte aber nicht gehen, ohne sicher zu sein, dass die Nachfolge geregelt ist. Das Wichtigste war, der Schweizer Akademie des Bocuse d’Or eine neue Struktur zu geben und die richtigen Leute zu finden, um die Arbeit fortzusetzen. Jetzt, da das der Fall ist, bin ich froh, den Stab beruhigt weitergeben zu können.
Am Anfang waren wir zu dritt: Philippe Rochat, Dario Ranza und ich. Im Laufe der Jahre wuchs das Team, blieb aber im Grossen und Ganzen auf eine kleine Gruppe von Personen beschränkt. Da wir jedoch mehrere Kandidaten hatten, die hervorragende Ergebnisse erzielten, wurde schnell klar, dass es uns ein wenig an Professionalität mangelte. Aus diesem Grund wurde die technische Kommission ins Leben gerufen, die sich aus ehemaligen Kandidaten des Bocuse d’Or zusammensetzt. Und das aus gutem Grund: Sie kennen den Wettbewerb und wissen, was er bedeutet.
Seit dem Frühjahr Romain Wanner, unterstützt von Christoph Hunziker, der 2015 und 2023 am Wettbewerb teilgenommen hat. Dann Teo Chiaravalloti aus dem Tessin, der 2013 die Schweiz vertreten hat, und Filipe Fonseca Pinheiro, Finalist von 2017 und einer der beiden Küchenchefs des Restaurants de l’Hôtel de Ville in Crissier/VD. Alle bringen wertvolle Erfahrungen und viel Enthusiasmus mit. Parallel dazu haben wir Beat Weibel angesprochen, der die Akademie seit über zwanzig Jahren begleitet. Er kennt das Haus, die Wettbewerbe und die Netzwerke gut – unter anderem war er Präsident des Cercle des chefs de cuisine de Berne.
Ja, ich verlasse das Komitee, aber ich verschwinde nicht. Ich werde Beat Weibel bei seinem Amts-antritt unterstützen. Und ich werden Franck Giovannini, den Präsidenten der Akademie, und Koordinatorin Anna Pernet zur Seite stehen. Und ich werde die Partnerschaften weiterhin betreuen, ein Bereich, der mir sehr am Herzen liegt und der zur Entwicklung der Akademie beigetragen hat.
Alles begann im Jahr 2000. Ich war in Lyon beim Wettbewerb dabei, als Dario Ranza die Schweiz vertrat. Ich sah deutlich den Unterschied zu Ländern wie Frankreich, das über acht oder neun Assistenten verfügte. Dario machte alles allein. Begleiter Philippe Rochat hatte seine Teilnahme aus eigener Tasche bezahlt und sich in der Presse darüber empört. Ich schrieb ihm, um ihm eine Partnerschaft vorzuschlagen. Drei Tage später trank ich bei ihm in Crissier einen Kaffee, und wir entwarfen gemeinsam die erste Schweizer Auswahl, die in der Berufsschule von Montreux organisiert wurde. Das war der Beginn einer langen Cuisinier-d’Or-Geschichte, die Kadi organisierte.
Die Bronzemedaille von Franck Giovannini in Lyon im Jahr 2007 bleibt natürlich ein Höhepunkt. Ebenso wie der fünfte Platz von Stéphane Décotterd und Mario Garcia oder die Organisation der europäischen Vorausscheidung in Genf im Jahr 2010. Damals haben 2450 Kochlernende zugeschaut. Wir haben auch den grossen Paul Bocuse in Bern empfangen, dessen Anwesenheit alle Teilnehmerinnnen und Teilnehmer sehr beeindruckt hat.
Paul Bocuse gab mir den Spitznamen Monsieur Patate, weil ich bei Kadi arbeitete. Eines Tages sagte er mir, dass nur seine Teams wüssten, wie man Pommes soufflées zubereitet. Ich nahm die Wette an, ihm drei Kartons davon zu liefern. Kurz darauf schickte er mir eine Nachricht: Er lobte ihre Qualität, merkte aber an, dass sie gleich nach denen seines Restaurants kämen. Ich nahm das als Kompliment.
Franck spielt eine zentrale Rolle. Ich habe ihn kennengelernt, als Dominique Bucher, Finalist von 2004, in Crissier trainierte. Er fand Gefallen an dem Wettbewerb und nahm selbst daran teil, bis er schliesslich 2007 Bronze gewann. Seitdem hat er nie aufgehört, die Kandidaten zu begleiten.
Eine grundlegende. Nachdem Philippe Rochat und Benoît Violier das Erbe von Frédy Girardet angetreten hatten, ist Crissier heute mit Franck Giovannini das pulsierende Herz des Bocuse d’Or in der Schweiz. Dort hat auch die Akademie ihren Sitz.
Das ist nie einfach, aber wir haben das Glück, seit 2007 auf treue Partner zählen zu können, die uns zur Seite stehen. Wir arbeiten langfristig und vertrauensvoll mit Sponsoren zusammen, die sich untereinander nicht konkurrenzieren. Was die Schweizer Institutionen angeht, so hatten wir zahlreiche Kontakte, aber bisher keine echte Zusammenarbeit. Diese offizielle Unterstützung wäre sehr willkommen.
(Patrick Claudet/rup)