Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Shanghai atmet wieder auf

Vor wenigen Wochen berichtete skv-Mitglied Marco Mehr über den Stillstand in Shanghai. Heute ist er in Quarantäne. Und meldet doch Positives.

Marco Mehr (33) ist derzeit in seinem Appartement eingeschlossen. (ZVG)

Nach einem kurzen Abstecher in die Schweiz ist Marco Mehr, Executive Chef im «Park Hyatt», nach Shanghai zurückgekehrt. Ungeplant. «Ich habe geahnt, dass China bald die Grenzen schliessen wird, deshalb habe ich meinen Schweiz-Aufenthalt frühzeitig abgebrochen», erzählt Marco Mehr.

Derzeit befindet er sich in vierzehntägiger Quarantäne. Von dort meldet er sich mit einem Live-Bericht, den die Hotellerie Gastronomie Zeitung in gekürzter Fassung an dieser Stelle veröffentlicht.  

Unter Polizeibegleitung vom Flughafen direkt ins Appartement 

«Es kehrt langsam, aber sicher wieder etwas Normalität in Shanghai ein. Viele Restaurants sind wieder geöffnet, Leute bewegen sich wieder mehr auf den Strassen. Jedoch ist es noch lange nicht so, wie es zuvor war. Dies wird noch eine Weile dauern. 

Ich wurde vom Flughafen unter Polizeibegleitung in mein Appartement gebracht. Es wurde eine Lichtschranke an meiner Tür montiert, um sicher zu gehen, dass ich für die nächsten zwei Wochen die Tür nicht öffne und somit die Wohnung nicht verlasse. Nahrungsmittel darf ich nur online bestellen, welche dann vor meine Tür geliefert werden. Mit Erlaubnis eines Polizisten darf ich dann die Tür jeweils öffnen. 

Zweimal pro Tag muss ich Angaben zu meiner Körpertemperatur machen. Diese Massnahmen werden von den Behörden strikt und konsequent durchgesetzt. Ich verstehe und befürworte dieses Vorgehen. Denn es gibt mittlerweile viele «Corona-Flüchtlinge» aus dem Ausland, die versuchen, bei uns ein Zimmer für drei oder mehr Wochen zu buchen. Würde China dies erlauben, wäre das Virus wahrscheinlich sehr schnell wieder zurück.

Restaurant-Wiedereröffnungen am 1. April und 1. Mai

Ins Park Hyatt Hotel kehrt langsam der Alltag zurück. Wir eröffnen am 1. April als Erstes unser chinesisches Restaurant, da dies momentan mit Bestimmtheit am meisten gefragt sein wird. Unsere Kundschaft wird wahrscheinlich zu 90 bis 95 Prozent aus einheimischen Gästen bestehen. Die Nachfrage für die westlichen Restaurants wird sich noch in Grenzen halten. Deshalb haben wir nun provisorisch als Eröffnungsdatum den 1. Mai fixiert. 

Im Bereich Küche und Service  konzentrieren wir uns momentan auf Trainings. Wir werden Standards vertiefen, damit wir stärker und besser zurückkommen. Ich persönlich arbeite eng mit dem Marketing-Team zusammen, damit wir mit Promotions und Specials bereit sind. 

Die momentane Situation ermöglicht es, Dinge zu hinterfragen, seien es Konzepte, Menüs oder Abläufe. Wir haben sehr viele Menüs geändert. Jetzt ist Zeit, um sie den Köchen zu demonstrieren und sie zu üben.

Mein Tipp an alle Berufskollegen in der Heimat: Versucht, das Bestmögliche aus dieser schwierigen Situation herauszuholen, sei es privat oder beruflich. Es ist wichtig, dass alle die Situation ernst nehmen und sich an die vorgegebenen Massnahmen halten. Je mehr dies tun, desto schneller kommen wir aus der Krise heraus. Ich wünsche allen gute Gesundheit!»

(Jörg Ruppelt)