Das Gastgewerbe kämpft mit Gästeschwund. Mehr als die Hälfte der gastgewerblichen Betriebe der Schweiz macht derzeit Verluste. Gastrosuisse hofft nun auf ein rasches Handeln des Bundes.
«Die wirtschaftliche Lage im Gastgewerbe ist weiterhin ernst», sagt Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse. Wegen den anhaltenden Corona-Massnahmen verzeichnen inzwischen fast 70 Prozent der gastgewerblichen Betriebe Verlust. Das ergab eine Umfrage, die Gastrosuisse Anfang Januar bei seinen Mitgliedernn durchgeführt hat. Auch den Mitarbeitenden macht die Situation je länger desto mehr zu schaffen. Dies ergab eine Befragung bei knapp 1900 Mitgliedern des Branchenverbandes, die in der ersten Januarwoche durchgeführt wurde. Stark zugespitzt hat sich die Lage, nachdem im September 2021 die Zertifikatspflicht eingeführt wurde. Und seit der 2G-Regelung, die im Dezember verordnet wurde, haben vier von fünf Betriebe deutlich weniger Gäste. «Bei vielen Mitgliedern ist der Umsatz denn auch deutlich zurückgegangen», sagt Platzer. Besonders das Feiertagsgeschäft habe gelitten. Die gastgewerblichen Betriebe machten nur 53 Prozent Umsatz gegenüber einem üblichen Geschäftsjahr.
Gesamthaft liegen die Umsätze im 2021 rund 40 Prozent tiefer als in den Jahren vor der Pandemie. «Das hat vielen Betrieben stark zugesetzt», so Platzer. Deshalb waren die verschiedenen Unterstützungsmassnahmen des Bundes wie die Härtefallgelder unabdingbar. Doch diese Entschädigungen waren nicht für die Umsatzverluste ab dem dritten Quartal 2021 vorgesehen. Gut die Hälfte der Betriebe fanden die Entschädigungen bis Juni 2021 ausreichend, aber ab Juli 2021 geben fast 80 Prozent an, ungenügend entschädigt worden zu sein. Gastrosuisse begrüsst daher, dass das Härtefallprogramm wieder hochgefahren werden soll und der Bund jetzt versucht, die betroffenen Branchen möglichst rasch und national einheitlich zu entschädigen. Wichtig ist aber, dass die ungedeckten Kosten nicht nur in diesem Jahr, sondern auch rückwirkend bis zum September 2021 entschädigt werden. Entscheidend wird auch die Umsetzung sein. «Es braucht eine praxistaugliche Lösung», sagt Platzer.
Es bleibe ferner zu hoffen, dass der Bundesrat keine weiteren Verschärfungen beschliesst. Vier von fünf gastgewerbliche Betrieben gingen davon aus, dass eine Einführung von beispielsweise 2G+ weitere erhebliche Auswirkungen hätte und einer Branchenschliessung gleichkommt. Bei einer Teilschliessung sehen sich viele Betriebe zudem erst recht in ihrer Existenz bedroht. Eine Teilschliessung des Gastgewerbes mache ohnehin wenig Sinn. Ziel des Bundesrats sei es, eine Überlastung der Spitäler zu verhindern. Laut Bundesrat sei hierbei diejenige Bevölkerungsgruppe entscheidend, die weder geimpft noch genesen ist. Diese Gruppe dürfe aufgrund der 2G-Regel aber heute schon weder in einem Restaurant, noch einem Café noch einer Bar einkehren. «Ein Lockdown in unserer Branche würde daher gar keine Wirkung erzielen», so Platzer.
(mm/dkl)