Im August haben sechs junge Berufsleute aus dem Gastgewerbe in Cork (IE) kostenlos ein Praktikum gemacht. Finanziert wurde ihr Sprach- und Arbeitsaufenthalt von Movetia.
Die zweitgrösste Stadt Irlands: Cork. (Unsplash)
Die Zeit nach der Lehre und vor der ersten Stelle haben Kajsa Gisler, Fabian Häsler, Philipp Kehrli, Alisha Mohr, Sven Müller und Dominic Stadler gut genutzt. Mit Lehrabgängern aus anderen Branchen nahmen sie am Projekt Swype teil. Vier von ihnen erzählen hier von ihren Erlebnissen.
In Cork, der zweitgrössten Stadt Irlands, absolvierten die insgesamt 43 jungen Berufsleute einen Monat lang einen Sprachaufenthalt mit Berufspraktikum. Untergebracht waren sie in Gastfamilien. Nach einem einwöchigen Sprachkurs tauchten die Schweizer ins irische Arbeitsleben ein. Auf diese Weise erweiterten sie ihre sprachlichen, fachlichen sowie ihre sozialen Kompetenzen. Ausserdem lernten sie Land und Leute aus einer Insider-Perspektive kennen.
Während es für Maturanden und Studierende verschiedene Angebote für kostengünstige Auslandsaufenthalte gibt, fehlte bislang eine entsprechende Möglichkeit für Lernende respektive Lehrabgänger. Swype hat diese Lücke im Berufsbildungssystem geschlossen (siehe Kasten). Abgesehen von 200 Franken Anmeldegebühr waren die Reise, der Sprachkurs, die Unterkunft und die Verpflegung für die Teilnehmenden kostenlos. Mitglieder der Hotel & Gastro Union bekamen sogar die 200 Franken Anmeldegebühr zurückerstattet.
Miriam Häfliger, Swype-Projektkoordinatorin
Miriam Häfliger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Travail Suisse und Koordinatorin für das Swype-Projekt. Sie hat den Austausch nicht nur organisiert, sondern auch einige Teilnehmende am Arbeitsplatz in Cork besucht. Bei Gesprächen mit den irischen Arbeitgebern stellte Miriam Häfliger fest: «Die Iren waren von den jungen Schweizern und deren beruflichem Know-how positiv überrascht.» In Irland, wo es kein duales Bildungssystem wie in der Schweiz gibt, sei man es nicht gewohnt, dass 18- bis 20-Jährige schon so professionell arbeiten.
Kaum zurück vom Sprachpraktikum in Irland, beginnt für einige der Heimgekehrten bereits das nächste grosse Abenteuer. «Ich werde fünf Monate als Konditor in einem französischen Restaurant in Indien arbeiten. Danach reise ich noch etwas durch Asien», verrät Dominic Stadler seine Pläne. Kajsa Gisler nimmt im Oktober an einem dreiwöchigen Austauschprogramm in China teil, bevor sie dann in der Schweiz als Köchin arbeiten wird.
(Riccarda Frei)
In Irland hat es mir sehr gut gefallen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und neue Freundschaften geschlossen. Gearbeitet habe ich im Restaurant Market Lane. Die Arbeitskollegen waren überrascht, dass eine 18-Jährige eine abgeschlossene Ausbildung hat. Mich erstaunte im Gegenzug, dass es keine Putzlappen wie in der Schweiz gibt und dass die Ausstattung recht minimal gehalten und vieles von Hand gemacht wurde. Etwa das Schneiden von Süsskartoffel-Pommes. Ich habe gelernt, wie man unter minimalsten Bedingungen das Maximale herausholen kann, um die Gäste kulinarisch zu beeindrucken.
Es war einfach, sich in Irland einzuleben, da die meisten Menschen sehr herzlich und offen waren. Ich habe im Dwyers Garden Centre Café als Barista gearbeitet. Durch meine Ausbildung brachte ich schon Knowhow mit und konnte daher fachlich nicht sehr viel Neues dazulernen. Dennoch hat sich die Reise nach Cork gelohnt. Mir hat die Lockerheit der Iren gefallen. Ob der Bus sich verspätet oder das Zubereiten von Essen im Restaurant länger dauert, man regt sich nicht auf. Das hat mich schon sehr stark beeindruckt. Ebenso wie die Einstellung, dass man arbeitet, um zu leben und nicht umgekehrt.
Ich habe in einer tollen Gastfamilie leben dürfen und mich bei der Firma Culture Co-Working um Posts für diverse Social-Media-Kanäle gekümmert sowie alles gemacht, was gerade angestanden hat. Zwar arbeitete ich nicht in der Hotellerie, dennoch ist mir aufgefallen, dass die Arbeitsatmosphäre in Irland deutlich gelassener und nahbarer wirkt als in der Schweiz. Beruflich habe ich nicht viel dazugelernt, aber ich habe persönliche Fortschritte gemacht. Wenn das ginge, würde ich mich sofort nochmals für dieses Programm anmelden. Ich kann eine Teilnahme wirklich allen ans Herz legen.
Ich hatte in Irland eine sehr gute Zeit und habe eine freundliche, offene Kultur erlebt. Gearbeitet habe ich im Restaurant Luigi Malones, wo ich die Küche unterstützte, indem ich Mise en place machte, Gemüse rüstete sowie Saucen und Dressings vorbereitete. Im Team fühlte ich mich gut aufgenommen, doch die Verständigung war schwierig, da die meisten nicht aus Irland stammten und zum Teil fast kein Englisch sprachen. Dennoch bekam ich einen Eindruck davon, wie in der Küche gearbeitet wird. Ich konnte meinen Umgang mit dem Messer verbessern und lernte den Aufbau von verschiedenen neuen Rezepten kennen.
Swype ist ein Projekt von Travail Suisse und seiner Mitgliedsverbände, zu denen auch die Hotel & Gastro Union zählt. Der Projektname Swype steht für Swiss Young Professional Exchange. Finanziell getragen wird Swype von Movetia, der nationalen Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich, und Travail Suisse. Zurzeit wird noch abgeklärt, ob das Projekt auch im Jahr 2026 finanziert und durchgeführt werden kann.