Immer mehr Event-Veranstalter setzen auf hybride Durchführungsformen. Ein Trend, der sich auch nach der Krise fortsetzen wird?
Der Tagungstourismus hat während der Coronakrise besonders gelitten. Während mehrerer Monate waren Events mit Gästen gänzlich verboten. Aber auch in Zeiten, als sie nicht verboten waren, sorgte die Vorstellung von grossen Menschenansammlungen in engen Innenräumen bei manchen Teilnehmenden für ein mulmiges Gefühl. Viele Veranstalter wollten dennoch nicht ganz auf die Möglichkeit verzichten, dass die Gäste sich vor Ort austauschen konnten, wenn sie es denn wünschten. So entstand eine neue Form von Anlässen: Hybrid-Events. Bei dieser Veranstaltungsform ist ein Teil der Teilnehmenden vor Ort anwesend, während der andere Teil das Programm digital im Büro oder von zuhause aus mitverfolgen kann. Wer als Veranstaltungsort in die nötige Technik investiert hat, profitiert nun von einem Marktvorteil.
So beispielsweise das Hotel Seepark in Thun. «In Hybrid-Anlässe zu investieren, war für uns ein wichtiger Entscheid», sagt Urs Bircher, Head Hotel Services. Das Angebot habe geholfen, auch während der Krise marktrelevant zu bleiben. Mittlerweile werden bei rund jedem fünften Seminar im Seepark hybride Komponenten im Vorfeld bestellt. Bei etwa gleich vielen Anlässen kommt der Bedarf zudem spontan vor Ort auf.
Um Seminare mit virtuellen Bestandteilen für 2 bis 120 Personen anbieten zu können, hat das Hotel in gute hochauflösende Screens investiert sowie in eine USB-Video-Soundbar mit sehr gutem Mikrofon und sehr guter Audio-Leistung. «Das sind die Dinge, die man benötigt, um Hybrid-Anlässe professionell durchführen zu können», so Bircher. «Die Anschaffung kann zudem durch eine Partnerschaft mit einem technischen Partner ersetzt beziehungsweise ergänzt werden – je nach Bedarf und Grösse des Hauses.» Man muss nicht gleich alles Denkbare anschaffen, sondern sollte sich gut überlegen, was man wirklich benötigt.
«Wir haben im «Seepark» beispielsweise kein Angebot als Studio für virtuelle Meetings zusammengestellt. Auf Equipment wie Greenscreens, Mischpult, Kameras, Bühnenmobiliar, Trennwände, Plexiglaswände, Monitoren, Soft- und Hardware für die Bearbeitung, Mischung und Übertragung konnten wir daher verzichten.» Urs Bircher ist sich sicher, dass sich die Investitionen auch künftig auszahlen werden: «Hybride Bestandteile werden im klassischen Tagungswesen bestehen bleiben.»
Für Hybrid-Events gerüstet ist auch das Hotel Schweizerhof Bern & Spa. Anstelle der Anschaffung einzelner Komponenten wurde hier eine Partnerschaft mit einer externen Technikfirma aufgebaut. Gebucht wird das Angebot vor allem als Alternative zu einem regulären Event. «In der Zeit, als die regulären Veranstaltungen nicht erlaubt waren, war ein hybrider Anlass eine willkommene Alternative», sagt Marketing Manager Johanna Schmude.
Auch sie glaubt, dass sich die Investition gelohnt hat, allerdings nicht aus finanzieller Sicht: «Die Vorteile bestehen darin, dass wir unseren Veranstaltungsgästen zu ihrem regulären Event einen Plan B anbieten können.» Nach wie vor sei den Gästen aber das physische Treffen und Netzwerken sehr wichtig, welches sich nicht durch Online-Veranstaltungen ersetzen lasse. Als Plan B oder auch für Gäste, welche nicht vor Ort teilnehmen können, seien Hybrid-Events aber sicherlich auch künftig denkbar.
(Angela Hüppi)
Unter einem Hybrid-Event versteht man eine Veranstaltung, bei welcher eine Online-Übertragung stattfindet, während gleichzeitig Teilnehmende vor Ort dabei sind. Das kann ein Interview mit zwei Personen sein bis hin zu einer kleinen oder grösseren Gruppe von Gästen.